
Vor dem mit Opfergaben überhäuften Altar, welcher der «mä quan im», der Göttin der Gnade geweiht ist, kniet eine junge Frau und schüttelt eine Blechdose. Sie enthält verzierte Bambusstäbchen, und das Scheppern erfüllt den Raum genauso wie der Duft der unzähligen Räucherstäbchen. Die Frau sucht nach der richtigen Medizin – das Orakel und der chinesische Tempeldiener, der als «Übersetzer» dient, sollen sie finden.

Wir sind früh aufgestanden, offensichtlich aber nicht früh genug, um Phuket-Town in Stille zu erleben. Eigentlich schläft die quirlige Stadt ohnehin nie. Durch das Verkehrsgewusel arbeiten wir uns zur Ecke Ranon Road/Soi Phoo Thon, wo sich der chinesische Tempel Sanjao Kwanim Teng befindet. Eigenartigerweise spricht sich der Name aber anders aus: «sanjao mä quan im teng».

Inhalt
Von Affengott bis Zettelbox
Kaum durchschreitet man das Tor zur Tempelanlage, wirkt der Strassenlärm wie abgeschnitten. Unaufdringlich freundlich werden wir begrüsst und bekommen – auf höfliche Anfrage – die Erlaubnis, uns in den Tempelräumen umzusehen, barfuss, wie es hier überall üblich ist. Wie in allen chinesischen Tempeln ist Rot die herausragende Farbe, gefolgt von Gold. Die Altarräume sind verschiedenen Göttern gewidmet und überfüllt mit Bildern und Statuen von Dämonen und Angebeteten. Darunter auch der Affengott und der «Gottkaiser», der 1. Kaiser Chinas.
Inzwischen hat der Orakel-Übersetzer gesprochen und aus einer der vielen Holzboxen an der Wand einen Zettel gezogen und ihn der jungen Frau übergeben.

Damit wird sie in eine chinesische Apotheke gehen, um sich die Medizin zu besorgen. Beim Verlassen des Tempels steckt sie eine Geldspende in eine Box, worauf der Tempeldiener eine Glocke läutet. Wir bedanken uns ebenfalls mit einer Spende – und die Glocke läutet gleich drei Mal!
In der Krabi Road, die allein durch ihr unglaubliches Durcheinander von alten und superkitschig renovierten Häusern fröhliche Entdeckerlust entfacht, finden wir eine chinesische Apotheke. Nach dem Tempelbesuch neugierig geworden, stecken wir unsere Nasen in gar seltsam duftende Schachteln mit Stängeln und Rinden – ohne auch nur die geringste Ahnung davon zu haben, was wir sehen oder woran wir schnuppern. Während hinter der Theke abgewogen, zerkleinert und gemischt wird, entschliesse ich mich, wenigstens ein kleines Mitbringsel zu kaufen: Tigerbalsam – so günstig wie noch nie!
Wo der Tod nichts Trauriges ist
In einem Buch habe ich ein Bild vom Wat Tha Rüa gesehen und beschlossen: diesen buddhistischen Tempel will ich sehen! Wir verlassen Phuket-Town Richtung Norden und erreichen das Wahrzeichen Phukets, das Monument der Heroines, der Lokalheldinnen Muk und Chan – und wissen: Jetzt sind wir zu weit gefahren. Also wenden und suchen.

Vor lauter Menschen haben wir den Wat glatt übersehen: Es findet gerade eine Beerdigungszeremonie statt. Um den Verstorbenen aus dem Diesseits zu verabschieden, sind unzählige Mönche in orangefarbenen Gewändern angereist. Ausser Verwandten und Bekannten haben sich auch viele Schaulustige eingefunden.

Es herrscht ohnehin so etwas wie Volksfeststimmung. Ein fliegender Händler verkauft Getränke, ein anderer bietet «sticky rice» an, eine in Bambusrohr gegarte Reismasse, Fastfood für unterwegs. Wir verzichten darauf, den Tempel von innen anzuschauen, schliesslich ist die ganze Anlage auch von aussen eine farbenprächtige Augenweide.
Als die Mönche sich anschicken, wieder in die Songthaews, die thailändischen Sammeltaxis einzusteigen, ist das auch für uns das Zeichen, zum nächsten, noch weiter nördlich gelegenen Tempel aufzubrechen, dem Wat Phra Nang Sang.

Die weitläufige Klosteranlage bei der Ortschaft Thalang ist bestimmt die bunteste und auffälligste der ganzen Insel. Wat Phra Nang Sang ist touristisch auch nicht ganz unbekannt – dennoch sind wir die einzigen Besucher. Sogar der Souvenirladen, der Buddha-Amulette in der Auslage hat, ist verwaist. Wären da nicht die Mönche, wir würden uns sehr einsam zwischen den vielen Buddha- und Teufel-Figuren vorkommen.
Um das älteste Gebäude, die Bot (Ordinationshalle), rankt sich eine schillernde Legende, welche der Anlage ihren Namen gab: Wat Phra Nang Sang, «Tempel, den die Prinzessin erbauen liess». Wer die Geschichten und Legenden sucht, findet sie dutzendweise. Sie handeln von Lügnern, Heldinnen und der Hölle für Trinker…
Sonnenuntergang beim goldenen Buddha
Wir kehren nach Phuket-Town zurück, um einem herrlichen Sonnenuntergang auf der Insel Koh Siray (auch Koh Sirey oder Koh Sirae geschrieben) beizuwohnen. Diese Insel, von der man kaum merkt, dass sie eine ist, haben wir nur deshalb ausgesucht, weil auf dem Hügel ein Tempel steht: der Wat Siray.

Die Tempelanlage beherbergt einen liegenden Buddha, der der aufgehenden Sonne entgegenschaut. Wir sehen sie nun untergehen und Phuket-Town in goldenes Licht eintauchen.

Unser beeindruckender Tempel-Tag, der für einmal nichts mit Strandferien auf Phuket zutun hat, wird mit diesem Sonnenuntergang ebenfalls vergoldet – bevor sich die Nacht ganz über die Stadt senkt und das Lichtermeer zum Erstrahlen bringt.
Infos zu Phuket
ANREISE
Mit Thai Airways via Bangkok nach Phuket, oder mit Edelweiss Air direkt von Zürich nach Phuket.
BESTE REISEZEIT
In Südthailand ist es das ganze Jahr über um die 30 Grad warm, von November bis April am trockensten.
UNTERKUNFT
Mövenpick Karon Beach
509 Patak Road, Karon Beach, Phuket
Tel. +66 76 396 139, www.movenpick.com
ADRESSEN
The Gibbon Rehabilitation Project
Bang Pae Waterfall, Paklock, Talang, Phuket,
Tel. +66 76 260 491, www.gibbonproject.org
Siehe separaten Beitrag über die Gibbon-Station.
Phuket Pearl Factory
58/2 Moo.1, Ko Kaeo, Muang district, Phuket
Tel. +66 76 238 002, www.phuketpearl.com
Hier finden Damen garantiert ein Mitbringsel. Die Zuchtperlen sind wunderschön und vergleichsweise günstig. Auch wer sich mehr für die Perlenzucht an sich interessiert, sollte einen Blick in diesen Laden werfen.
MEHR INFOS
Thailändisches Fremdenverkehrsamt
Zähringerstr. 16
3012 Bern
Tel. +41 31 300 30 88
www.tourismthailand.ch
© Text: Inge Jucker | Fotos: Gaudenz Danuser und Inge Jucker, TravelExperience.ch
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