
Wir merken rasch: in Slowenien lebt man im ganzen Land, fährt nach Portoroz ans Meer zum Fischgenuss oder nach Bled für die lokale Spezialität, die Kremšnite. Wenig verwunderlich, denn Slowenien ist gerade mal halb so gross wie die Schweiz und hat etwas mehr als zwei Millionen Einwohner. Von der Hauptstadt Ljubljana aus ist man in eineinhalb Stunden in den Alpen und in der gleichen Zeit an der Adria. Ein perfektes Territorium für abwechslungsreiche Ferien in der «kleinen Schweiz», die übrigens auch über ein direktdemokratisches System verfügt.
Inhalt
Ljubljana strotzt vor Lebenslust
Erste Eindrücke sammeln wir in der Landeshauptstadt von Slowenien. Der gemütliche Bummel führt durch die Altstadt, die sich zu beiden Seiten des Flusses Ljubljanica erstreckt. Es fühlt sich hier wunderbar leicht und mediterran an, kombiniert mit einem Stück Wien. Entlang des Flusses reihen sich Restaurants und Bars beinahe nahtlos aneinander. Davor sitzen – in normalen Jahren – schon ab drei Uhr nachmittags viele junge Leute, die einen Drink und die Sonne geniessen. Man trifft sich, plaudert, und das entspannte Treiben schliesst die Gäste aus aller Welt mit ein. Ein richtiger Wohlfühlort!



Das «Wienerische» hat die Drachenstadt dem schlimmsten Erdbeben der Region zu verdanken: Nach dem 1895 die Erde zerstörerisch bebte, wurde in den folgenden zwanzig Jahren die Stadt im damals aktuellen Jugendstil wieder aufgebaut. Die Häuser wurden fortlaufend restauriert, so dass Ljubljana heute eine wahre Perle ist.


Die Drei Brücken sind eine Besonderheit in Ljubljana: vom südlichen Ufer aus beginnen alle Brücken am gleichen Platz, um in drei verschiedenen Brückenköpfen am anderen Ufer zu enden. Der Ort ist eigentlich das touristische Zentrum der Stadt.


Ausflug in die Vergangenheit
Im ehrwürdigen Hotel Union treffen wir die Baslerin Anna Hladnik, die vor 35 Jahren nach Slowenien, genauer nach Kranj kam – und für immer blieb. «Damals war alles sehr ländlich. Nach der Unabhängigkeit vom ehemaligen Jugoslawien 1991 wurde Slowenien zu einer ‹kleinen Schweiz›», erzählt Anna, die ihre eigene Sprachschule führt und Schweizerdeutsch-Kurse via Skype anbietet. Das Land löste sich 1991 von der kommunistischen Führung und nahm sich die Schweiz als Vorbild. Teile des direktdemokratischen Instrumentariums wurden übernommen und es entstand in kurzer Zeit ein kleiner Vorzeigestaat, der heute zur EU gehört und den Euro eingeführt hat. Derzeit erlebt das Land aber eine politisch schwierige Phase, doch das ist eine andere Geschichte.



Bled – schon fast alpin
In Bled, eine knappe Autostunde von Ljubljana entfernt, wohnen wir in einer der Ferienwohnungen der Bernerin Alexandra Pintar und ihrem Mann Marko. Seit 15 Jahren leben die beiden schon in Slowenien – er ist Musiklehrer, Alexandra kümmert sich um die Vermietung der gemütlichen Ferienwohnungen im Haus Alexandra. Gelegentlich fungiert sie auch als Gästeführerin, und so erkunden wir gemeinsam das Gebiet um den See von Bled.

Zunächst erfahren wir, dass es ein Schweizer war, der hier den modernen Tourismus begründete: Der Naturheiler Arnold Rikli († 1906) aus Wangen an der Aare gründete in Bled eine Heilanstalt. Seine «Atmosphärische Kur» war erfolgreich, und so kamen bald Patienten aus dem Ausland. Hotels entstanden, der Tourismus nahm seinen Anfang.


Vom Tourismus leben auch die Ruderer, welche die Gäste in ihrem traditionellen Boot, dem Pletna, zur Insel bringen. Total gibt es 23 dieser Boote auf dem Bleder See. Gefertigt werden sie seit 1590 von Einheimischen und vom Pletnar, dem Bootsführer, gesteuert. Es ist ein angesehener Beruf, denn nicht jeder darf so ein Pletna steuern. Das liegt an Maria Theresia von Österreich, welche die Eigentumsrechte für die Boote an wenige Bauern vergeben hat, denen schlechter Boden zugeteilt worden war. Der Beruf des Pletnar wird seither nur innerhalb der Familie weitergegeben.

Zur Kirche Mariä Himmelfahrt und dem Glockenturm hinauf führen 99 anstrengende Stufen. Wer in der Kirche oben heiraten will, muss besonders fit sein, denn die Tradition will, dass der Bräutigam die Braut hinauf trägt…
Oben angekommen, solltest du unbedingt am Strick der Wunschglocke dreimal ziehen – der Wunsch könnte erfüllt werden! Und keine Sorge: Die Leute in der Umgebung sind sich diese «Lärmbelästigung» gewohnt.



Was Beschäftigung in der freien Natur anbelangt, bleiben tatsächlich kaum Wünsche offen: Beispielsweise
- in zwei Stunden um den Bleder See spazieren
- im Triglav Nationalpark wandern
- eine Velotour von Bled zum wunderschönen Bohinjer See unternehmen
- im Sommer in den Seen schwimmen
- im Winter im kleinen, romantischen Skigebiet Straža Bled dem Alpinsport frönen.
Was natürlich nicht fehlen darf, ist der Besuch der Burg Bled. Von dort aus geniessen wir eine tolle Sicht auf den Bleder See mit seiner Insel. Und auch das Burginnere hält so manche Überraschung bereit. Beim Schmied bewundern wir Drachen, Kerzenständer und mehr; der Buchdrucker zeigt uns sein Reich und beim Kellermeistermönch dürfen wir einen Wein verkosten. Viel Abwechslung und vor allem ein gutes Restaurant machen die Burg eine Eroberung wert.

