
Was habe ich mich über Oliver Zwahlens Buch über «heimliche und unheimliche» Orte gefreut! In der ziemlich aufgeräumten Schweiz sind die nämlich gar nicht so einfach aufzuspüren. Also habe ich mich gleich ins 160 Seiten starke Lesevergnügen gestürzt. Okay, Impressum, Register etc. kann man noch abziehen, aber die reich bebilderten übrigen Seiten machen richtig Spass und enthalten auch eine hübsche Portion Weiterbildung.
Inhalt
Geschichten und Geheimnisse
33 Lost Places in den Schweizer Alpen beschreibt Oliver Zwahlen auf journalistisch recherchierter Basis, angenehm ausführlich und dennoch sehr kurzweilig. So nebenbei erfährt man auch einiges über Schweizer Wirtschaft bzw. ihre Vergänglichkeit sowie über Sagen, Geschichten und Legenden, die einen manchmal erschauern lassen. Es wird auch so manches Geheimnis gelüftet – von dem man vielleicht noch gar nichts wusste!
Ohne zu viel verraten zu wollen: Die Kapitel handeln u.a. von Kraftplätzen, Aberglauben, geheimnisvollen Steinen und einem bösen Schlossherrn. Einige Orte kenne ich vom Hörensagen oder aus dem Internet, aber die ehemalige Zementfabrik Saceba im Tessin, die habe ich mit eigenen Augen gesehen.
Beispiel Saceba – Zementfabrik im Naturschutzgebiet
Die Betongerippe der Produktionsstätte sind spannende Fotoobjekte, und dass Saceba mitten in einem Naturschutzgebiet liegt, wirft einerseits Fragen auf, andererseits gibt es für Fotografen einen herrlich grünen Hintergrund ab. Der Ort ist auch nicht wirklich vergessen und verlassen, denn an den Wochenenden treffen sich hier Einheimische, Hundefreunde und Touristen. Dem nahegelegenen Parkplatz sei’s gedankt. Die ganze Geschichte zum Zementwerk im Naturschutzgebiet hat Oliver Zwahlen für sein Buch in Erfahrung gebracht und kurz und knackig wiedergegeben.
Ausserdem…
Zu jedem Lost Place hat der Autor nicht nur die genauen Koordinaten und Anreisetipps, sondern auch ein «besonderes Erlebnis» hinzugefügt. So lohnt sich der Ausflug gleich doppelt, denn diese Erlebnisse sind stets in der Umgebung des entsprechenden Ortes zu finden. Die Destinationen verteilen sich auf den ganzen Schweizer Alpenraum und sind zwischen Vouvry (VS), Blenio (TI) und Sent (GR) zu finden. Einen guten Überblick vermittelt die Landkarte im Klappdeckel.
Natürlich macht Oliver auch auf die Dos & Don’ts aufmerksam. Nichts mitnehmen oder zurücklassen ist nur eine der Verhaltensregeln, denn nur so ist ein Ort auch für den nächsten Besucher, die nächste Besucherin ein tolles Erlebnis. Vorsicht walten lassen und nicht alleine hingehen – auch das hat seine Gründe, die Oliver erklärt.
Ăśber den Autor Oliver Zwahlen
Geboren wurde der Journalist, Buchautor und Reiseblogger 1975 in Pratteln. In Basel studierte er Geschichte, Philosophie und Ethnologie. Er ist auch der Verfasser von «111 Orte in Zürich die man gesehen haben muss» (der Link führt zu unserem Buchtipp) sowie 111 Gründe, China zu lieben. Dark & Lost Places in den Schweizer Alpen ist sein dritter Wurf.
Weil er sechs Jahre in China gelebt und gearbeitet hat, eröffnet er 2013 den Blog Der Sinograph. Ebenfalls schon länger unter seinen Fittichen befindet sich das Weltreiseforum, der Blog für langsames Reisen (Achtung, hier gibt es Namensverwandte, die nichts mit Oliver Zwahlens Site zu tun haben!).
Fazit
Eine spannende Lektüre, die ich geradezu verschlungen habe! Da entsteht dann schon der Wunsch, sich bei Gelegenheit auf den Weg zu machen und das allfällige Gruseln selber zu erleben. Beeindruckt hat mich aber auch, dass ich so viel Spannendes über alte Schweizer Unternehmen, sei es ein Sanatorium oder ein Schieferbergwerk, erfahren habe. Auch ein paar Sagen und Legenden, die ich längst vergessen hatte, sind reaktiviert worden. Und ich habe ganz viel Interessantes erfahren, von dem ich nichts wusste, es aber riesig gerne gelesen habe.
Infos zu Lost & Dark Places Schweizer Alpen
Titel: Lost & Dark Places Schweizer Alpen
Autor: Oliver Zwahlen
Verlag: Bruckmann
ISBN-Nr.: 978-3-7343-2542-7
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