Wir fahren vom Andersson-Gate zum Van-Lindequist-Gate durch den Etosha Nationalpark und können uns an den vielen Tieren kaum sattsehen. Was für eine Fahrt! Nur aussteigen dürfen wir nicht bzw. nur dort, wo es explizit erlaubt ist: bei den Toiletten.
Namibia, Etosha Nationalpark, Schildraben
Es scheint, als würden die zwei Schildraben des Etosha Nationalparks auf die Warnung auf dem Meilenstein aufmerksam machen wollen: Bleib im Auto!

Der Etosha, wie wir den Nationalpark einfachheitshalber nennen, ist nur von Sonnenauf- bis -untergang zugänglich. Wer eine Übernachtung im Park gebucht hat, muss also vor Sonnenuntergang durch eines der entsprechenden vier Eingangstore fahren. Andererseits darf man innerhalb des Nationalparks nicht zu viel Zeit vertrödeln, wenn man vor Sonnenuntergang draussen sein muss. Die Strecke ist doch etwa 180 km lang. Dank der Tatsache, dass wir nahe bei den Toren ausserhalb des Nationalparks im Ongava Tented Camp und im Mushara Outpost gebucht haben, steht uns der ganze Tag zur Verfügung.

Erster Stopp: Okaukuejo

Am Andersson-Gate müssen wir zuerst den Papierkrieg erledigen, wie schon am Vortag unser Guide. Den Bürokratiezettel, den wir bekommen, müssen wir in Okaukuejo am Schalter des Ministeriums für Umwelt und Tourismus vorweisen, wo wir dann die Genehmigung für den Parkaufenthalt (Permit) bekommen und den Eintritt bezahlen.

Namibia, Etosha Nationalpark, Andersson-Gate
Am Andersson-Gate hat es normalerweise mehr Verkehr. Aber uns soll’s recht sein.

Während Heinz Benzin tankt, gehe ich in den Shop. Ich liebe solche Souvenirshops –, die ich meistens ohne Beute verlasse. Aber diesmal muss es doch ein Büchlein zur Tierwelt des Etosha und eine Tasche mit hübschem Tierschmuck sein. Noch ein Boxenstopp, denn (eingezäunte!) WCs gibt es im Park nicht an jeder Ecke, und unterwegs auszusteigen ist strikte verboten. Also dann – los geht’s!

Am Rand der Salzpfanne

Den Rand der riesigen Salzpfanne möchten wir uns nochmal in aller Ruhe anschauen, also biegen wir schon kurz nach Okaukuejo links ab. Diese Weite ist schon enorm beeindruckend. Auf dem weissen Kalkboden sind derzeit keine Tiere zu sehen, also fahren wir weiter. Die beste Zeit für Tierbeobachtungen wären die Morgen- und die Abendstunden, doch heute können wir uns das nicht aussuchen. Wir müssen durchfahren.

Namibia, Etosha Nationalpark, Etosha-Salzpfanne
Der Aussichtspunkt, der den Blick in die Salzpfanne freigibt.

Mehrwissen: Etosha-Salzpfanne

Der Etosha wurde bereits 1907 zum Wildschutzgebiet erklärt und ist 22’270 km2 gross. Das ist riesig! Grösser als die vier grössten Schweizer Kantone zusammen (GR, BE, VS, VD). Innerhalb des Parks befindet sich die Etosha-Pfanne, deren Name Etosha in der Sprache der Owambo «Grosser, weisser Ort» bedeutet. Diese Salzpfanne ist der Boden einer Senke, die vor zwei bis vier Millionen Jahren entstanden ist, vielleicht sogar früher. Sie misst 4760 km2 und kann sich nach einer niederschlagsreichen Regenzeit in eine grosse Lagune verwandeln. Sie ist dann etwa 10 cm hoch mit Wasser gefüllt und zieht Flamingos und andere Wasservögel an. Das Wasser ist allerdings sehr salzhaltig, salziger als Meerwasser.

Ausserhalb der Salzpfanne gibt es etliche natürliche Wasserstellen, die durch unterirdische Quellen gespeist werden, die das Wasser mit Druck an die Oberfläche befördern. Zudem gibt es viele künstliche Wasserstellen. Im Namibia-Wildlife-Reiseführer sind alle Wasserstellen erwähnt, auf einer Karte eingetragen und beschrieben.

