
Wir finden Flusskreuzfahrten sehr gemütlich und entspannend. Doch mit der Excellence Royal vom Reisebüro Mittelthurgau auf der Seine durch die Normandie wird so viel Spannendes geboten, dass wir auf keinen der Ausflüge verzichten wollen. Das gab’s bei uns echt noch nie! Insofern ist das Buchen des Ausflugspakets also eine lohnende Sache. Komm mit auf unsere Fahrt auf der Seine zwischen Paris und Honfleur.
Inhalt
Fahrt nach Paris
Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal mit dem Bus von Zürich bzw. Rütihof bei Baden nach Paris fahren würde. Aber nichts ist unmöglich… Dank komfortablem Bus und einigen Boxenstops ist die Reise viel angenehmer als erwartet. Klar, man hätte auch das Flugzeug nehmen können, aber da wir uns vorgenommen haben, weniger zu fliegen, passt der Bus ganz gut. Erst in Paris stehen wir im Stau, aber schliesslich kommen wir dennoch bei der Excellence Royal an.

Wir schiffen ein, was kurz und schmerzlos vonstatten geht und arrangieren uns in der Kabine bevor die ganze Gästeschar zum Apéro schreitet. Wir bekommen erste Infos von Reiseleiter Stéphane Studach, der sich um alle Anliegen der Gäste kümmert. Und nach dem Abendessen machen wir schon den ersten Ausflug: Wir fahren Richtung Eiffelturm, damit wir sein fünf Minuten dauerndes Funkeln um 22 Uhr bequem und von der Seine aus erleben können. Cool…

Am nächsten Vormittag unternehmen wir eine «Stadtrundfahrt» auf der Seine. Nicht mit der Excellence Royal, sondern einem lokalen Anbieter. Das verschafft uns eine kleine Übersicht, doch wir haben keine Zeit, um Paris auch zu Fuss zu erkunden. Denn auf uns wartet unter dem Motto «Mittendrin» schon einer der Höhepunkte: wir tauchen ein in die Welt berühmten Pariser Hutmacherin MiniMe. Marie Marquette gestaltet nämlich auch für Lady Gaga Hüte.


Bei der Hutmacherin von Lady Gaga
Es schüttet aus Kübeln, als wir mit Verspätung – der Verkehr in Paris ist ein Graus – das barocke Haus erreichen. Wir sind zu fünft – ein junges Paar und eine ältere, sehr modische Dame und natürlich wir zwei – die in Paris den eigenen Hut «zur Welt bringen» wollen. Wir sind sehr gespannt, denn wie geht das in dreieinhalb Stunden? Nun, es gibt Rohlinge aus Haarfilz. Deshalb geht das. Wir suchen uns die passende Farbe aus und die Hutform in passender Grösse.


Und jetzt wird’s anstrengend: Der Rohling muss, mit viel Dampf «gefügig» gemacht, über die hölzerne Passform gezogen werden! Aber wir haben natürlich Schützenhilfe von unserer Profi-Hutmacherin bekommen und so entstehen schliesslich Schritt für Schritt unsere Hüte. Bei der Dekoration bin ich fürchterlich unentschlossen, aber irgendwann habe auch ich sie gefunden.


Zu guter Letzt sind wir alle mit unseren Werken und vor allem dem Preis-/Leistungsverhältnis sehr zufrieden. 155 Franken inklusive Transfer, da gibt es nichts zu reklamieren. (Dieser Kurs ist logischerweise nicht im Ausflugspaket enthalten, denn nicht jeder will einen Hut herstellen.) Das ist jedenfalls das schönste und sehr wertige Souvenir, das wir von Paris überhaupt mitbringen können. Eine coole Sache…
Und ab jetzt lassen wir uns – in zweifacher Hinsicht gut behütet – in grossen Schleifen durch die Normandie Richtung Ärmelkanal schippern.
Les Andelys und Lyons-la-Forêt
Wir fahren und fahren – und sind immer noch in Paris! Das liegt an der Seine, welche die Stadt samt Agglomeration in ausufernden Schleifen nur sehr gemächlich verlässt. In Les Andelys erwarten uns die Busse, welche uns während der ganzen Reise begleiten, um uns zu spannenden Ausflugszielen zu bringen, wie beispielsweise jetzt Lyons-la-Forêt. Das Dorf liegt mitten in einem Staatswald, von dem ein grosser Teil den schönsten Buchenwald Frankreichs darstellt.

