
Es gibt ganz grundlegende Fakten, ob man als Selbstfahrer bzw. Selbstfahrerin unterwegs sein will/kann oder sich fahren lässt – oder fliegt. Das Alter könnte eine Rolle spielen, aber viel wichtiger: Du musst Dir ohne Ausreden sicher sein, dass Du ein geübter Fahrer, eine erfahrene Fahrerin bist. Wer sich nur einmal im Jahr hinters Steuer setzt, sollte sich vielleicht besser fahren lassen, denn einige Strassen in Namibia haben es in sich. Unsere Notizen zur C14 findest Du im Swakopmund-Beitrag Eine Piste zum Abwinken.
Inhalt
Routenwahl
Bei der Routengestaltung spielt auch die Art des Fahrzeugs eine Rolle. Ohne Vierradantrieb würden wir nur die asphaltierten Strassen empfehlen (siehe weiter unten: Schwierige Strassen), was die Route massgeblich beeinflusst. Aber gehen wir davon aus, dass ein 4×4 für Dich okay ist. Auch bei den Zufahrten zu einigen der Lodges zahlt sich übrigens ein 4×4 aus!
Wenn Du viel Zeit zur Verfügung hast, kannst Du durchaus unsere Route nachfahren und sogar noch Namibias «Zipfel» Caprivi Strip, der heute Sambesi-Region genannt wird, dazunehmen. Wir haben uns sagen lassen, dass es in diesem Zipfel viele Offroads gibt, die vor allem in der Grenzregion nicht ganz ungefährlich sind (Thema Landminen). Also besser weitere Infos von Leuten einholen, die schon dort waren.
Mit drei Wochen war unsere Zeit grosszügig bemessen – man schafft unsere Route auch in zwei Wochen. Uns hat auch gefallen, dass wir von Windhoek aus im Uhrzeigersinn gefahren sind. So hatten wir unsere gewählten Highlights – die Tiere – am Anfang und gegen Schluss der Reise. Und dazwischen viele Naturschönheiten.

Falls Du Dir weniger Zeit in Namibia gönnen willst, stellt Dir die Buchungsfee Saskia Van Dalen bei Rhino Africa (oder jeder andere Namibia-Spezialist) gerne eine passende Route zusammen. Wir würden in so einem Fall (zähneknirschend 😉) Kalahari und Sossuvlei weglassen, denn da braucht man als Selbstfahrer viel Zeit. Das Dreieck Windhoek–Swakopmund–Etosha bietet aber auch viele tierisch schöne Abenteuer. Ausserdem gibt es noch weitere Möglichkeiten (siehe weiter unten: Alternative zum Selbstfahren).

Schwierige Strassen
Von der Maltahöhe bis Sesriem (C14/C19) und weiter nach Walvis Bay (ebenfalls C19/C14) sind die Strassen nicht asphaltiert (Stand Oktober 2024, und es ist keine Baustelle in Sicht…). Vor allem Sesriem–Walvis Bay ist mit 316 Kilometern eine echt lange Strecke, die man bis auf ein paar letzte Kilometer ausschliesslich auf einer Sandpiste bewältigen muss, die auch noch mit deftigen Steinen gespickt ist. Diese Strasse erfordert maximale Aufmerksamkeit. Google meint, man schaffe das in vier Stunden. Wir wüssten nicht, wie! Wir haben fünfeinhalb Stunden Fahrzeit verbucht und waren nicht langsam unterwegs…

Die C35 ist im Oktober 2024 von kurz nach Henties Bay bis Uis mehrheitlich eine grosse Baustelle gewesen, die auf Sandpisten umfahren wurde (Strecke Swakopmund–Twyfelfontein). Wenn die Bauerei dann mal fertig ist, wird die C35 sehr komfortabel zu befahren sein, genauso wie jetzt schon die B1 vom Etosha Nationalpark nach Windhoek und weiter in den Süden sowie die B2 von Windhoek nach Swakopmund.
Schwierige Situationen
Schwierigen Situationen gehst Du wunderbar aus dem Weg, indem Du nicht nach Einbruch der Dunkelheit fährst. Tiere wie Menschen bewegen sich nachts auf der Strasse, manche Tiere schlafen sogar auf dem warmen Asphalt! Ansonsten ist nur in den grösseren Städten genug Verkehrsaufkommen, dass allenfalls eine schwierige Situation eintreffen könnte.