Namibia, Etosha Nationalpark, Etosha-Salzpfanne, Akazie
Und immer wieder mal der Blick auf die Salzpfanne.

Die Salzpfanne selber ist kaum mit Pflanzen bewachsen. Nur einige zähe Gräser sind für diesen Boden und das Klima geeignet. Am Rand der Pfanne gedeihen hingegen Büsche und Akazien.

Innerhalb des Etoshas gibt es sechs Möglichkeiten, zu übernachten, was morgendliche und abendliche Tierbeobachtungen erleichtert. Aber es funktioniert auch, wenn man in der Nähe der Ein-/Ausgangstore übernachtet.

Es dauert nicht lange, sehen wir schon unsere ersten Elefanten! Wow! Was wir aber noch nicht wissen: Bis zum späten Nachmittag werden es sage und schreibe sechs Herdensichtungen sein! Beim Baden im Wasserloch, beim Überqueren der Strasse und einfach so, mitten im Gebüsch stehend – wir werden elefantenmässig verwöhnt. Allerdings lassen sie sich in der Hitze –  wir haben 42 °C! – immer schlechter fotografieren, denn die Luft «brennt», die Sicht ist am Nachmittag nicht mehr klar.

Namibia, Etosha Nationalpark, Temperaturanzeige
42 °C – da hat unsere Klimaanlage zu tun…
Namibia, Etosha Nationalpark, Elefanten
Zwei Elefanten am Wegesrand.
Namibia, Etosha Nationalpark, Elefanten queren die Strasse
Eine Elefantenfamilie überquert in aller Seelenruhe die Strasse.
Namibia, Etosha Nationalpark, Elefanten, Zebras, Wasserloch
Elefanten und Zebras treffen sich am Wasserloch.

Der grosse Tierreichtum

Die Menge an Zebras und Springböcken ist umwerfend und erinnert uns an die Bilder, die wir von der Serengeti gesehen haben. Wir sind ziemlich überwältigt – und schwitzen trotz Klimaanlage vor uns hin. Auch einige Zebras suchen den Schatten, manchmal sogar entlang der Strasse. Dass da Autos vorbeifahren, scheint ihnen egal zu sein.

Namibia, Etosha Nationalpark, Zebramuter, junges Zebra
Eine Zebramutter mit Jungtier am Strassenrand. Da braucht es echt kein Teleobjekiv mehr!
Namibia, Etosha Nationalpark, Giraffenmutter mit Zwillingen
Eine Giraffe mit Zwillingen sieht man eher selten.

Die Hauptroute durch den Etosha ist übrigens gut zu befahren, doch kaum verlässt man sie, sind die «Strassen» ziemlich rau und löchrig. Aber nur auf diesen Pisten gelangt man zu den Wasserlöchern, wo wir dann wieder versöhnlich gestimmt werden: Irgendein Tier ist immer zu sehen! Manchmal muss man einfach ein paar Minuten warten.

Weiterführende Links

>>> Weiter zu Mushara Outpost: Glamping mit tierischen Gästen

>>> Zurück zu Ongava – wilde Tiere vor der Haustür

>>> Zurück zu Twyfelfontein und seine Wüstenelefanten

>>> Zurück zu Swakopmund, kleine Stadt der Abkühlung

>>> Zurück zu Die Namib-Wüste – schön und sandig

>>> Zurück zu Bagatelle Kalahari – unter Nashörnern und Geparden

>>> Zurück zu Windhoek – das Tor zu Namibia

>>> Weiter zu Waterberg, Farm zwischen Tafelbergen

>>> Weiter zu GocheGanas – bei Nashörnern und Katzen

>>> Zurück zu Namibia: Übersicht über unsere Rundreise

>>> Weiter zu Namibia: Allgemeine Reisetipps

>>> Weiter zu Namibia: Tipps für Selbstfahrerinnen und -fahrer

Mehr Infos zum Etosha National Park

© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2024

Offenlegung: Wir haben die ganze Reise aus der eigenen Tasche bezahlt.