In Saanen hat uns die Scherenschnittkünstlerin Beatrice Straubhaar ihren leidenschaftlichen Beruf vorgeführt. Sie geniesst seither unsere volle Bewunderung!
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So sieht ein echter Beatrice-Straubhaar-Scherenschnitt aus. Wow…!

Ich bin ja handwerklichen Arbeiten nicht abgeneigt. Tiffany-Scheiben, Schmuck, Marmormosaike… Aber Scherenschnitte?! Nein. Oder doch, als Kind, ja, da habe ich im Winter Schneesterne geschnitten und ans Fenster geklebt. Aber das, was Beatrice Straubhaar macht, hat mit diesen Kindereien rein gar nichts mehr zu tun!

Scherenschnitte – die Passion von Beatrice Straubhaar

Während sie einige Werke aus der Mappe hervorzupft und vor uns ausbreitet, erzählt Beatrice vom Ursprung der Scherenschnittkunst.

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Beatrice Straubhaar holt einige Beispiele für ihre Scherenschnittkunst hervor.

Die Chinesen hätten sie als erste entwickelt und dabei meistens rotes Papier verwendet. Doch hier im Saanenland und im angrenzenden Pays-d’Enhaut gehe die Kunst auf Johann Jakob Hauswirth zurück, der von 1809 bis 1871 gelebt hat. Der Taglöhner zog von Hof zu Hof und bedankte sich für eine Übernachtung mit kleinen Scherenschnittbildern.

Selbst wenn Hauswirth ein innovativer Künstler war, so hat sich seither dennoch viel getan. Schere und Papier sind zwar geblieben, aber die Formen haben sich geändert. Sein Nachfolger war Louis Saugy, der über die Landesgrenzen hinaus Erfolg hatte. Er war der erste, der ein Auto in einem Scherenschnitt verewigte. Des weitern nennt Beatrice die Künstler David Regez und auch Christian Schwizgebel, dessen Spezialitäten die naturgetreuen Tierwelten, aber auch die farbigen Relief-Werke waren. Eines davon ist im Museum der Landschaft Saanen zu bewundern.

Beatrice hat sich mittlerweile eingerichtet und schneidet innerhalb eines grossen Bildes seelenruhig einen Baum mit vielen Blättern aus.

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Wenn keine Journalisten sie mit Fragen löchern, ist Scherenschnitte schneiden geradezu meditativ für Beatrice Straubhaar.
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Mühelos schnippelt Beatrice Straubhaar einen Baum mit vielen Blättern aus dem Papier.

Ab und zu schaut sie auf, lächelt verschmitzt und erzählt von ihrem Werdegang. Mit sechs Jahren sah sie zum ersten Mal einen Schwizgebel und war schwer beeindruckt. Jahre später hat sie einen personalisierten Scherenschnitt gesehen und dann selber ein solches Werk geschaffen. Allerdings hätte sie damals nicht gedacht, dass daraus einmal mehr als ein Hobby würde. Doch 1988 macht sie das Hobby erfolgreich zum Beruf.

Scherenschnitte sind eine Sucht

«Wenn man mal damit anfängt, kann man es nicht mehr lassen», erzählt Beatrice. Auch wenn es schwierige Zeiten gab, da sie vor Schmerzen in den Handgelenken nicht arbeiten konnte, ist sie dem Beruf treu geblieben und hat den Humor nie verloren. Chronische Sehnenscheidenentzündungen und ein Tennisarm machten ihr das Leben schwer. Seit sie mehrere Operationen über sich hat ergehen lassen, kann sie jedoch wieder unverdrossen und schmerzfrei arbeiten.

Viele Künstler haben sich auf zeitgenössische Motive verlegt, Beatrice aber bleibt bewusst bei den traditionellen Mustern und Sujets.

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Immer für einen Scherz zu haben: Beatrice Straubhaar versteckt sich hinter ihrem Scherischnitt.

Für sie ist der «Scherischnitt», wie die Kunst auf Berndeutsch heisst, eine wunderschöne Volkskunst, die sie aufrechterhalten möchte. Das ist auch der Grund, weshalb sie bei Kühen und Bergen bleibt. Oft kommen das Wildhorn und der Geltergletscher vor, halt das Panorama rund um Lauenen, wo Beatrice wohnte und ihr Atelier hatte – heute lebt sie in Riaz im Kanton Fribourg.

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Eine Hütte, Kühe und Berge – das sind typische Motive für die Künstlerin.

Sie zeichnet zuerst alles auf die weisse Seite des Papiers, wobei sie gerade bei den Bergen aufpassen muss, dass sie diese richtig zeichnet, nämlich seitenverkehrt. Es sind auch nicht alle Teile symmetrisch. Bäume, Hirsche oder ein Herz schon, aber einzelne Kleinigkeiten weichen ab. Viele Details sieht man erst auf den zweiten Blick. Da ist vielleicht auf der einen Seite ein Alpaufzug und auf der anderen ein Alpabzug. Und am Schluss muss auch das Verhältnis von Schwarz und Weiss, also von Papier und Leerraum stimmen.

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Lichthüllen mit Motiven von Beatrice Straubhaar – eine schöne Dekoration…

Das 62 Zentimeter lange Gstaad-Authentic-Logo hat Beatrice geschaffen, ebenso wie das Bühnenbild für eine Geierwalli-Aufführung (das Original wurde an einen arabischen Scheich verkauft) und auch das EDA, das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten, hat ihr schon Aufträge erteilt. Über mangelnde Auslastung kann sich Beatrice nicht beklagen, und auch die Liste der bisherigen Ausstellungen füllt mehr als eine A4-Seite.

Gstaad, Saanen, Scherenschnitt, Beatrice Straubhaar, Beyer Uhren, Bahnhofstrasse, Zürich
Der Uhrenspezialist Beyer an der Zürcher Bahnhofstrasse schmückt seine Schaufenster mit Scherenschnitten von Beatrice Straubhaar.

Wer Lust auf Berneroberländer Design bekommen hat: Nebst Original-Scherenschnitten sind auch gedruckte und Laserschnitt-Karten, Keramiktassen, Windlichter, Lichthüllen, Handtücher, Tischsets mit Servietten und… und… und… erhältlich. Am besten schauen Sie sich in der Boutique auf Beatrice Straubhaars Homepage um.

Infos zu Scherischnitt

Beatrice Straubhaar
www.scherischnitt.ch

Offenlegung: im Rahmen der Einladung von Gstaad Tourismus zum Podiumsgespräch für Reiseblogger und Hoteliers.

© Text & Fotos: Heinz & Inge Jucker | TravelExperience.ch

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