
Unter dem Motto «Winterleuchten» sind wir am Neuenburger und dem Murtensee unterwegs. Wie uns Murten heimgeleuchtet hat, kannst Du im Beitrag «In Murten auf dem Circuit Secret» nachlesen. Doch jetzt geht es um die vielen kleinen Lichtlein, die in den 89 Krippen entlang des Krippenweges einen Schnee- und Regentag erhellen. Jawohl. Wir haben für diese Reportage mal wieder DEN Unwettertag erwischt!
Inhalt
Petrus ist gar nicht gnädig
Wie angekündigt, hat es am Murtensee, wo wir übernachtet haben, geschneit. Später wird es längere Zeit in den Schnee regnen und so sind wir ganz froh, dass wir tags zuvor noch ein paar «Schönwetterfotos» gemacht haben… Kalt war es natürlich trotzdem.

Der Schnee an diesem Morgen ist ja nicht wirklich unser Problem, aber wenn der Wagen nicht anspringen will, wird’s unangenehm. Irgendwann hat er sich dann doch entschieden, der Kälte zu trotzen und seinen Dienst zu versehen. Wir kommen knapp pünktlich in Estavayer-le-Lac an, um uns auf Krippentour zu begeben.
89 Krippen in mittelalterlichen Gassen
Die überwältigende Anzahl Krippen entlang des Krippenweges wollen wir heute erkunden, aber das Wetter und die Kälte lassen uns eine Kurzversion absolvieren. Der grösste Teil der von den Bewohnerinnen und Bewohnern von Estavayer-le-Lac gestalteten Krippen ist in der mittelalterlichen Altstadt zu finden. Quer durch den Stadtkern sowie zu den entfernteren Krippenstandorten fährt ein Mini-Zug, um den wir an diesem Regentag sehr froh sind.



Das Züglein bringt uns zu den Puppenhauskrippen von Bernadette und Walter Winkler-Fischer, die am Stadtrand gelegen sind (Krippe Nr. 86, La maison de Noël). Bei strömendem Regen werden wir von Bernadette mit Brownies begrüsst und sie erzählt, dass sie ihre alten Puppenhäuser in Krippen umgewandelt habe, um bei der von der Stadt organisierten Krippenausstellung mitmachen zu können. Ein altes Hobby für einen neuen Zweck.

Tonfiguren geben den Ton an
Wieder zurück in der Altstadt von Estavayer-le-Lac machen wir Halt beim Atelier Miss Terre von Béatrice Bise. Nachdem wir in der Töpferwerkstatt einen Einblick in ihre Arbeit gewonnen und die Krippe (Nr. 28, Bethlehem) vor der gegenüberliegenden Galerie bewundert haben, führt uns die Künstlerin zum St-Claude-Brunnen (Krippe Nr. 23). Alle zwei Jahre erneuert sie ihre Krippenfiguren – nächstes Jahr gibt es also etwas Neues zu entdecken.



An der Place de Moudon steht eine uralte Linde, die wunderschön beleuchtet ist und eine Krippe (Nr. 11, L’arbre enchanté) sowie mehrere Tonhäuschen «beherbergt». Irgendwie habe ich das Gefühl, es müssten sich gerade noch ein paar Elfen dazugesellen… Doch der Schein trügt, nur die Fantasie blüht… 😄

Die diesjährige Hauptdarstellerin
Gleich daneben wäre eigentlich noch die Passage des Egralets eine Sehenswürdigkeit, doch die Elektriker sind mit der Beleuchtung noch nicht fertig. Ganz in der Nähe befindet sich jedoch die Hauptattraktion des Krippenwegs 2023: Die «Weihnachtskrippe der fünf Sinne», die wir Créa Calame und Maurice Bianchi zu verdanken haben (Krippe Nr. 1). Sie befindet sich in der Kapelle des Hôpital Intercantonal de la Broye.

