Auch im sonnenverwöhnten Montreux Riviera macht Petrus gelegentlich Pause und sorgt dafür, dass die Natur gewaschen wird und wieder in sauberem Glanz erstrahlt. Doch die Region hat passend zum Regenwetter auch ein paar tolle Sehenswürdigkeiten.
Innenhof von Schloss Chillon, Montreux, bei Regenwetter
Der Innenhof von Schloss Chillon treifnass bei Regenwetter…

Weil Montreux eine vor Nordwind geschützte Lage hat, fühlen sich hier sogar mediterrane Pflanzen wohl. Daher rühren auch die Bezeichnungen «Waadtländer Riviera» oder eben «Montreux-Riviera». Für das einzigartige Klima, das den Reben im Lavaux besonders gefällt, sorgt der Genfersee. Deshalb haben es unsere Regenwettertipps von Juni bis September etwas schwieriger – es sei denn, die Temperaturen wären so hoch, dass man sich gerne zur Abkühlung in eine Burg oder in einen Berg flüchtet…

Chaplin’s World – ein Stück Filmgeschichte

In Vevey lohnt sich der Besuch von «Chaplin’s World», ein Museum zum Staunen und Lachen, wo sich alles um den Ausnahmekünstler und Filmspulen dreht. Das 2016 eingeweihte Museum ist in Corsier-sur-Vevey zu finden. Vom Bahnhof Vevey aus führt der Bus Nr. 212 direkt vor die Tore des ehemaligen Wohnhauses von Charles Chaplin, dem bekannten Regisseur, Schauspieler, Komponist und Künstler.

Chaplin's World
Auf den Spuren von Charlie durch Chaplin’s World.

Chaplin's World
Wir wähnen und an einem Filmset in Chaplin’s World.

Wir spazieren durch «Filmsets», «treffen» Schauspielerkollegen, entdecken Erinnerungsstücke wie Charlies Schuhe, seinen Hut – die berühmte Melone – und den Bambusstock… Und ein Stück weit geht es hier auch um den Charme und den Witz, aber auch um die Unbeholfenheit der Kunstfigur «Charlie». Mit dem Zweifingerbart, den übergrossen Hosen und der zu kleinen Melone ist sie unvergesslich! Und: Hier gibt es reichlich Gelegenheiten, mit Charlie und anderen Berühmtheiten für ein Selfie zu posieren!

Albert Einstein als Wachsfigur in Chaplin's World
Albert Einstein ist nur einer von vielen Besuchern, die als Wachsfiguren in Chaplin’s World verewigt wurden.

Schloss Chillon – eintauchen ins Mittelalter

In Montreux begeben wir uns auf einen Streifzug durch das Schloss Chillon, wo der Regentag die düstere Atmosphäre noch um einiges verstärkt. Wie ein Schiff liegt das Schloss auf einem vorgelagerten Felsen im See. Als es noch keine breite Autostrasse und Bahnlinie gab, lag der Berg viel näher an der Burg. Da war nur Platz für eine schmale Strasse, die aber – an der Route zum Grossen St. Bernhard und nach Italien – zu einem wichtigen Durchgang wurde. Über eine gedeckte Holzbrücke gehend, lassen wir Jahrhunderte hinter uns und erreichen das Mittelalter, das hier eindrückliche Zeugen hinterlassen hat.

Schloss Chillon bei Montreux
Schloss Chillon, am Rande von Montreux, thront auf einem Felsen zwischen Berg und Genfersee.
Wehrgang im Schloss Chillon
Wehrgang und Graben im Schloss Chillon.

Mittels Audioguide (für Gruppen werden auch persönlich geführte, 50-minütige Touren angeboten) streifen wir durch die Savoyer-, Berner- und Waadtländer-Zeit. Es gruselt uns im grossen Kerker, wo der Genfer Geistliche und Freiheitskämpfer Bonivard darbte und dank Lord Byrons langem Gedicht «Der Gefangene von Chillon» bekannt wurde.

Schatzkammer im Schloss Chillon
In der Schatzkammer des Schlosses Chillon sind schön geschnitzte (Schatz)Truhen ausgestellt.
Schlafzimmer im Schloss Chillon
Was für ein kurzes Bett im Schlafzimmer in Schloss Chillon!

In der Aula Nova, einem Prunksaal, fragen wir uns, was wohl alles in den ausgestellten (Schatz)Truhen untergebracht war, und im Berner Zimmer zeigt das Himmelbett aus dem 17. Jahrhundert eindrücklich, dass die Menschen früher wirklich viel kleiner gewachsen waren. Im Wappensaal befindet sich die vollständigste, noch original erhaltene und direkt auf die Wand gemalte Wappenserie aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, der Zeit unter bernischer Herrschaft.

