Zwischen neun und zehn Uhr haben wir den Mushara Outpost frühstücksmässig gut versorgt verlassen. In Tsumeb wird bei Shell getankt. Hier achten die Betreiber auf ein einigermassen sauberes WC. Deshalb gibt es den Schlüssel nur gegen zwei Namibia-Dollar. Weil wir tanken, übergibt man mir den Schlüssel aber kostenlos. Ich muss schmunzeln…
Inhalt
Häuschen in der Pampa
Die Strecke zur Waterberg Guest Farm ist recht angenehm zu fahren (Asphalt). Um halb drei kommen wir an und beziehen «Room Nr. 3», wobei Room eine Untertreibung ist. Zwar handelt es sich schon um ein Zimmer, aber in Form eines Bungalows mitten in der Pampa. Die Farben der Wände sind sehr intensiv, passen aber hervorragend in die Gegend. Auch hier gibt es eine Aussendusche mit Blick in die freie Natur. Von der Terrasse aus haben wir Sicht hinüber zum Plateau des Waterbergs.
Da es heute keinen Farmdrive gibt, geniessen wir einen ausgedehnten Apero und verschaffen uns Überblick über den nächsten Tag. Auf die platten Gipfel der Tafelberge – es gibt einen grossen und einen kleinen – kommt man offenbar nur zu Fuss und in den Waterberg-Plateau-Park darf man wegen Deep Sand nicht mit dem eigenen Fahrzeug fahren. Also sind die Aussichten eher überschaubar.
Kurzweiliger Abend – heisse Nacht
Das Abendessen wird in einem der Hauptgebäude aufgetischt. Hier treffen sich alle Gäste an den drei grossen Tischen. Man bedient sich vom Büfett, Wasser steht auf den Tischen, der Wein wird serviert. Wir treffen auf Menschen aus aller Welt und so ist der Abend sehr kurzweilig.
Wir lernen zwei junge Deutsche kennen, die auf der Farm ihr Praktikum absolvieren, das demnächst beendet ist. Dann wollen sie den Etosha besuchen. Ohne Malaria-Prophylaxe, denn die haben sie zu Hause vergessen. Also schenken wir ihnen kurzerhand unsere Malaria-Mittel. Wir brauchen sie ja nicht mehr.
Die Nacht ist heiss. Wir haben alle Fenster und Türen, die mit intaktem Fliegengitter versehen sind, geöffnet, der Deckenventilator läuft – und nervt. Also wird er nach einer Weile abgestellt. Die Hitze ist erdrückend, die Luft scheint zu stehen. Auch aus dem Kaltwasserhahn fliesst nur heisses Wasser, was mich nicht wirklich verwundert. Ein kühler Waschlappen wär’s jetzt gewesen…
Okakarara und Waterberg-Plateau-Park
Gut, dass wir heute, bis auf den nachmittäglichen Farmdrive, kein Programm haben. So können wir unausgeschlafen herumsitzen und langsam in den Tag kommen. Gegen Mittag fahren wir nach Okakarara, doch wir finden den im Reiseführer erwähnten Holzschnitzermarkt nicht. Schade, das wäre sicher eine Gelegenheit gewesen, ein Souvenir zu kaufen. Wir ziehen zwei Runden durch den kleinen, lebhaften Ort, staunen ob der kleinen Barbershops und Buden, in denen so allerlei Kleinkram wie Spielzeug angeboten wird.
Schliesslich wollen wir noch versuchen, zum Eingang des Waterberg-Plateau-Parks zu gelangen. Aber schon nach kurzer Zeit drehen wir um. 35 Kilometer «Wellblechstrasse» um den halben Berg herum… Nein, das tun wir uns nicht an. Wir kehren zur Farm zurück und hängen noch etwas herum bis der Farmdrive beginnt.
Farmdrive mit Rindern und Pferden
Die Farm gehört zum 410 Quadratkilometer grossen Farmgebiet namens Okosongomingo. Dazu gehören auch Teile des grossen und des kleinen Waterbergs. Eine riesige Farm also, fast so gross wie der Kanton Obwalden! Sie ist seit 1909 in der Hand der Familie Schneider-Waterberg und Harry Schneider-Waterberg führt die Farm heute in dritter Generation.
