
Am Hurigruten-Quai in Bergen wartet die MS Vesterålen ab 16 Uhr auf die neuen Gäste. Kabinenbezug ist aber erst um 18 Uhr. Genug Zeit also, um das Schiff genauer anzuschauen und sich zu orientieren.
Inhalt
Schiffsrundgang
Deck für Deck arbeiten wir uns im Schiff hoch. Auf dem Deck C mit der Rezeption befinden sich die meisten Kabinen. Ein Deck höher entdecken wir im Bug das Restaurant. Hier wird in zwei Sessions gegessen, morgens und mittags gibt es Büfett, abends wird serviert. In der Cafeteria, die rund um die Uhr geöffnet ist, treffen jene Leute, die das Postschiff als reines Verkehrsmittel nutzen auf die Passagiere, die länger an Bord bleiben. Eigentlich ist hier immer etwas los, schliesslich ist das Postschiff im Winter die Lebensader der norwegischen Küste.

Auf Deck D hat es auch eine kleine Boutique und eine Internetstation. Im Heck befindet sich der Vesterålstuen-Salon, eine Lounge, die vor allem von den Kurzzeitpassagieren gerne genutzt wird. Auf Deck E befindet sich im Bug der Trollfjorden-Salon, von dem aus man auch raus an die frische Luft kann. Ein beliebter Fotospot.

Deck F verfügt über ein Sonnendeck, auf dem es im Winter natürlich ziemlich frisch ist. Deck G wird unser Lieblingsaufenthaltsort sein, das steht schnell fest, denn hier hat man tolle Aussicht und Sitzgelegenheiten mit Tischen.


Die erste Nacht an Bord
Draussen ist es schon lange Dunkel, der Regen hat aufgehört, aber Nebel liegt im Hafen von Bergen. Nach dem Abendessen – Bergener Fischsuppe, Hühnerfrikassee, Klippfisch und Dessert – legen wir ab! Unsere Reise nach Kirkenes und zurück nach Bergen geht los! Inzwischen haben wir unsere Kabine bezogen, die zugegebenermassen schon ziemlich eng ist. Aber man ist ja nur zum Schlafen hier. Am nächsten Morgen steht für mich allerdings fest, dass ich nicht hier bleiben kann.

Die halbe Nacht habe ich im Trollfjorden-Salon verbracht, denn die Vibrationen der Motoren, die sich unter unserer Kabine befinden, vertrage ich nicht. Mein Herz kommt da irgendwie aus dem Takt. Verrückt! Glücklicherweise machen die Damen und Herren an der Rezeption das eigentlich Unmögliche doch möglich: Wir dürfen umziehen, Richtung Bug, weg von den Motoren. Zwar ist es eine Kabine mit Kajütenbett, aber von da an habe ich selig geschlafen, ausser wenn es sehr stürmisch war. Dann donnern die Wellen lautstark gegen die Schiffswand, aber das ist nichts im Vergleich zu den Motorenvibrationen.


Ålesund: Jugendstil und Trolle
Während der Nacht hält das Schiff in Florø, gegen Morgen erreichen wir Måløy und Stadhavet, und um 10:30 Uhr erreichen wir Torvik. Wir schauen zu, wie Leute aus- und zusteigen, nach 15 Minuten geht die Fahrt schon weiter nach Ålesund, wo wir drei Stunden zur Verfügung haben, die Stadt zu erkunden. Wir ziehen auf eigene Faust los, obwohl es einen geführten Stadtrundgang gäbe. Ålesund ist berühmt für seine Jugendstilbauten im Zentrum. Die Stadt erstreckt sich über mehrere Inseln, weshalb wir auch immer wieder über Brücken gehen. Wie schon in Bergen, haben es mir hier auch die Dolendeckel angetan.