Fort de Chillon – einst ein Geheimnis der Schweizer Armee

Nach soviel anschaulicher Geschichte stärken wir uns im Café Byron, um dann auf der gegenüberliegenden Strassenseite gleich nochmals in die Vergangenheit einzutauchen, in jene des Fort de Chillon. Dieses privat geführte Museum hat nichts mit dem Schloss Chillon zu tun, zeigt aber eindrücklich Schweizer Bunkergeschichte und den Lebensalltag der Festungsbewohner.

Eingang zum Fort de Chillon
Man könnte ihn fast übersehen, den Eingang zum ehemaligen Réduit der Schweizer Armee, dem Fort de Chillon.
Café im Fort de Chillon
Das Café für die Besucher im Fort de Chillon.

Erst seit Ende 2020 ist das ehemalige Réduit, einst eines der bestgehüteten Geheimnisse der Schweizer Armee, der Öffentlichkeit zugänglich. Die Direktorin Luana Menoud-Baldi führt uns durch die Festung. Schick gekleidet und mit toller Frisur kontrastiert sie zu den militärgrünen Wänden und erzählt leidenschaftlich und packend vom Entstehen des Museums. Im Oktober 2018 hat sie den Auftrag bekommen, die Festung zu neuem Leben zu erwecken. Was daraus geworden ist, vermag wirklich zu beeindrucken.

Mitinhaberin Grace Jost und Museumsdirektorin Luana Menoud-Baldi im Fort de Chillon
Im Fort de Chillon treffen wir Mitinhaberin Grace Jost (l.) und Museumsdirektorin Luana Menoud-Baldi, welche uns durch das Réduit geführt hat.
Die Speisen sind übrigens alle unecht und festgeklebt, genau wie das Geschirr.

Amüsante Einblicke ins Soldatenleben

Wo einst die Militärköche die Töpfe klappern liessen, zeigt eine wandgrosse Videoeinspielung, wie man sich den Alltag – mit Augenzwinkern allerdings – vorstellen kann. Selbiges in der Soldatenstube und im Schlafquartier. Die Videos sind übrigens sehr aufwändig und professionell in Paris gedreht worden. Auf dem Kommandoposten werfen wir einen Blick in die Räumlichkeiten, in denen der letzte Kommandant des Fort de Chillon, Christian Welter, von 1980 bis 1995 sein Quartier hatte. Dort begegnet uns die heutige Museumsmitbesitzerin Grace Jost. Sie erzählt, ihre Familie habe die Festung 2010 zum Plausch gekauft und dort zunächst Parties veranstaltet. 2013 haben sich die Eigentümer dann entschieden, das unterirdische Labyrinth besser nutzen zu wollen und es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – salopp gesagt: vom Partybunker zum Museum.

Küche im Fort de Chillon
Fehlt nur noch der Duft, der aus der Küche strömt… Im Hintergrund läuft ein Video, das vergangene Zeiten darstellen soll.

Im Festungsmuseum gilt vor allem eines: Anfassen ist ausdrücklich erlaubt! Es ist so gestaltet, dass es die Besucherinnen und Besucher, unabhängig von Alter und Sprache, spielerisch, taktil und visuell zum Entdecken und Lernen einlädt. Es überrascht mit moderner Technik, die Vergangenheit und Heute verschmelzen lässt. Der Unterhaltungswert sorgt dafür, dass das Fort de Chillon getrost als «erster Vergnügungspark in einer militärischen Festungsanlage» bezeichnet werden kann.

Freddie Mercury singt aus dem Spiegel im Fort de Chillon
Im Badezimmer des Fort de Chillon treffen wir auf «Freddie Mercury»…

Im Mannschaftsbad begegnet uns wieder Freddie Mercury. Aus einem «Spiegel» singt er uns mit einem Kamm als «Mikrophon» entgegen und bringt in Erinnerung, dass Montreux zwar nicht nur, aber eben doch auch die Stadt der Musik ist. Schliesslich hat auch Prince dem «Nizza der Schweiz» ein Lied gewidmet: «Take me to the vineyards of Lavaux – Wanna see the mountains where the waters flow…» Womit sich der Kreis zumindest in Sachen Wein musikalisch schliesst.

In einem weiteren Beitrag haben wir über Begegnungen in und um Montreux berichtet.

Infos zu Montreux und den Ausflugszielen

Weil es so viele Informationen, Tipps und Adressen sind, haben wir sie im Beitrag Infos zu Montreux Riviera zusammengefasst.

© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2021

Offenlegung: Im Rahmen der Reportage, die im Frühling 2021 in der GlücksPost veröffentlicht worden ist, waren wir von Montreux-Riviera eingeladen.