Tankstellen in Namibia
Bei manchen Tankstellen haben wir uns – vor allem sonntags – nicht sehr wohl gefühlt, weil dann die männliche Jugend hauptsächlich mit Betteln beschäftigt ist. Die meisten Tankstellen akzeptieren Kreditkarten; dennoch lohnt es sich, den Wert einer Tankfüllung an Bargeld dabeizuhaben. Wir hatten nur eine Tankstelle, an der nur Bargeld akzeptiert wurde. Da sind wir rechtzeitig gefragt haben, sind wir einfach zur nächsten Tanke im Dorf weitergefahren. Sehr oft hat es mehr als eine Tankstelle, auch wenn die Strassenkarte etwas anderes sagt.
Beruhigend ist auf jeden Fall die Tankstellendichte. Da haben wir uns vorab mehr Sorgen gemacht als nötig. Dennoch kann es nicht schaden, eine gute Strassenkarte mit eingetragenen Tankstellen dabei zu haben. Man hat ja nicht überall Internet und Google Maps (es sei denn, man hätte letztere aufs Smartphone geladen).
Wir haben vor jeder Etappe den Tank gefüllt, auch wenn sie nicht sehr lange war und der Vorrat wohl noch gut gereicht hätte. Sicher ist sicher. Vor problematischen Strecken wie C14 und C19 haben wir auch immer den Reifendruck checken lassen. So wussten wir stets, ob einer der Pneus «kränkelt». Was glücklicherweise nie der Fall war.
Wahl des Mietwagens
Angesichts der nicht asphaltierten Strassen und Zufahrten zu den Lodges muss man eigentlich gar nicht lange überlegen: es braucht ganz einfach einen Wagen mit Vierradantrieb, am besten auch mit etwas Bodenfreiheit. Wir waren mit unserem Toyota Fortuner sehr zufrieden. Im Deep Sand konnten wir einfach den Vierradantrieb zuschalten.
Linksverkehr
Wir empfehlen auch, einen Wagen mit automatischer Gangschaltung zu wählen. Da in Namibia Linksverkehr herrscht, ist es mit einem Automaten viel einfacher, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Wenngleich der ja nur in den grösseren Städten dichter ist.

Abholen/zurückbringen des Mietwagens
Nimm Dir genügend Zeit, wenn Du mit dem Mietwagen und den Werkzeugen für einen Radwechsel nicht vertraut bist. Bitte unbedingt darum, dass man Dir zeigt, wo die Werkzeuge verstaut sind, wie sie für den jeweiligen Gebrauch zusammengesetzt werden und wie das Reserverad gelöst wird. Auch der Wagenheber funktioniert garantiert anders als der, den Du zu Hause hast. Zeigen lassen, wie er funktioniert! Unbedingt! Und: Das Reserverad auf Luftdruck checken lassen!
In vielen Reiseführern wird auch empfohlen, zwei Reserveräder an Bord zu haben. Wir hatten nur eines. Für unsere Route war das ausreichend. Sobald aber das Gelände richtig schwierig wird, ist ein zweites wohl schon von Vorteil. Wir hatten auch keine zusätzlichen Benzinkanister dabei, obwohl das auch allenthalben empfohlen wird. Ich denke, bei längeren und Offroad-Fahrten ist das sinnvoll.
Der Papierkram dauert im Vergleich zu den Instruktionen weit weniger lang, aber auch dort sollte man vorsichtig sein. Das Schadenprotokoll am besten mit dem Smartphone fotografieren. Wir waren beim Abgeben froh um unsere «Fotokopie». So konnten wir beweisen, dass ein «festgestellter Schaden» schon vorher bestand und nicht durch uns verursacht wurde.

