
Seit der Wolf von Italien her wieder in die Schweiz eingewandert ist, polarisiert er. Für viele Menschen ist er ein Zeichen dafür, dass der natürliche Lebensraum noch intakt ist, doch für Bauern und Jäger ist nur ein toter Wolf ein guter Wolf. Einer, der sich aufgemacht hat, den freilebenden Wölfen auf die Spur zu kommen, ist der Schweizer Naturfotograf und Autor Peter A. Dettling.
Inhalt
Der auslösende Moment
Als er 2004 im Bayerischen Wald-Nationalpark Gehegewölfe beobachtete und fotografierte, schien ihm «White Heart», der gerade ins Kameraauge schaute, eine Frage mit auf den Weg zu geben: Wie ist wohl die Natur, das Wesen, von frei lebenden Wölfen? Um ein Lebewesen wirklich kennenzulernen, schreibt Dettling später, muss man seine Herkunft ergründen. Und so beginnt er seine Suche nach den wilden Wölfen zu planen.
Nur wenige Monate später wandert er nach Kanada aus und reist zum Great Bear Rainforest an der Westküste, nahe zur Grenze zu Alaska. Während der ganzen Zeit im Regenwald hat er die Wölfe nicht gesehen, nur gehört. Das zeigt, wie geduldig und hartnäckig ein Naturfotograf sein muss. Es dauert denn auch noch eine Weile, bis er seine ersten frei lebenden Wölfe in den kanadischen Rocky Mountains sieht. Dann aber sehr spektakulär: Gleich zehn Wölfe, in zwei Gruppen aufgeteilt, begrüssen sich freudig, als hätten sie sich tagelang nicht mehr gesehen! Glückliche Wölfe – und ein noch glückseliger Beobachter…
Fakten und Magisches
In seinem Buch Wolfsodyssee beschreibt er seine Annäherung an die Wölfe, seine fast magischen Erlebnisse und mystischen Momente in Kanada und er vermittelt viel Wissenswertes, wissenschaftlich erhärtete Fakten und eigene Erfahrungen rund um diese scheuen Tiere. Um nur ein Beispiel zu nennen: «Man weiss zwar nicht, wann und wo sich Menschen und Wölfe zum ersten Mal trafen. Sicher ist aber, dass die Wölfe, als die ersten modernen Menschen (Homo Sapiens) vor etwa 40’000 Jahren Westeuropa erreichten, sich das Gebiet bereits seit Hunderttausenden von Jahren mit einer bemerkenswerten Anzahl von Huftierpopulationen und anderen beeindruckenden Tieren teilten.» Ich frage jetzt mal keck: Wer ist hier der Gast?
Der Wolf und die Schweiz
Dettling bleibt auch nicht andauernd in Kanada, sondern spürt zwischendurch den Wölfen am Calanda, dem Schweizer Gebirgsmassiv, nach – und der Problematik Wolf in der Schweiz. Die Schweizer Bevölkerung hat sich in der Abstimmung zur Revision des Jagdgesetzes im September 2020 klar für den Schutz von Wölfen und anderen seltenen Tieren ausgesprochen – Danke Schweiz! Dennoch: das Buch macht eindringlich klar, dass wir unserer Umwelt viel mehr Sorge tragen müssen.
Wer sich für Wölfe und die Natur interessiert, dem sei die Lektüre dieses «tierisch informativen Reiseberichtes» mit vielen bewegenden Momenten und tollen Bildern sehr empfohlen. Wenn einer erlebt, wie sich Bär und Wolf begegnen und das auch noch bildlich festhalten kann, dann hat er auch sonst noch einiges zu erzählen…
Ich wünsche tierische Freude beim Lesen und Staunen!
Infos zum Buch „Wolfsodyssee“
Titel: Wolfsodyssee
Autor: Peter A. Dettling
Verlag: Werd & Weber Verlag
ISBN: 978-3-03922-011-3
© Text: Inge Jucker | TravelExperience.ch | 2020
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