Der Ort mit kaum 800 Einwohnern gilt als einer der schönsten in Frankreich. So wurde hier das Filmdrama «Madam Bovary», basierend auf dem gleichnamigen Roman von Gustave Flaubert, gedreht. Auf einem Rundgang bewundern wir die imposante, offene, ganz aus Holz gebaute Markthalle sowie die hübschen Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Aber wir sind uns einig: bei Sonnenschein würde alles noch viiiel schöner aussehen.




Mit dem Bus geht’s weiter zur seltsamen Ruine von Schloss Gaillard, die hoch über Les Andelys thront. Von dort aus sehen wir unser Ziel, den Anleger von Les Andeslys mit der vertäuten Excellence Royal. Als wir dort ankommen, regnet es schon wieder. Deshalb halten wir den Rundgang eher kurz, obwohl der Ort Dank Burg und Stiftskirche Notre-Dame schon ein paar Sehenswürdigkeiten und eine spannende Geschichte aufweist.

Angeblich ist die imposante Mittelalterburg Gaillard 1196 in nur einem Jahr erbaut worden. Bauherr war Richard Löwenherz, Herzog der Normandie und König von England. Die Burg sollte ermöglichen, das Tal zu überwachen und Rouen vor Angriffen zu schützen. Sie wurde denn auch belagert und schliesslich durch Philipp II. um 1204 übernommen. Unter anderem hatte das auch dazu geführt, dass die Normandie an Frankreich ging.
Schleuse für Schleuse Richtung Meer
Fast auf der ganzen Strecke zum Meer trennt die Seine zwei unterschiedliche geologische Gebiete: Links, also backbord (flussabwärts betrachtet) ist der Boden flach und sandig, rechts, steuerbord, leuchten Kreidefelsen aus der bewaldeten Steilwand. Auf dem Flussabschnitt nach Les Andelys lässt sich dieses Phänomen sehr gut beobachten – und fotografieren.


Wir schweben von Schleuse zu Schleuse tiefer, und bei Kilometer 200 nach Paris passieren wir l’Ecluse Amfreville, die letzte der sechs Schleusen. Ab jetzt herrschen auf der Seine – 150 Kilometer vom Meer entfernt! – Ebbe und Flut mit bis zu sechs Metern Tidehub! Weil unser Schiff nicht hochseetauglich ist, legen wir 35 Kilometer vor der Küste in Caudebec-en-Caux an. Bis dort hin entdecken wir am Seine-Ufer einige Industrieanlagen, danach ist das Delta prägend.
Honfleur von seiner schönsten Seite
Caudebec-en-Caux mit knapp 3000 Einwohnern dient uns nun als Ausgangsort für unsere weiteren Ausflüge ans Meer, genauer: an den Ärmelkanal. Als erstes fahren wir mit dem Car in die Künstlerstadt Honfleur. Der alte Hafen, die Kirche und die verwinkelten Gässchen sind total schön, da kann man sich stundenlang verlieren.




Der Handelshafen war einst sehr wichtig, doch weil er zu klein wurde, baute man «nebenan» Le Havre. Doch Le Havre, Hafen und Stadt, wurde während des Zweiten Weltkriegs in Schutt und Asche gelegt – von den Alliierten, die es eigentlich befreien wollten. Der Hafen wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut und ist nun der zweitgrösste von Frankreich.


Nach so viel interessantem «Stoff» sind wir hungrig. Im Restaurant La Grenouille werden wir zum Mittagessen erwartet. Zur Vorspeise gibt es einen Meeresteller mit Austern, Schnecken und Garnelen. Mit Todesverachtung esse ich zwei Schnecken – und kann mich auch nach der zweiten nicht dafür begeistern. Die Austern (ich esse keine lebenden Tiere – auch wenn behauptet wird, sie würden in ihrer Schale, die auf dem Teller liegt, nicht mehr leben) schenke ich unserem Reiseleiter Stéphane, der sich riesig freut. Als Hauptgang wird Wolfsbarsch auf Gemüse aufgetischt – sehr fein!


Und zum Dessert gibt es eine Apfeltarte. Auch sehr schmackhaft. Aber eigentlich hatte sie keinen Platz mehr… Gut, dass wir auf dem Rückweg zum Schiff einen Stopp in Trouville machen. Der Strandspaziergang hilft beim Verdauen.