Zur Hauptsache wird hier Rinderzucht betrieben, und zwar der Rasse Santa Gertrudis, die ursprünglich aus Texas stammt und mit Hitze umgehen kann. Ausserdem werden auf der Farm erfolgreich Araberpferde gezüchtet.
Mehrwissen über «Schneiders» Pferde
Der Vater von Harry Schneider-Waterberg züchtet während der 1950er- und 1960er-Jahre einen Arabermix, der für Distanzritte geeignet ist. Schneiders Pferde nehmen auch erfolgreich an internationalen Wettbewerben teil. 1996 leidet das Land unter einer extremen Dürre, und die Schneiders müssen viele ihrer Zuchtstuten verkaufen.
Mit den übriggebliebenen Tieren beginnt Harry Schneider-Waterberg 2016 die Herde wieder aufzubauen. Dabei muss er auf die hier lebenden Leoparden Rücksicht nehmen. Die Fohlen bleiben im Stall und auf stallnahen Koppeln, bis sie gross genug sind, sich selbst verteidigen zu können. Heute ist Farm bekannt für ihre Pferdezucht und das Gästeprogramm «Wildbeobachtung zu Pferd».
Während unseres Farmdrives sehen wir auch jenes junge Pferd, von dem man uns im Stall erzählt hat. Es ist als Fohlen, trotz der Schutzvorkehrungen, von einem Leoparden angefallen worden. In den letzten Wochen hat man es aufgepäppelt, doch ob es definitiv über die Runden kommt, ist noch nicht klar. Die Wunde wird zwar regelmässig versorgt, ist aber immer noch infektiös. Wir hoffen das Beste!
Unsere Fahrt führt auch zu einer Rinderweide. Sie sind hübsch, diese rotbraunen Texaner, und leben von klein auf das ganze Jahr über draussen im Busch. Aber sie wechseln die Weiden, damit auch genügend Zeit für die Regeneration des Futters bleibt.
Es lässt sich nicht vermeiden, dass sich der Leopard ab und an ein Tier reisst, aber das ist ein Opfer, das der Farmer einfach erbringen muss. Wie Harry Schneider-Waterberg feststellt, waren die Leoparden schliesslich vor der Rinder- und Pferdezucht hier. So viel Klugheit würde ich mir in den Alpen wünschen beim Thema Wolf und Bär…
Oryxe im Abendgold
Wir fahren einer «ruhenden» Weide entlang und entdecken eine grosse Herde Oryxe – auch Jungtiere sind dabei! Im Hintergrund leuchtet das Felsplateau des kleinen Waterbergs im Abendrot, Zeit also, noch rasch zum Wasserloch zu fahren, wo vier Flamingos und zwei Warzenschweine das Nass geniessen. Wir Zweibeiner bekommen auch ein Genussmittel: Gin & Tonic, während die Sonne glutrot untergeht.
Wir kommen passend zum Abendessen wieder in der Farm an, diesmal mit Sitzordnung nach Bungalow-Nummerierung. So lernen wir wieder neue Menschen kennen. 😊
Zurück in unserer «Villa Pampa» gönnen wir uns noch einen Absacker – und finden: es ist heisser als je zuvor! Ich liege lange wach, weiss nicht wohin mit mir… Und der Vollmond gibt mir im vorhanglosen Raum den Rest. Ziemlich übermüdet fahren wir am nächsten Tag zu unserer letzten Station in Namibia: GocheGanas, etwas südlich von Windhoek.
Weiterführende Links
>>> Weiter zu GocheGanas – bei Nashörnern und Katzen
>>> Zurück zu Mushara – Glamping mit tierischen Gästen
>>> Zurück zu Etosha – das Tierparadies Namibias
>>> Zurück zu Ongava – wilde Tiere vor der Haustür
>>> Zurück zu Twyfelfontein und seine Wüstenelefanten
>>> Zurück nach Swakopmund, kleine Stadt der Abkühlung
>>> Zurück zu Die Namib-Wüste – schön und sandig
>>> Zurück zu Bagatelle Kalahari – unter Nashörnern und Geparden
>>> Zurück zu Windhoek – das Tor zu Namibia
>>> Weiter zu Namibia: Allgemeine Reisetipps
>>> Weiter zu Namibia: Wichtige Tipps für Selbstfahrerinnen und -fahrer
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2024
Offenlegung: Wir haben die ganze Reise aus der eigenen Tasche bezahlt.
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