
Die MS Excellence Royal ankert goldrichtig genau vor der Altstadt. Es ist 8:30 Uhr, kalt und neblig, doch das hält uns nicht davon ab, Rouen zu erkunden. Um diese Zeit sind wenigstens noch nicht so viele Leute unterwegs. Allerdings ist es stellenweise so neblig, dass wir manchmal die Spitzen der «100 Kirchtürme» nur schwach sehen. Glücklicherweise verzieht sich später der Nebel und wir geniessen die Stadt und ihre wichtigsten Sehenswürdigkeiten bei Sonnenschein.

Inhalt
Katholische Kirche Saint-Maclou
Sie ist eine reich verzierte, spätgotische Basilika, die zwischen 1437 und 1517 erbaut wurde. Weil sie während des Zweiten Weltkrieges schwer beschädigt wurde, musste sie restauriert werden. 1965 wurde sie teilweise wieder geweiht. Weitere Wiederherstellungsarbeiten wurden nach und nach in Angriff genommen und dauern noch an. Die Restaurierung der Westfassade wurde 2018 fertig, und so erstrahlt nun über dem Portal das im Stil der Flammengotik geschaffene Dreieck in neuem Glanz. Es zeigt den «Stuhl Gottes».


Pestfriedhof Aître Saint-Maclou…
Der Pestfriedhof wurde 1348 nach der schwarzen Pest gebaut und liegt verborgen hinter einem Portal. Angeblich ist damals ein Drittel der Bevölkerung an der Pest gestorben. Die Galerien wurden bis unters Dach als Beinhaus genutzt. Daran erinnern die Verzierungen mit Gebeinen und Totengräberwerkzeugen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts dienten die Gebäude als Gebeinhaus. Danach zog eine Schule für arme Jungen ein, 1911 wurden die Räume zum Mädchenpensionat und von 1940 bis 2014 beherbergten sie eine Kunstgalerie. Der Innenhof und ein Teil des Gebäudes sind heute ein Restaurant.

Kathedrale Notre-Dame
An der Kathedrale von Rouen, die ab 1170 erbaut wurde, begegnen wir der Flammengotik erneut. Die extreme Verlängerung gewisser vertikaler Formen erinnert an Flammen, daher der Name Flammengotik oder Flamboyantgotik. Sie kennzeichnet die letzte Phase der Gotik. Die Kathedrale ist eine der bedeutendsten Frankreichs und war lange Zeit gar das höchste Gebäude der Welt. Mehrmals wurde sie teilweise zerstört und immer wieder auf- und ausgebaut. Ausserdem ruht hier in einem steinernen Sarg das Herz von Richard Löwenherz, Ritter und König von England. Besonders beachtenswert sind die vielen gotischen Fenster, welche biblische Szenen und Heilige zeigen. Nicht minder beeindruckend sind die Orgel und die Glocken – doch das lässt man sich am besten anlässlich einer Führung erklären.




Le Gros-Horloge
Die grosse astronomische Uhr von Rouen, ist mitten in der Altstadt zu finden. Das aus dem Jahr 1389 stammende Uhrwerk funktionierte ununterbrochen bis 1928. 2006 wurde es samt Uhrturm restauriert und zeigt ausser der Zeit auch die Mondphasen an und den zum jeweiligen Wochentag passenden Planeten unseres Sonnensystems. Im Glockenturm neben dem Torbogen mit der grossen Uhr ist ein kleines Museum eingerichtet, das weitere Einblicke gewährt.


Der Justizpalast
Das Gerichtsgebäude in der historischen Altstadt ist eine architektonische Augenweide, aber so streng bewacht, dass wir das Gebäudeensemble kaum fotografieren können. Es wurde 1499 im gotischen Stil erbaut, der bereits die Renaissance anklingen lässt. Der Palast ist im Zweiten Weltkrieg ebenfalls beschädigt worden – die Wiederherstellung hat bis 1970 gedauert. Es werden übrigens Führungen angeboten, haben wir später erfahren.

Alter Marktplatz
Am Marktplatz angelangt, fallen uns zunächst die tollen Spezialitätenläden auf: Frische Meeresfrüchte machen an, Käse ohne Ende und Gemüse in allen Farben. Die Strassencafés und Restaurants am Platz, haben es offensichtlich – auch angesichts zahlloser leerer Tische – nicht nötig, Gäste «nur» mit einem Drink zu bewirten. Schade. Dann kommt eben JMs Café, das wie ein Pub aussieht, zum Zuge.



Ste-Jeanne-d’Arc-Kirche
Diese ungewöhnliche Kirche ist ebenfalls am Alten Marktplatz zu finden. An dieser Stelle wurde die französische Nationalheldin, die im Hundertjährigen Krieg erfolgreich wirkte, 1431 verbrannt. Sie war in einem Inquisitionsprozess zum Tode verurteilt worden. Im Gedenken an die kämpferische, nachträglich rehabilitierte und im 20. Jahrhundert heiliggesprochene Jeanne d’Arc wurde 1979 die moderne, architektonisch recht eigenwillige Kirche gebaut.

Das Dach soll an den Rauch des Scheiterhaufens, das Gewölbe im Innern an lodernde Flammen erinnern. Kein Wunder, habe ich anlässlich des folgenden Bildes an einen Drachen denken müssen. Der hier speit halt Wasser anstatt Feuer.

Wer übrigens nach einem Original Normandie Béret sucht, wird in der Boutique de Maman an der Rue Saint-Nicolas 17 fündig. Das wäre doch ein schönes Souvenir.

Nach einer kleinen Shoppingtour – einige normannische Spezialitäten wie Caramel au beurre salé, Madeleines und ein Fläschchen Calvados müssen noch mit – heisst es wieder: Einsteigen! Die Flussfahrt Richtung Paris geht weiter – nachzulesen in unserem Beitrag Mit Schiff und Chapeau durch die Normandie
Alle Infos zu dieser Schiffsreise mit dem Reisebüro Mittelthurgau sind im eben erwähnten und verlinkten Beitrag zu finden. Noch mehr Infos zu Rouen gibt es auf der entsprechenden Destinationshomepage.
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch 2023
Hinterlasse einen Kommentar