Bei der Rückgabe wurde unser Wagen auf den Lift genommen, um die Unterseite begutachten zu können. Wir fanden das etwas unfair, denn bei der Übernahme konnten wir die Unterseite ja nicht einsehen. Aber nur nicht aufregen… Dass Heinz ein guter Fahrer ist (weiss ich eh), hat ihm der Autovermieter nun höchst persönlich bestätigt. Ausser einem verklemmten Steinchen hat er nichts gefunden.
Reifenpannen
Vor allem auf den Schotterstrassen braucht es nicht viel, um einen Reifenschaden einzufangen. Eigentlich, so hiess es in unserer Vermietung, seien diese Pannen an der Tagesordnung. Vom Vermieter haben wir deswegen eine Karte und Liste mit Telefonnummern bekommen, bei der wir uns im Falle einer Panne hätten melden können (falls das Telefon Empfang hat).
In der Tat haben wir unterwegs einige Pannenfahrzeuge gesehen. Wenn wir den Eindruck hatten, es könnte Hilfe benötigt werden, haben wir angehalten. Selbst sind wir glücklicherweise verschont geblieben.
Zeitpuffer einbauen
Wir sind nie erst am Mittag oder Nachmittag losgefahren, weil wir rechtzeitig in den Lodges ankommen wollten. Manchmal kommt man einfach nicht so schnell vorwärts wie erwartet. Ich sage nur: Fotostopps! Zudem sind oft schon am Nachmittag Pirschfahrten vorgesehen. Da wäre es schade, man würde sie verpassen, nur weil man nicht früh genug abgefahren ist.

Dachzelt
Viele Fahrzeuge sieht man mit einem Dachzelt unterwegs. Diese aufklappbaren Zelte sind in Namibia sehr beliebt. Wer noch gelenkig genug für die Leiter ist und nicht dauernd nachts aufs Klo muss, für den oder die ist ein Dachzelt eine gute Unterkunft. Für uns hat sich diese Frage allerdings nie gestellt. Wir bevorzugen eindeutig Glamping und Lodges 😊
Alternative zum Selbstfahren
Wenn Du Dich jetzt entschieden hast, nicht selbst fahren zu wollen, dann willst Du bestimmt wissen, wie die Alternativen aussehen. Nun, man kann sich fahren lassen. Das kostet natürlich etwas mehr als die Selbstfahrertour, ist aber (je nach Veranstalter) noch im bezahlbaren Bereich. Oder Du entschliesst Dich für eine Fly-Drive-Combo, die noch etwas teurer ist. Da fliegst Du zwei Strecken und fährst den Rest selbst. Die kostenintensivste Reiseart ist das Fly-In. Da wird jede Strecke geflogen. Ob sie wirklich DIE Reiseart für Namibia ist, muss aber jeder selber wissen.

Wieso doch lieber selbst fahren?
Meine persönliche Ansicht ist die: Nur auf dem Boden und eigenständig unterwegs, nimmt man die sich dauernd verändernde Landschaft wirklich auf, hat Gelegenheit, einfach mal anzuhalten und die Gegend zu geniessen, oder in einer Ortschaft in einen Supermarkt zu gehen, mit Einheimischen zu reden… Das kommt meiner Vorstellung von Reisen wesentlich näher, als mit dem Flugzeug von Lodge zu Lodge zu hüpfen.
Klar, mit dem Auto fährt man auch von Lodge zu Lodge, aber von Land und Leuten bekommt man so etwas mehr mit. Man ist ganz einfach flexibler. Und rückblickend möchte ich doch noch erwähnen, dass auch die Schotterpisten für viele Erinnerungen gesorgt haben. 😉

Weiterführende Links
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© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2024
Offenlegung: Wir haben die ganze Reise aus der eigenen Tasche bezahlt.
Bedanken möchten wir uns bei Saskia Van Dalen von Rhino Africa, welche unsere Reise zusammengestellt, auf unsere Wünsche Rücksicht genommen und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt hat. Natürlich haben wir von ihr auch viele wertvolle Tipps bekommen.
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