Eigentlich handelt es sich nicht um eine Krippe, sondern um eine ganze Anlage, wie man sich Nazareth bzw. Bethlehem zur Zeit von Jesus’ Geburt vorstellen kann. Nur haben die beiden Erbauer ein paar «Scherze» eingebaut. Beispielsweise hätte man zu jener Zeit niemals eine Frau in einer Taverne akzeptiert und kein Mann wäre auf die Idee gekommen, in der Wäscherei zu arbeiten. Von Calame und Bianchi ist das aber genau so beabsichtigt.
Für alle Sinne
Weil die Krippe eine der fünf Sinne ist, darf man nicht nur schauen – das Anfassen der in Sizilien gefertigten Tonfiguren und des ganzen Zubehörs darf ausdrücklich angefasst werden. Ob sich die Kurbel am Ziehbrunnen bewegen lässt? Oh ja! Und der Seilzug befördert tatsächlich ein Kübelchen voll echten Wassers zum Brunnenrand herauf! Für die Ohren gibt es ebenfalls etwas zu lauschen, es sei denn, die Besucher wären gerade etwas zu laut vor lauter Ahhhs und Ohhhs.

Wer eine feine Nase hat, wird da und dort Gerüche wahrnehmen und damit auch noch der Geschmackssinn auf seine Kosten kommt, gibt es in der Bäckerei echte Mini-Pizzen. Damit nachfolgende Entdecker ebenfalls in den Genuss kommen, dürfen maximal nur zwei Pizzen entnommen werden. So lernen Kinder (und Erwachsene?) spielerisch, auch an andere zu denken und sich nicht hemmungslos zu bedienen.

Maria und Josef auf Wanderschaft
Die Anlage ist aber auch eine «lebende Krippe»: Bis zum 6. Januar wird sie sich nach und nach etwas verändern. Zunächst ziehen Maria und Josef ein, durchwandern die ganze Anlage bis sie schliesslich am 24. Dezember beim Stall ankommen, in dem Jesus in der Nacht auf den 25. Dezember geboren wird. Und auch die Weisen aus dem Morgenland machen sich nach Weihnachten auf den Weg, um am 6. Januar den Neugeborenen zu finden und zu beschenken.

Am 14. Januar 2024 ist dann der letzte Ausstellungstag in Estavayer-le-Lac. In nur einer Woche wird alles abgebaut. Gegen 1000 Figuren und unzählige Häuser werden eingepackt. Während das Abbauen quasi ein Klacks ist, dauert das Aufbauen wesentlich länger – für Weihnachten 2024 erst recht. Dann wird in monatelanger Detailarbeit eine Krippenanlage in Morteau (F), 40 Autominuten von La-Chaux-de-Fonds entfernt, doppelt so gross wie in Estavayer-le-Lac aufgebaut!

Wir finden, diese «Krippe» kann man unzählige Male besuchen und wird immer wieder etwas Neues, ein anderes Detail entdecken! Es gibt sie übrigens seit vielen Jahren, immer in unterschiedlicher Grösse und ist vermutlich die grösste Krippe der Schweiz.
Infos zum Krippenweg in Estavayer-le-Lac
www.estavayer-payerne.ch und fribourg.ch
Infos zur Krippe der fünf Sinne: www.crechenoel-5sens.ch
Der Eintritt ist übrigens gratis, aber Spenden sind natürlich willkommen. Diese werden umgehend in die Krippe investiert.
Übernachtet haben wir im Hotel Bad Murtensee in Muntelier, das wir für diese weihnachtliche Reise als idealen Ausgangsort empfinden. Wir beschreiben es hier in einem separaten Beitrag im Zusammenhang mit Dine & Light sowie dem Murtener Circuit Secret.

© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2023 | 2024
Offenlegung: Wir waren vom Freiburger Tourismusverband für diese Recherche eingeladen. Eine zusätzliche Übernachtung sowie die An-/Rückreise und Essen haben wir selber bezahlt.
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