
Am 29. Juni 2012 war es soweit: Die Weltneuheit CabrioO-Bahn wurde eröffnet und fuhr (natürlich nach Testfahrten) erstmals offiziell aufs Stanserhorn. Und exakt zehn Jahre später lassen wir uns mit der historischen Standseilbahn, die auf das Jahr 1893 zurück geht, zur Mittelstation fahren, um dann mit der CabriO-Bahn quasi einen Quantensprung in Sachen Technik auf der letzten Strecke zu erleben. Natürlich machen wir diese Fahrt nicht zum ersten Mal, aber das Jubiläum wollten wir uns doch nicht entgehen lassen. Schliesslich waren auch prominente Gäste mit von der Partie.
Inhalt
Reise durch die Geschichte
Im schmucken Bahnhof der Standseilbahn Stanserhorn beziehen wir unsere Tickets. Und los geht’s, von 450 m ü. M. auf 1849 m ü. M.! Mit der Standseilbahn, deren Wagen 2009 und 2010 renoviert worden sind, lassen wir uns durch saftige Wiesen bergwärts ziehen. Irgendwie fühlen wir uns gerade herrlich in der Zeit zurückversetzt. Wie müssen sich wohl die Gäste gefühlt haben, die Ende des 19. Jahrhunderts mit dieser Bahn gefahren sind? Bestimmt waren sie sehr aufgeregt und freuten sich! Genau wie wir, die bei noch frischen Temperaturen die Sommersonne geniessen. Wohl wissend, dass es auf dem Berg anders aussehen kann…




In der Mittelstation steigen wir auf die CabriO-Bahn um und nehmen direkt die Wendeltreppe im Inneren der Kabine, um aufs Dach zu gelangen. Ein paar Schritte nur dauert der Übergang von der alten in die neue Bahnwelt. Der erwähnte Quantensprung. Und es sind übrigens beide Bahnen rollstuhlgängig.

Wir haben das Glück, dass unser Freund, ein ehemaliger Bahn- und Tourismusjournalist, unsere CabriO-Gondel «pilotiert». Wie alle «Bähnler» hier am Stanserhorn, gibt er den Gästen die wichtigsten Infos durch und beantwortet Fragen. Flotte Sprüche inklusive. Und so vergeht die siebenminütige Fahrzeit viel zu schnell, während der sich auch noch Nebel – oder sind es doch tieffliegende Wolken? – breitgemacht haben. Aber was soll’s?! Wir sind ja des Jubiläums wegen hier.

Ein Buch zum Jubiläum
Wollte ich jetzt die ganze Geschichte der CabriO-Bahn erzählen, würde ich wie Christoph Berger, ein ganzes Buch füllen. Allerdings ohne sein immenses technisches Wissen ;-) Rechtzeitig zum 10jährigen Jubiläum hat er sein Buch fertig und berichtet von der Entstehungsgeschichte der Weltneuheit, die bis heute nicht kopiert worden ist. Monaco hat sich einmal mit entsprechenden Plänen befasst, aber das ist bereits wieder abgehakt. Wer also aufs Stanserhorn fährt, ist in einer einmaligen Luftseilbahn unterwegs.

Die Erfinder der CabriO-Bahn
Am Jubiläumsanlass sind die «Erfinder» der CabriO-Stanserhornbahn dabei: Bahn-Direktor Jürg Balsiger und Seilbahningenieur Reto Canale. Lebhaft berichten sie, wie sie auf die Idee gekommen sind, und wie alles mit einem Scribble auf einem Tisch-Set begonnen hat. Sie suchten nach einem attraktiven Nachfolger für die alte Bahn, die in die Jahre gekommen war. Dass es dann gar nicht so einfach war, die Idee umzusetzen, davon erzählt Christoph Berger in seinem Buch zum Jubiläum sehr detailliert und ausführlich.

Die Besonderheit der Bahn
Wer sich in das Buch vertieft und zumindest ein klein wenig technisches Interesse pflegt, der wird viel über all die verschiedenen Systeme erfahren, die Gondeln seit dem 17. Jahrhundert auf einen Berg bzw. über einen Fluss tragen. Normalerweise haben die Kabinen eine Aufhängung über dem Gondeldach, doch wenn es um echtes Cabrio-Feeling geht, dann muss über dem Kopf alles frei sein. Ergo: eine andere Aufhängung muss her, eine seitliche.

Hier kommen neben Reto Canale weitere Spezialisten ins Spiel. Antrieb, Laufwerk, Kabinen mit Niveauregulierung und nicht zuletzt die Sicherheit müssen aufeinander abgestimmt entwickelt werden. Von der Idee am 25. Juni 2004 gingen bis zur Realisierung viele Jahre ins Land, geprägt von mehreren Varianten und Entwicklungsstadien, Überzeugungsarbeit, dem Rückhalt in der Bevölkerung und der Suche nach den nötigen Finanzen. Die Baukosten beliefen sich schliesslich auf 29,4 Mio. Schweizer Franken.
Ein voller Erfolg
Wie glücklich müssen Jürg Balsiger und Reto Canale bei der Eröffnung gewesen sein! Und an der Jubiläumsfeier freuen sich beide erneut über ihr gelungenes Projekt, denn die CabriO-Stanserhornbahn ist ein voller Erfolg. Die Gästezahlen übertreffen alle Erwartungen. Mit der alten Bahn wurden jährlich um die 120’000 Gäste aufs Stanserhorn gebracht, in den ersten acht Jahren mit der CabriO-Bahn waren es durchschnittlich um die 180’000 jährlich. Corona hat dann natürlich ein Loch in der Statistik bewirkt, aber das wird bald überwunden sein.


Spannende Zahlen zum Seilbahnbau
Christoph Berger hat für sein Buch natürlich auch ein paar beeindruckende Zahlen zusammengetragen. Hier eine kleine Auswahl:
- Der Höhenunterschied von der Luftseilbahn-Talstation Kälti bis zur Bergstation beträgt 1.138 Meter
- Die schräge Länge der Bahn: 2319 Meter
- Fahrgeschwindigkeit: 8 Meter pro Sekunde
- Fahrzeit: 7 Minuten
- Durchmesser der Tragseile: 66 Millimeter
- Durchmesser der Zugseile: 30 Millimeter
- Drahtlänge: Insgesamt wurden für die Trag- und Zugseile 3314 Kilometer (!) Draht spiralförmig verdrahtet, inklusive Seilreserven
- Kapazität: 60 Personen (40 unten in der Kabine, maximal 30 auf dem Oberdeck)

Weitere Bahninfos
Weitere Buchinfos
Titel: «Stanserhorn-CabriO – Mit Innovation zum Erfolg»
Autor: Christoph Berger
ISBN: 978-3-906997-96-4
Das Buch ist erhältlich bei «Bücher von Matt» in Stans. Ausserdem bei der Stanserhorn-Bahn im Shop in der Bergstation und an der Kasse an der Talstation.
© Text: Inge Jucker; Fotos (wo nicht anders vermerkt): Heinz Jucker | TravelExperience.ch 2022
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