Sie ist wohl DAS Fotosujet in Slowenien.



Postojna-Höhlen und Burg von Predjama
Wir sind unterwegs Richtung Sloweniens Küste und gelangen nach Logatec, einer Stadt, die von mehreren Naturschutzgebieten und Höhlen umgeben ist. Hier sind wir bei den Schweizern Ruedi Sutter und seiner Frau Ivanka zu Gast. Leider führen sie heute ihr kleines, gemütliches Bed & Breakfast nicht mehr. Das ist so schade, denn wir habe die Tage mit den beiden sehr genossen. Von dort aus haben wir Ausflüge zu den berühmten Postojna-Höhlen und zur Burg von Predjama unternommen.



Die riesigen Höhlen in Slowenien sind ein Muss, selbst wenn es dort sehr touristisch zu und her geht. Weil die schönsten Tropfsteinformationen so weit im Berg drin sind, werden wir mit einer Bahn 2,5 Kilometer weit hineingefahren, dann geht es zu Fuss weiter. Die Krönung ist schliesslich das Aquarium mit den Grottenolmen. Die kleinen, weissen Lurche, die keine Augen haben, weil sie die in der Dunkelheit gar nicht brauchen, würde sonst kein Gast zu sehen bekommen.

Zum Postojna-Park gehört auch die Höhlenburg Predjama. Sie steht in einem Höhlenportal und die Führung durch die verschiedenen Anbauten bis in die ursprüngliche Höhle hinein, gleicht einer Zeitreise – vom 16. Jahrhundert in der frühen Neuzeit bis in die Altsteinzeit. Sehr anschaulich – sehr spannend.



Vipava – das Weinland
In der Weingemeinde Vipava, ebenfalls nicht allzu weit von Logatec entfernt, sind vor allem die Quellen des Flusses Vipava, die römische Tabor-Brücke und das Barockschloss der Lanthieri sehenswert. Nach dem Rundgang haben wir Lust auf ein Glas Wein, und so lassen wir uns während der Degustation in der Vinothek neben der Tourist-Info verwöhnen.




Dort treffen wir die Unternehmerin Doris Poljšak-Kane. Die Luzernerin lebt zusammen mit ihrem Gatten Milan seit 24 Jahren im Vipava-Tal und ihr Geschäft sind Weintanks. Es handelt sich hauptsächlich um Spezialanfertigungen, die in der Gegend produziert und weltweit in Weinkeller eingebaut werden. Ihre beruflichen Wurzeln hat Doris allerdings im Luftverkehr. Sie machte bei Swissair die Lehre und arbeitete danach lange im Operating. Nach Slowenien kam sie wegen ihres Gatten, den sie in der Schweiz kennengelernt hat, und sie fühlt sich ausgesprochen wohl: «Alles ist hier viel natürlicher und ursprünglicher.»
Piran – Meer juchheee!
Jetzt fahren wir aber definitiv ans Meer, nach Piran bei Portorož. Wir spazieren durch die von venezianischer Architektur geprägte Altstadt. Ein herrliches Wirrwarr von verwinkelten Gassen, das uns bis zur Kathedrale St. Georg hinauf begleitet. Dort werden wir mit einer tollen Aussicht über die Dächer und das Meer belohnt. Das Wahrzeichen der Stadt, die burgartige Kirche St. Clementa, liegt jedoch unten am Meer, im westlichsten Zipfel von Piran.



Von der Kirche St. Georg aus lässt sich gut erkennen, wo einst die Schiffe lagen.


Die touristische Hochburg am kurzen Meeranstoss von Slowenien ist gut besucht, wie auch das benachbarte Portorož. Es ist etwas mondäner und hat keine Altstadt. Die beiden grossen Häuser Life Class Hotels & Spa und das Kempinski Palace Hotel bilden das Zentrum. Davor erstreckt sich ein langer Sandstrand, gesäumt von kleinen Bars und Restaurants. An den beiden Enden des Strandes sind aber auch ruhigere Plätzchen zu finden.

Portorož ist DER Badeort des Landes und auch bei den Slowenen ein beliebtes Ziel. Von hier aus lassen sich Ausflüge nach Italien und ins kroatische Istrien unternehmen – und in nur eineinhalb Autostunden sind wir – leider – schon wieder in Ljubljana am Flughafen. Beim Check-in ist schon klar, dass wir nach Slowenien zurückkehren wollen. Schliesslich haben wir den Ostzipfel rund um Maribor (von Skirennen her bekannt) noch nicht besucht.
Infos zu Slowenien
Weil es so viele Adressen und Tipps geworden sind, haben wir die ganzen Infos zu unserer Slowenien-Reise auf eine eigene Seite gepackt. Dort kannst Du sie auch als PDF herunterladen.
Noch mehr Bloggerwissen
Angela vom Blog Unterwegs mit Kind ist ebenfalls in Slowenien gereist und hat ihre Eindrücke und Tipps im Beitrag Soča-Tal: Sloweniens wilder Westen festgehalten. Viel Spass beim Stöbern!
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch 2016 | 2021 |
Offenlegung: Diese Slowenien-Reportage, die wir ursprünglich fürs Migros-Magazin unternommen haben, wurde von Slowenien Tourismus organisiert.
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