
NACHTRAG (28.10.2021): Das Alpina Tschiertschen ist unter neuer Leitung wieder offen. Wir lassen unseren Beitrag online, wenngleich die Erfahrung heute bestimmt eine andere wäre. Dennoch bekommst Du einen Eindruck von den schönen Räumlichkeiten und der abwechslungsreichen Umgebung. Die ehemaligen Gastgeber, Michael Gehring und Gattin Marlies, führen heute übrigens das Hotel Piz Mitgel in Savognin – auch eine Perle.
«Wohin fahrt ihr?! Tschir-was?!» Dies war verbreitet die Reaktion, als wir erstmals erzählten, dass wir ein paar Tage in Tschiertschen verbringen würden. Nein, es liegt nicht in Tschetschenien und auch nicht in Kirgistan, sondern in der Schweiz. In Graubünden, in der Talschaft Schanfigg, um genau zu sein: links der Plessur, des Flusses, der in der Nähe von Arosa entspringt und via Chur in den Alpenrhein mündet.
Inhalt
Tschiertschen im bündnerischen Schanfigg
Südöstlich von Chur beginnt die Strasse, sich mit Kurven und Spitzkehren ins Tal hinein- und hinaufzuwinden. Wir kommen in Passugg vorbei, wo das bekannte Mineralwasser abgefüllt wird und das Schulhotel der Swiss School of Tourism and Hosipitality ob der Strasse thront. Auch in Praders kleben die Häuser förmlich am Hang, und wir fragen uns langsam, ob man hier oben überhaupt genügend platten Boden findet, um ein Hotel mit 27 Zimmern und Suiten, mit drei Restaurants und einem Spa drauf zu platzieren.

In Tschiertschen – so stellen wir fest – musste man sogar für den kleinen Friedhof um die Kirche herum das Land mit einer Mauer stützen. Hier liegen übrigens Komponist und Schwyzerörgelispieler Peter Zinsli und sein Sohn begraben. Der Platz vor der Kirche und dem ehemaligen Alpahirt-Lädali scheint uns die grösste flache Stelle des urchigen, gemütlichen Ortes zu sein. Doch wir haben das Ziel noch nicht erreicht!


Wir folgen den Wegweisern «The Alpina Resort» auf der gerade mal autobreiten Strasse durchs Dorf weiter bergwärts. Die steilen Spitzkehren dürften ungeübten Autofahrern etwas Anstrengung abverlangen… Noch eine Kurve – und das beinahe höchstgelegene Haus von Tschiertschen schiebt sich ins Blickfeld, bzw. sein runder Anbau im Untergeschoss. Hier befindet sich die Rezeption, vor der sich die Vorfahrt ausbreitet. Darüber sehen wir zunächst eine Glasveranda und das grau-weisse Haus mit den Holzbalkonen im alpinen Stil. Wir sind neugierig auf das im Dezember 2015 wieder eröffnete Alpina Mountain Resort & Spa.

Historisches gut ins Heute gerettet
Nach dem herzlichen Empfang von Gastgeber Michael Gehring und seiner Gattin Marlies steuern wir unsere Suite im dritten und obersten Stock an. Für den Architekten muss das Dachgeschoss mit seinen alten Balken eine Herausforderung gewesen sein… Das Doppelbett passt mit wenig seitlichem Spielraum gerade so zwischen Hauswand und Gebälk. Eine kleine Sitzgruppe und ein Doppelbettsofa sowie ein moderner Holzkubus, der Schrank, Dusche, WC und Lavabo enthält machen den Rest der Einrichtung aus. Dass man so weit oben vom Balkon aus eine tolle Aussicht hat, versteht sich von selbst. Wir schauen auf Tschiertschen und die kleine Kirche hinab, rechts geht der Blick zum Weisshorn hinauf, geradeaus ins Schanfigg hinein.

In der Hotelbroschüre schreibt alt Bundesrat Joseph Deiss lobend über den aus Malaysia stammenden Investor Teo Ah Khing. Ihm ist es zu verdanken, dass das Alpina innert 20 Monaten zu neuem Leben erweckt und im Dezember 2015 wieder eröffnet worden ist. Man sagt von ihm, er sei ein einfacher Mann mit grossen Visionen. Das mit dem einfachen Mann, mögen wir nicht so recht glauben, denn er ist Architekt und ein Selfmade-Milliardär, der mit Vorliebe in Pferderennen investiert. Daher rührt der diskrete, aber immer wieder im Haus anzutreffende Hinweis auf den China Horse Club. Doch das ist eine andere Geschichte.

