
Burgen und Schlösser haben eine Anziehungskraft, die ich mir nicht erklären kann. Vielleicht liegt’s an der schieren Grösse? Oder an Gruselgeschichten und Geistern? Die Schallaburg im gleichnamigen Ort hat bei hellem Sonnenschein aber nichts Unheimliches an sich. Ganz im Gegenteil. Das Renaissanceschloss macht neugierig.
Inhalt
Imposantes Schloss Schallaburg
Bevor wir den Innenhof erreichen, gehen wir bergauf an einigen Gebäuden vorbei, die irgendwie zu Schloss gehören, aber vom Stil her aus einer anderen Zeit sein müssen. Es handelt sich um die alte Burg, an die das neuere Schloss eng angebaut wurde. Auch der Turm hat einen eigenen Stil, und der Arkadenhof sowieso. Weil das bestehende Gelände im Laufe der Zeit immer wieder um- und ausgebaut wurde sowie Teile davon eine Umnutzung erfuhren, kommen hier verschiedene Stile zusammen. Während einer Führung kann man sich das alles genau erklären und zeigen lassen.

Die Zeitreise beginnt im Mittelalter in Form einer Wohnburg samt Turm und Ringmauer. Später wird die Burgkapelle an die Ringmauer angebaut. Vom Hungerturm aus sieht man auf der einen Seite den prächtigen Turniergarten und auf der anderen die mächtige Ringmauer. Zeitlich betrachtet geht die Ritterzeit in die Renaissance über, das Leben auf der Schallaburg ist nun evangelisch geprägt. Die Familie von Losenstein lässt das dreiflügelige Renaissanceschloss und den grossen Arkadenhof bauen.

Kein Wunder, zählt der Innenhof zu den schönsten Europas; denn die Terrakotten, die den zweigeschossigen Arkadengang säumen, sind in der Tat sehr beeindruckend. Die Figuren und Reliefs sind so vielfältig, da kommt man mit schauen kaum nach… Wandpfeiler mit männlichen und weiblichen Köpfen, Wappen, Fabelwesen, Masken und Fratzen.
Eine Figur wird Hundfräulein genannt, um das sich eine schauerliche Legende rankt. Besser, man begegnet dem Geist der Hundsfrau nicht, denn wenn sie auftaucht, soll innerhalb dreier Tage ein Burgbewohner sterben… Wer sich im Burgladen ein Büchlein über die Schallaburg kauft, kann sein Wissen auch später noch vertiefen und die Legende in ganzer Länge nachlesen.
Schloss Arstetten – seine Geschichte
Unser nächster Besuch gilt dem Schloss Artstetten. Es war einst Familiensitz und Sommerresidenz der kaiserlichen Familie. Zudem sind Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Herzogin von Hohenberg hier bestattet. Die beiden wurden 1914 in Sarajevo Opfer eines Attentats, das zum Ausbruch des 1. Weltkrieges führte. Die Besitzer des Schlosses wurden von den Nazis enteignet, nach dem 2. Weltkrieg wurde das Anwesen der Familie Hohenberg zurückgegeben.

Fürstin Anita von Hohenberg, die Urenkelin von Franz Ferdinand, übernimmt es in den frühen 1980er-Jahren und revitalisiert das Schloss und den Schlosspark, der heutzutage auch als «Pfingstrosenparadies» bekannt ist. Der Park ist dieses Jahr übrigens das Thema der Sonderausstellung im Schloss.

