
Im Borgo San Felice ist das Toskana-Gefühl für Besucher und Gäste ganz einfach perfekt. Im Dorf, das sich schön herausgeputzt hat, angekommen und den Alltagsstaub aus den Kleidern geklopft, fühle ich mich gleich wie in eine andere Welt versetzt. Jene, die sich in der Geschwindigkeit nach der Natur richtet. In die Welt der Weinbauern, die hier ihre teils weltberühmten Weine keltern, und der Olivenbauern, die ihr gesundes «Gold» pressen. Ausserdem fühle ich mich in der Zeit zurückversetzt – fast, aber nicht ganz ins Mittelalter, denn schliesslich wird in diesem Hotel-Dorf hinter den alten Mauern für neuzeitlichen Luxus gesorgt.
Inhalt
Vom Dorf zum Hotel
Das Dorf geht auf das Jahr 714 n. Chr. zurück und erlebte während des Mittelalters einige Auseinandersetzungen zwischen Siena und Florenz. Im 18. Jahrhundert kam es in den Besitz der noblen Familie Del Taja aus Siena. Sie wohnte im Palazzo an der Piazza mit Blick auf die romanische Kapelle. Irgendwann im letzten Jahrhundert verliessen die Bewohner den Borgo weil die Schule und die Post geschlossen wurden und sie ganz einfach keine Perspektiven mehr hatten. Somit waren die Häuser dem Zerfall preisgegeben.

1991 wurde das Dorf – mittlerweile im Besitz der Allianz-Gruppe – restauriert und in ein Hotel umgebaut, dessen 33 Zimmer und 20 Suiten auf viele verschiedene Häuser verteilt sind. Es wurde viel Wert darauf gelegt, die Art der ursprünglichen Einrichtung zu erhalten und edle, regionale Materialien zu verwenden. So wurden alt und neu sehr angenehm miteinander kombiniert. Ausserdem sind alle Zimmer etwas unterschiedlich eingerichtet.

Wohnen wie anno dazumal
Ich beziehe meine Suite im ersten Stock des besagten Palazzos des Marchese Del Taja. Sie ist unaufgeregt, klassisch eingerichtet, und in den beiden Räumen habe ich viel Platz. Hier fühle ich mich gut aufgehoben. Aber ich bin neugierig. Rasch den Koffer auspacken und auf Erkundungstour gehen.




Wie in einem richtigen Dorf kann man hier durch die Gassen spazieren, romantische Höfe und Winkel bewundern, dem Wellness-Haus oder der Kirche einen Besuch abstatten (sie ist allerdings selten genöffnet). Aber die Kapelle an der Piazza ist meistens offen. Deren Inneres finde ich gewöhnungsbedürftig, aber über Kunst lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Wein aus den eigenen Rebbergen
Weinkeller haben auf mich eine magische Anziehungskraft… In San Felice lohnt es sich besonders, an einer Weinverkostung teilzunehmen, denn schliesslich liegt der Borgo mitten in der Chianti-Region und ist von 140 Hektaren Rebbergen umgeben. Hier werden 14 verschiedene Weine produziert, von Campogiovanni über Brunello di Montalcino DOCG und Poggio Rosso bis Vigorello; ausserdem verschiedene Grappi und der Dessertwein Vin Santo.


Nach diesem veritablen Degu-Apéro geht’s zum Abendessen. Man könnte jetzt im rustikalen La Terrazza tafeln, oder – wie wir – im Restaurant Poggio Rosso. Seinen Namen hat es von einem der beliebtesten Borgo-Weine, dem Chianti Classico Poggio Rosso. In der Küche werden hauptsächlich lokale Produkte – auch aus dem eigenen Garten – verarbeitet, und so werden wir mit geschmorter Kalbsbacke, gerösteter Maremma-Zwiebel, Granatapfel, Sellerie und Polenta verwöhnt. Dazu wird der Weisswein Il Grigio 2011 San Felice eingeschenkt. Die zweite Vorspeise besteht aus Taubenragout mit Parmesan-Risotto, Taubenleber-Creme, gebratener Taubenbrust und Portweingelee, begleitet vom Rotwein Vigorello 2008 San Felice.


Der Hauptgang (ich kann schon fast nicht mehr): über Olivenholz geräucherte Fasanenbrust mit Kastanienfüllung, Trauben sowie in Weinblättern gekochte Steinpilze. Dazu wird der Klassiker Poggio Rosso 2007 San Felice gereicht. Weil’s jetzt ja nicht mehr drauf ankommt gibt’s zum Abschluss ein Trauben-Erdbeer-Gelee mit Mascarpone-Schaum, Kastanien sowie Granita aus grünem Apfel und Rosmarin, begleitet von Vin Santo In Pincis 2004 San Felice. Das Menü hat mir geschmeckt, und in der Bar Gli Archi lassen wir schliesslich den Abend ausklingen.

Ausflüge ins Land
Wer nicht mit dem eigenen Wagen angereist ist, findet vielleicht Vergnügen daran, mit einem gemieteten alten «Cinquecento», einem Fiat 500, die Umgebung zu erkunden. Wir haben uns jedenfalls in die kleinen Wägelchen gezwängt und sind losgefahren. In einer lokalen Olivenölproduktion haben wir Halt gemacht, in Montalcino mittaggegessen und ganz einfach die zauberhafte Landschaft genossen.

Man hätte natürlich auch mit dem Velo ausfliegen können – das San Felice stellt Fahrräder zur Verfügung –, aber so ein Cinquecento ist einfach Kult. Siena liegt auch nur eine halbe Autostunde entfernt und ist sowieso immer einen Besuch wert.

Infos zum Borgo San Felice
ANREISE
Wir sind nach Florenz geflogen. Von dort geht es in einer Autostunde zum Relais & Château-Hotel.
ADRESSE
Hotel Borgo San Felice
I-53019 Castelnuovo Berardenga
www.borgosanfelice.com
Ein ähnlich schönes Borgo hat übrigens Kollegin Fine on Tour in ihrem Reiseblog beschrieben. Schau doch mal rein und lass Dich von ihr «mitnehmen».
© Text & Fotos: Inge Jucker | TravelExperience | 2016
aufdatiert: März 2019
Offenlegung: Ich wurde zu dieser Recherchereise vom Hotel Borgo San Felice eingeladen und bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich.
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