Alpines Wine & Dine
Das ursprüngliche Haus geht auf das Jahr 1897 zurück und wurde teilweise getreu des damaligen Jungendstils, aber auch modern und zeitgemäss renoviert sowie unter Minergie-Standard ausgebaut. Den Stil der goldenen 20er-Jahre, treffen wir im grossen Essraum des Gourmet-Restaurants Belle Epoque an, riesige Spiegel, glänzende Kronleuchter, Stuckdecke und – bodenständiges Wandgetäfer, wie es sich für ein altes, alpines Gebäude gehört. Vieles dieser Einrichtung ist noch original.

Auch in der (gut bestücken) Bar mit dem behaglichen Kaminfeuer werden wir an vergangene Zeiten erinnert. Im Panoramarestaurant in der verglasten Veranda haben wir eher das Gefühl, in einem modernen Anbau zu speisen. Doch den gab es schon um das Jahr 1920 herum. Er diente damals als Vestibül. Wir geniessen hier das reichhaltige Frühstück – das Müesli ist sensationell! –, aber auch Mittag- und Abendessen.



Neueren Datums ist der kleine Weinkeller im Sousol. In diesem gemütlichen Raum geniessen wir bei unserem ersten Besuch eine aussergewöhnliche Blindverkostung: Wein und Schokolade. Damals hat uns Sommelier Richard Hofner auf die Sprünge geholfen und mit Wein aus schwarzen Gläsern überrascht. Wir hatten eine tolle Weinverkostung, die wir sofort wieder mitmachen würden!

SlowFood für alle Sinne
Neu ist Slow-Food-Ambassador Lukas Pfaff Küchenchef, und seine pfiffigen Gourmetkreationen überzeugen genauso wie jene seines Vorgängers. Für zwei spezielle Kulinarikwochen hat Pfaff diesen Sommer zusammen mit dem «Alpahirt» Adrian Hirt einige Spezialgerichte ausgetüftelt, von denen wir hoffen, dass zumindest das Bündnerfleisch-Carpaccio mit Hanföl den Weg in die reguläre Speisekarte findet.
Pfaffs Köstlichkeiten kann man sich bei einem «Jazz & Dine» oder «Vollmond-Dinner» angedeihen lassen. Alpine Dining heisst eigentlich die Devise, doch montags ist jeweils Thai angesagt (um 19 Uhr startet der Roundtable), mittwochs darf man sich die Weindegustation um 17 Uhr nicht entgehen lassen und jeden Donnerstag gibt’s neuerdings den Tatar-Abend. Also ganz ehrlich: Eine so abwechslungsreiche und mit Finesse angereicherte Küche hätten wir an diesem «Ende der Welt» nicht erwartet! Das Gourmetrestaurant Tropaios Lounge ist für 2020 sogar mit 14 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet worden.

Klein, aber fein – der Shan-SPA
Im Wellness-Bereich steht uns noch mehr Entspannendes zur Verfügung: ein Dampfbad, eine finnische, eine Bio- und eine Infrarot-Sauna, Kneippbecken sowie im Freien ein Whirlpool mit Sprudelliegen. Was wir noch nie zuvor erlebt haben, ist der Via-Mala-Gewitterpfad: Eine Erlebnisdusche von ganz schön neblig und kühl bis wohlig warm – begleitet von Vogelgezwitscher, aber auch Blitz und Donnergrollen. Witzig gemacht!


So ein Tag im Alpina ist also sehr abwechslungsreich, dabei waren wir nicht einmal mountain-biken oder wandern. Skifahren lag Mangels Schnee auch nicht drin. Dennoch sind wir zufrieden ins bequeme Bett gesunken, begleitet vom feinen Duft des Arvenholzes, das für einen guten Schlaf sorgen soll. Und am nächsten Morgen dürfen wir – noch im Pyjama – einen feinen Nespresso-Kaffee zum Wachwerden geniessen… Herrlich!
FAZIT: Wir kehren gerne wieder ins 4-Sterne-Romantik-Hotel Alpina Mountain Resort & Spa zurück, denn wir fühlen uns hier einfach wohl. Den Gastgebern und den Mitarbeitenden winden wir hier gerne ein Kränzchen – es hat alles gestimmt!
Infos zum Alpina Mountain Resort & Spa
Romantik Hotel The Alpina Mountain Resort & Spa
CH-7064 Tschiertschen
Telefon: +41 (0)81 868 80 88
Webadresse: www.the-alpina.com
© Text: Inge Jucker, Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2021 | 2023
Offenlegung: Wir waren 1×2 Nächte und 1×1 Nacht mit Vollpension, Weindegustation und Massagen vom Alpina Mountain Resort & Spa eingeladen. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle!
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