Der Rest wird in der Calvados-Brennerei Domaine d’Apreval erledigt. Dort lernen wir auch den Pommeau kennen, ein in der Gegend des Pay d’Auge beliebter Apéro, der aus Süssmost und Calvados gemacht wird. Eine Flasche Pommeau wandert selbstverständlich ins Reisegepäck…



Étretat – zauberhaft nass
Am nächsten Tag fahren wir nach Étretat an der berühmten Alabasterküste. Es schüttet wieder einmal und wir müssen uns auf dem Fussweg vom Bus bis ans Meer im nächstbesten Souvenirshop tatsächlich Schirme kaufen. Aber da sind wir schon tropfnass… In Gedanken bin ich oft bei einem verstorbenen Freund, der in so mancher Off-Season in Étretat Ferien verbracht hat. Ich stelle mir vor, wie er jetzt auf einer der Regenwolken hockt und sich kaputtlacht. Jaja… es gibt nur falsche Kleidung, ich weiss… Aber als wir in Caudebec-en-Caux losgefahren sind, lachte noch die Sonne vom Himmel – wer kann schon ahnen, dass sich das Wetter derart verschlechtert!


Wir trocknen ein halbes Stündchen in einem Café und warten darauf, dass der Regen nachlässt. Dann geht’s los an den Strand und auf einen Spaziergang durch den Ort. Die Klippen hinaufzusteigen ist bei diesem Wetter keine gute Idee – zu rutschig und zu viele Menschen sind dort schon abgestürzt und haben den Ausflug mit dem Leben bezahlt. Also lieber auf der sicheren Seite bleiben – und dafür das umwerfende Mittagessen im Manoir de Rétival geniessen (für diesen Spezialausflug muss man ebenfalls separat bezahlen – lohnt sich aber!).


Tafeln in der Schlossküche
Der Car bringt uns zum Schlösschen oberhalb von Caudebec-en-Caux, wo uns Daniel Görne bereits zu einem einzigartigen Mittagessen erwartet. Die Sonne scheint wieder und so geniessen wir den Apéro im Schlossgarten. Daniel hat das Tamtam und die Show der Sterne- und Hauben-Küche hinter sich gelassen und bekocht eine interessierte Klientel in seiner Schlossküche. Er ist übrigens der erste Deutsche, der 2016 in Frankreich mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde.





Aufgetischt wird ebenfalls in der alten Schlossküche, die für eine wirklich charmante Ambiance sorgt. Sie hat für ein Dutzend Gäste Platz, und so sitzen wir quasi mitten in der Quelle feinster Köstlichkeiten, die alle aus regionalen Zutaten zubereitet werden. Ein himmlisches Vergnügen:
- Forelle mit Basilikumglace, dazu ein Glas Champagner
- Amusebouche: eine Scheibe Blutwurst an einem feinen Gelée (Detail vergessen)
- Fois Gras mit Foi-Gras-Glace
- Diverse Gemüse, frisch und fermentiert an Nussbutterschaum
- Wolfbarsch, Patanegra und Kräutertournedos
- Roséglace mit karamellisierten Feigenblüten
- Cidre-Rind, Steinpilz und konfierter Knoblauch an zweierlei Sösschen
- Irgendwas mit viel Trüffel dran (man möge die Ungenauigkeit verzeihen…)
- Vanilleglace mit Feigen, Pfirsichen, Brombeeren und einem Stück weissem Schokoladekuchen an Fruchtcoulis mit Grandmarnier
- Als Digestif, den wir wirklich nötig haben, gibt es alten Calvados Toutain Domaine de la Couterie.




Rundum zufrieden werden wir von unserem stets freundlichen Chauffeur nach Duclair gefahren, wo wir der Excellence Royal wieder zusteigen. Abendessen? Nö. Kein Platz mehr. Noch ein Gläschen Wein und dann geht es ab ins Bett. Dass wir den Chanson-Abend verpassen, müssen wir schweren Magens hinnehmen. Während wir schlafen, werden wir wieder flussaufwärts nach Rouen geschippert. Dort geht es dann schon recht früh los – auf Stadtrundgang.