Während unseres Besuches empfängt uns die Fürstin und erzählt aus ihrem Leben. Ein solches Anwesen zu führen, sei nicht einfach und kostspielig. «Das Haus ist ein Fass ohne Boden», sagt Fürstin Anita klipp und klar, und deshalb habe sie einen Teil des Schlosses dem Publikum geöffnet, ein Museum eingerichtet und vermarktet erfolgreich die Sissi- und die Familiengeschichte. 30 000 Besucher spazieren heute jährlich durch das Schloss und den Park. Allerdings seien es in den 1990er-Jahren doppelt so viele gewesen, erzählt die Fürstin.
Familienmensch Fürstin Anita von Hohenberg
Der Familienzusammenhalt sei ihr sehr wichtig. Zudem sollten ihre Kinder, drei Söhne und eine Tochter, heute zwischen 25 und 31 Jahre alt, Normalität lernen. Sie gingen im Dorf zur Volksschule. Das Adelige haben sie jedoch mit der Muttermilch bekommen. Ganz allgemein sei es wichtig, dass die jungen Adeligen einen Beruf erlernen und edelmütig seien, erzählt die Fürstin weiter. Viele seien auch auf Spurensuche…

Wer mehr über Fürstin Anita und ihre Vorfahren wissen möchte, kann sich vor Ort das Buch «Willkommen im Schloss» kaufen. Sie erzählt auf 160 Seiten Details aus der Familiengeschichte, die mit vielen Fotos, auch bisher unveröffentlichten, illustriert sind. Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass man sich mit einer Fürstin unterhalten kann; ich werde mich stets gerne an diese sympathische, kluge und starke Frau erinnern. Sie hat mich beeindruckt.

Zum Schluss ein wilder Restauranttipp
Meine Reise und dieser Beitrag gehen dem Ende entgegen, aber nicht ohne einen besonderen Restaurant-Tipp: Das Gasthaus Langthaler in Emmersdorf, ist ein urgemütliches Beizchen mit Gastgarten und einer Rotwildzucht.

Eigentlich sind die Langthalers Bauern und Gastwirte in Personalunion, weshalb nur Selbstgezogenes und Selbstgemachtes auf die Teller kommt. Die Familie legt grossen Wert auf Naturverbundenheit und Qualität.

Wir sind in den Genuss eines Apéros und eines sehr schmackhaften Mittagessens gekommen, doch wer hier Ferien auf dem Bauernhof verbringt, bekommt noch anderes geboten. Da sind die Rothirsche im weitläufigen Gehege, aber auch Pferde, Ponys, Hund und Katze, eine Ziege, Hasen und Meerschweinchen… Hier geht es herrlich tierisch zu und her!

Infos zur Wachau
ANREISE
Per Flug von Zürich nach Wien, von dort mit dem Mietwagen weiter in die Wachau. Wer mit dem eigenen Auto reisen möchte, muss ab Zürich mit mindestens sieben Stunden Fahrzeit rechnen.
RESTAURANT & FERIEN AUF DEM BAUERNHOF
Gasthaus Langthaler
Pöming 14
AT-3644 Emmersdorf
Tel. +43 2752 714 27
www.gasthaus-langthaler.at
WEITERE ADRESSEN
Renaissanceschloss Schallaburg
AT-3382 Schallaburg
Tel. +43 2754 631 70
www.schallaburg.at
Schloss Artstetten
Schlossplatz 1
AT-3661 Artstetten
Tel. +43 7413 8006
www.schloss-artstetten.at
MEHR DESTINATIONSINFOS
Donau Niederösterreich Tourismus GmbH
Tel. +43 2713 300 60 60
www.donau.com
Österreich Werbung, Zürich
Tel. 00800 400 200 00 (kostenlos)
www.austria.info
© Text & Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch
Offenlegung: Unser Dank geht an Donau Niederösterreich Tourismus, Österreich Werbung, Steigenberger Hotel in Krems sowie Austrian Airlines.
Verwandte TravelExperience-Beiträge
Krems, das Tor zur Wachau
Dürnstein und Wein
Schlemmen bei Holzapfels
[…] Wenn wir die Wachau mit drei Worten beschreiben müssten, wären es Burgen, Wein und der Welterbesteig. Bereits auf unserer Fahrt in die Wachau hinein, erblickten wir zahlreiche Burgen. Ich stelle dir nun die schönsten Burgen und Ruinen vor. Natürlich gibt es in dieser tollen Gegend auch spannende Schlösser zu begutachten. Noch mehr Schlösser in der Wachau findest du bei unseren Blogger-Kollegen von → Travelexperience. […]