Und auch hier wütete ein Feuer, ausgelöst in einer Margarinefabrik: 1904 wurden rund 850 Holzhäuser zerstört. Deutschland, die Reedereien Hapag und die Norddeutsche Lloyd halfen beim Wiederaufbau mit. Jetzt mussten die Häuser aus Stein sein, und weil der Jugendstil gerade beliebt war, entstand diese Innenstadt, die heute zu den touristischen Attraktionen Ålesunds zählt. Hier entdecke ich auch die ersten Trolle, die mir auf der ganzen Reise immer mal wieder begegnen.


Wieder an Bord erleben wir in Molde einen wunderschönen Sonnenuntergang und während des Abends überqueren wir Hustadvika, den mit seinen seichten Stellen gefährlichsten Abschnitt der Reise. In Kristiansund angelangt sind wir bereits am Schlummertrunk.
Geirangerfjord – leider nicht im Winter
Im Sommer hätte uns der Kapitän den traumhaft schönen Geirangerfjord gezeigt, der zum UNESCO-Naturerbe zählt. Doch jetzt ist der Fjord wegen Lawinengefahr nicht zugänglich. Schade, aber wir kennen Daniel vom Fernwehblog, und der hat von seiner sommerlichen Kreuzfahrt im Geirangerfjord «ein paar» Bilder mitgebracht. Imposant…!


Trondheim, die grösste Studentenstadt Norwegens
Frühmorgens kommen wir in Trondheim an und machen uns nach dem Frühstück gleich auf den Weg in die Stadt. Wegen des stürmischen Wetters kann das Schiff nicht am üblichen Ort, sondern muss etwas weiter weg anlegen.

Wir nehmen kurzerhand ein Taxi, um nicht allzu viel Zeit zu verlieren; denn in Trondheim steht immerhin die nördlichste Mittelalter-Kathedrale Norwegens. Der Nidarosdom ist das norwegische Nationalheiligtum und die Königssegnungskirche. Sie wurde über dem Grab von Olav dem Heiligen errichtet, dem Wikingerkönig, der zum Nationalhelden wurde.


Olav ist mir irgendwie sympathisch, denn er ist viel in der Welt herumgekommen. 995 geboren ging er mit 12 Jahren bereits auf Wikingerzug und lernte in Europa das Christentum kennen. In Rouen (F) wurde er 1014 getauft. Er soll ein visionärer König gewesen sein, hatte aber auch viele Feinde. In der Schlacht von Stiklestad fand er schliesslich 1030 den Tod. Seine Gebeine wurden nach Nidaros gebracht, so hiess Trondheim damals, und wurde dort auch beerdigt. (Quelle: «Der Nidarosdom» von Nidaros Domkirkes).


Trondheim ist aber auch eine kleine Stadt mit grossen Ideen und findigen Köpfen. Hier arbeiten 5000 Menschen in der Forschung, an Hochschulen und Universitäten. 40’000 Studenten machen Trondheim zu einer jungen Stadt und man ist hier stolz auf das geballte Wissen und Nobelpreise.


Das waren dann die letzten Sonnenstrahlen des Tages.
In Trondheim wird übrigens viel geradelt, spaziert und gewandert. Doch dazu fehlt uns die Zeit – ausserdem ist es windig und kühl. Wir freuen uns auf die Wärme auf der MS Vesterålen. Was man in Trondheim sonst noch alles erleben kann, wenn man mehr Zeit mitbringt (!), ist in Nicolos Reiseblog im Beitrag «Trondheim Sehenswürdigkeiten» nachzulesen.
Nach Trondheim geht die Reise auf offener See weiter nach Rørvik. Diese Strecke heisst Folda und es herrscht Sturm. Wie wir diesen überstehen, kannst Du in der Fortsetzung lesen.

Infos zur Postschiffreise mit Hurtigruten
Alle Informationen haben wir auf einer eigenen Seite zusammengefasst.
>>>> Hier geht’s zur Infoseite Hurtigruten-Postschiff MS Vesterålen
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2020
Offenlegung: Im Rahmen einer Reportage fürs Bucketlist Magazin waren wir von Glur Reisen zu dieser Recherchereise eingeladen. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön!
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