Wer sich für die Fliegerei interessiert, gerne Autobiografien liest und sich auf die Erlebnisse der Fluglehrerin und ersten Schweizer Linienpilotin Regula Eichenberger einlassen möchte, sollte das Insiderbuch «Über den Wolken» unbedingt lesen.
Buchcover, über den Wolken, Hintergrund Zürich
Auf die Piste einschwenken, Gas geben und abheben – oder das Buch «Über den Wolken» von Regula Eichenberger lesen.

Früh zum Abheben bereit

Die Autorin Regula Eichenberger ist Tochter eines Fluglehrers und da verwundert es natürlich nicht, dass sie von Kindesbeinen an nichts sehnlicher als in die Luft wollte. Mit nicht ganz 17 Jahren hatte sie bereits die Theorieprüfung bestanden und der Privatpilotenschein lag in Reichweite. Viele Flüge und Weiterbildungen später setzte Moritz Suter, Gründer der Crossair (heute Swiss International Air Lines) die 27-Jährige 1983 als erste Schweizer Linienpilotin ein. Kleine Randnotiz: Suter wollte unbedingt, dass sie sich im Jupe ins Cockpit setzte, was sie schlichtweg verweigerte.

Wie sie erste Linienpilotin wurde und was sie danach alles in dieser von Männern geprägten Flugwelt erlebte, hat Regula Eichenberger in ihrer Autobiografie spannend und mitnehmend beschrieben. Ohne zu sehr in Fachsimpelei zu verfallen, und wenn es doch mal nicht ohne Fachausdrücke geht, erklärt sie diese ganz unkompliziert.

Als Frau sich in einer Männerwelt behaupten – puh… da gibt es viel zu erzählen. Gutes, wie auch Übles! Und es gab auch Pannen, Pech und Fast-Unfälle sowie viele lustige Begebenheiten, von denen Regula Eichenberger spannend berichtet. Und so ganz nebenbei läuft die Schweizer Fliegereigeschichte einher, die wahrlich viele Wendungen erlebt hat. Die Pilotin war immer hautnah dabei und kann wunderbar aus dem Nähkästchen plaudern. Und wie schön ist es, wenn man liest: «Es war eine gute, nein, eine fantastische Zeit, und mit ganz wenigen Ausnahmen bin ich jeden Tag gern zur Arbeit gegangen.» Genau das spürt man auch zwischen den Zeilen.

Leseprobe

Wie bei jeder anderen Airline gabe es auch bei der Crossair hervorragende und weniger gute Piloten, sanfte und grobe Naturen, Witzbolde, Übervorsichtige, Machos und Frauenhelden und solche, die sich überschätzten (auf diese musste man ein besonderes Auge haben). Auch das Sich-riechen-Können spielt im Cockpit eine wichtige Rolle. Knoblauchgeruch, Zigarettenrauch (bei einigen Airlines durfte im Cockpit damals noch geraucht werden, bei der Crossair nicht) und andere Körperausdünstungen sind manchmal nur sehr schwer zu erstragen. Auch mir machte es mit dem einen Captain viel, mit dem anderen gar keinen Spass.

Regula Eichenberger, «Über den Wolken»

Fazit

Wer sich für die Fliegerei interessiert, wird von diesem Buch fasziniert sein. Und es ist mit 239 Seiten eigentlich viel zu schnell ausgelesen. Das Vorwort stammt übrigens von Ski-Olympiasiegerin und Pilotin Dominique Gisin.

Ganz persönlich hat mir gefallen, dass Regula und ich in die gleiche Schule gegangen sind, einfach mit drei Jahren Unterschied. Und noch ein Unterschied: Sie darf selber in die Luft gehen, während ich mich immer fliegen lassen muss. Auch einige sehr liebenswerte Menschen, die sie in ihrem Buch erwähnt, kenne ich persönlich. So gesehen bin ich mit meinem Buchtipp natürlich «befangen», das muss ich zugeben.

Trotzdem: Wer noch nach einem Geschenk (auch für sich) sucht, ist mit «Über den Wolken» gut beraten. Menschen, Länder, spannende Erlebnisse zwischen Himmel und Erde… Was will man mehr?!

Infos zum Buch

Titel: Über den Wolken
Autorin: Regula Eichenberger
Verlag: Wörterseh
ISBN Print: 978-3-03763-139-3
ISBN E-Book: 978-3-03763-829-3