
Wir treffen uns mit der sympathischen Gästeführerin Susanne Blaser aus dem Nachbarort Château-d’Oex – der nota bene ja auch einen Besuch wert ist. Doch heute konzentrieren wir uns auf Rougemont, das früher einmal Rötschmund geheissen hat, im sogenannten Pays-d’Enhaut (Hochland) liegt und im 10. Jahrhundert von den Grafen von Greyerz erobert wurde. Erst vor etwa neun Jahren wurden hier Strassennamen und Hausnummern eingeführt, vorher gab es nur Häusernamen. Die Einheimischen wussten natürlich Bescheid, alle anderen waren verloren. Mit nicht einmal tausend Einwohnern, ist das Dorf schon noch überschaubar.
Inhalt
Eine von Mönchen erbaute Kirche
Markant ist die romanische Kirche Saint Nicolas mit ihrem kleinen Friedhof.

Sie wurde um 1080 von den Mönchen des Ordens von Cluny in deren Baustil errichtet und ist dem Heiligen Nikolaus von Myra geweiht, dem Schutzpatron der Kinder. Er wird bekanntlich am 6. Dezember gefeiert. Seit der Reformation – in Rougemont im Jahr 1555 eingeführt – werden in der Kirche evangelisch-reformierte Gottesdienste abgehalten.

Der Blick ins Innere des Gotteshauses lohnt sich. Im Glockenturm hängen übrigens vier Glocken, drei stammen aus dem 15. Jahrhundert, die vierte wurde 1980 anlässlich der 900-Jahrfeier gegossen.

Gleich neben der Kirche befindet sich das Landvogteischloss, das 1572 erbaut wurde. Heute ist es in Privatbesitz eines Italieners. Der Vorbesitzer war ein Amerikaner, der lange Jahre im Schloss lebte und auch hier gestorben ist.
Das Dorf der schönen, alten Chalets
In Rougemont hat es noch viele wirklich alte Chalets, einige sind noch in der Originalform, andere wurden leicht verändert. Typischerweise sind die grossen, zweigeteilten Holzhäuser mit zwei symmetrischen Treppen versehen und haben zwei Besitzer, meist aus der gleichen Familie.

Heutzutage in einem solchen Haus zu leben, bedeutet wegen der kleinen Fenster viel Dunkelheit in den Räumen. Die Küche ist auf der Rückseite des Hauses gelegen und die Badezimmer sind eher einfach.

Die Gemeinde achtet jedoch darauf, dass an der Bausubstanz möglichst nichts verändert wird. Die Inschriften an den Häusern sind oft Segenssprüche und enthalten auch die Namen des Besitzers und des Erbauers sowie das Baujahr.

Bei einigen Häusern kann man alles gut lesen, bei anderen muss man schon raten. Die vorstehenden Giebelbalken waren Modeströmungen unterworfen. Mal waren sie gerade und unverziert, dann geschnörkelt oder in Spiralenform… Wir betrachten die Chalets plötzlich mit ganz anderen Augen.
Mit Scherenschnittkünstler Saugy unterwegs
Wer des Französischen mächtig ist kann sich auch vom Scherenschnittkünstler Louis Saugy (1871–1953), der in Rougemont lebte und es in Scherenschnitten und auf Ansichtskarten verewigte, durchs Dorf «führen lassen». Der Briefträger und begabte Zeichner zählt zusammen mit Hans-Jakob Hauswirth (1809–1871) zu den Begründern und Entwicklern der Volkskunst des Scherenschnitts.

Auf dem 1,5 Kilometer langen Weg auf den Spuren von Louis Saugy durch Rougemont, entdecken wir auf Schautafeln 18 Werke des berühmten Scherenschneiders aus dem Jahr 1900.

Die Tafeln sind dort platziert, wo Saugy einst die Ansichten zeichnete. Deshalb ist es auch spannend zu sehen, wie sich das Dorf verändert hat.

Der charismatische, erfinderische Käser
So! Jetzt ist aber Schluss mit der Vergangenheit! Jetzt statten wir nämlich noch rasch der Fromagerie Fleurette einen Besuch ab.

Käser Michel Beroud zeigt uns sein Reich und erklärt uns die verschiedenen Käse. Tomme Fleurette, Pavé de Rougemont, Tomme mit Tannenaroma, K-Ré und Bunkerkäse sind alles Spezialitäten des Hauses.

Der Tomme Fleurette gibt der Käserei den Namen und schmeckt angenehm mild, ohne langweilig zu sein. Der Bunkerkäse wird in einem alten Armeebunker gelagert, daher der Name. Und auch durch die anderen Käse dürfen wir uns durchprobieren – es hat keinen gegeben, den wir nicht gerne gehabt hätten. Selbst die rezenten waren nicht zu salzig.

Natürlich haben wir uns von der Fondue-Mischung eine Packung gekauft und sie dann zu Hause genossen. Es ist definitiv das zweitbeste Fondue, das wir kennen (sorry, das beste gibt es in der Käserei Tannenboden, Flumserberg). Aber wenn wir wieder einmal in Rougemont vorbeikommen, werden wir garantiert bei Michel Beroud Fondue und anderen Käse kaufen. Und im Hotel de Rougemont übernachten (unsere Reportage dazu gibt’s unter diesem Link nachzulesen)

Infos zu Rougemont
Verkehrsbüro Rougemont/Pays-d’Enhaut Tourisme
im Gemeindehaus
route de la Croisette 16
CH-1659 Rougemont
http://www.chateau-doex.ch/de/P10038/verkehrsbuero-von-rougemont
Fromagerie Fleurette
Route de Flendruz 4
CH-1659 Rougemont
http://www.tommefleurette.ch/
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch
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