
Nehmen Sie dieses Buch nur in die Finger, wenn Sie anschliessend ein paar Stunden nichts Wichtigeres zu tun haben, als zu lesen. Denn der ehemalige Kurdirektor von St. Moritz – man nannte ihn auch «Mister St. Moritz» – versteht es vorzüglich, seine Leser sofort «hineinzuziehen». Gut, 30 Jahre Markenpflege auf Top-Niveau, Reisen um die ganze Welt und steter Gästekontakt hinterlassen auch viele Geschichten. Amüsiert habe ich mich darüber, dass er im Mai 1978, noch gar nicht richtig im Amt, bereits auf Dienstreise nach Asien gehen musste/durfte, um St. Moritz als Sommerdestination zu verkaufen. Das war in Japan aber überhaupt kein Verkaufsargument, denn die Japaner wollten ausschliesslich das Winterwonderland sehen.

Inhalt
Ausgerechnet Heidiland…
Danuser suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit, die Situation zu retten. Da kam ihm Heidi in den Sinn, das dank einer TV-Serie auch in Japan sehr populär war. Und in St. Moritz hatte man eben eine 26-teilige Heidi-Serie abgedreht. Also waren «Home of Heidi» und «Heidi-Country» – Heidiland! – geboren.

Was in Asien gut ankam, löste in der Schweiz, insbesondere in Maienfeld und im Churer Rheintal, wo die Heidi-Geschichte hingehört, nur Kopfschütteln aus. Der eine oder andere rote Kopf mag auch darunter gewesen sein… Aber: Für St. Moritz hat es funktioniert. Seither kommen Asiaten auch im Sommer in den Ort, der heute mit «Top of the World» wirbt.

Gute Marketingideen hatte Hans Peter Danuser des öfteren. So war er beim Relaunch des «Glacier Express» und des «Bernina Express» eine der treibenden Kräfte, und Polo auf dem gefrorenen See geht ebenfalls auf ihn zurück. Danuser steckte viel Herzblut in seine Tätigkeit als Kurdirektor, erntete manchmal aber auch Unverständnis – doch es war ein alleweil spannendes Leben als «Mister St. Moritz».
Dieses sowie das Leben davor und danach stehen in Danusers Buch «St. Moritz einfach» im Mittelpunkt. Es ist rechtzeitig zum 150-Jahre-Jubiläum des alpinen Wintertourismus erschienen, der selbstredend in St. Moritz seinen Anfang nahm. Es war Hotel-Pionier Johannes Badrutt, der mit vier britischen Sommergästen eine Wette abschloss: Sie sollten im Winter kommen und falls es ihnen nicht gefalle, zahle er ihre Reisekosten ab London und zurück. Falls ihnen St. Moritz im Winter jedoch zusage, lade er sie als seine Gäste ein, so lange zu bleiben, wie sie wollten… Und sie blieben natürlich – aber das ist eine andere Geschichte.
Buch mit Internet
Eine Besonderheit an Danusers Buch sind die QR-Codes, die im Text verteilt sind und zu weiteren Details im Internet führen. Ich meine, diese Verbindung so noch nirgends gesehen zu haben. Aber mit Sicherheit kann ich sagen, dass sich die 224 Seiten «St. Moritz einfach» flüssig und angenehm lesen. Und ist man am Ende der einen Geschichte angelangt, will man unbedingt auch die nächste kennenlernen… Das ist die beste Motivation!

Buchinfos
Titel: St. Moritz einfach
Autor: Hans Peter Danuser
Verlag: Somedia Buchverlag
ISBN: 978-3-906064-30-7
Preis: ca. CHF 29.–
© Text: Inge Juckeer | TravelExperience.ch
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