Rouen, die Stadt der 100 Kirchtürme
8:30 Uhr, kalt und neblig, doch das hält uns nicht davon ab, Rouen zu erkunden. Was wir in der Stadt an der Seine so alles entdeckt haben, ist im separaten Beitrag Rouen – die 7 wichtigsten Sehenswürdigkeiten festgehalten (damit hier der eh schon strapazierte Rahmen nicht gänzlich gesprengt wird).

Nach unserem ausgedehnten Rundgang durch Rouen heisst es wieder: Einsteigen! Die Fahrt Richtung Paris geht weiter. Und das sogar recht zügig, denn der Kapitän nutzt die steigende Flut, die bis zur ersten Schleuse wirksam ist. Danach fahren wir gemächlich (und über Nacht) nach Giverny, wo unser letztes Highlight auf uns wartet: Maler Monets Garten.
Monets berühmter Garten
Der berühmte Seerosenteich ist mir – auf Leinwand – noch aus der Schulzeit in bester Erinnerung. Jetzt am Originalort zu stehen, wo der Maler Claude Monet einst gewirkt hat, macht mir Eindruck. Dank guter Beziehungen dürfen wir eine halbe Stunde vor der offiziellen Öffnung den Garten erobern. Was für ein friedliches Fleckchen Erde! Kein Wunder, hat sich Claude Monet hier wohlgefühlt… Die 30 Minuten vergehen viel zu schnell und plötzlich füllt sich der Garten mit Besuchern aus aller Welt. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es hier während der Hochsaison ausschaut…



Am Nachmittag erleben wir doch tatsächlich noch einen Stau auf der Seine! Zweieinhalb Stunden Wartezeit vor der Schleuse. Ausser der Crew stört das wohl niemanden. Wir nutzen die Zeit für ein Nickerchen. Danach wird geduscht und für Apero und Galadinner aufgebrezelt. Stil muss sein, am letzten Abend dieser spannenden Flusskreuzfahrt.

Selbstredend ist das Küchenteam erneut zu Hochform aufgelaufen – das Galadinner war ein Genuss! Wie die ganze Reise, wenn ich’s mir recht überlege. Die Crew hat stets ihr Bestes gegeben, ob auf der Brücke, beim Ein- und Ausschiffen, an Deck, in der Küche oder im Reisebus – alles hat gepasst. Chapeau!

Infos zur Seine-Flussfahrt
Anreise
Im Rahmen der Flussreise fahren wir mit komfortablen Bussen ab der Schweiz nach Paris und zurück. Beim Buchen kann man gegen Aufpreis auch die geräumigere Königsklasse wählen. Sie lohnt sich.
Flussfahrt
Diese 8-tägige Flussfahrt – Paris bis Caudebec-en-Caux und zurück – wird vom Reisebüro Mittelthurgau angeboten.
Unterkunft
Während der ganzen Reise auf der MS Excellence Royal. Das Schiff ist gediegen eingerichtet, nicht überkandidelt und sehr angenehm in den Farben. Den ganzen Tag über haben wir immer ein Plätzchen gefunden, das uns behagt hat, sei es zuoberst auf dem Sonnendeck, im Salon Rive im Heck oder in der Lounge.





Dresscode
Genau an zwei Abenden durften wir uns aufbrezeln (es war aber kein Muss), ansonsten sind wir recht legèr angezogen, halt so, wie uns wohl ist – und den meisten Mitreisenden auch.
Richtige Kleidung
Je nach Jahreszeit ist wärmere oder leichtere Kleidung gefragt. Doch im Grunde genommen sollten immer ein warmer Pullover oder eine Jacke und ein Regenschutz dabei sein.
Ausflüge «Mittendrin»
Das Ausflugspaket zu buchen, lohnt sich auf jeden Fall, denn damit sind die meisten Stadt- und andere Führungen inbegriffen. Separat buchen muss man jene Angebote, die zu besonderen Orten und besonderen Menschen führen, wie beispielsweise den Hut-Workshop in Paris und das Gourmet-Mittagessen im Manoir de Rétival – zwei lohnenswerte «Mittendrin-Erlebnisse», bei denen man mit Einheimischen in Kontakt kommt.
Weitere Infos
Auf der Homepage von Reisebüro Mittelthurgau.
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch 2023
Offenlegung: Zu dieser Reise waren wir im Rahmen einer Reportage für die Schweizer Frauenzeitschrift GlücksPost vom Reisebüro Mittelthurgau eingeladen.
Hinterlasse einen Kommentar