
Vor dem Torbogen, der von der quirligen Welt ins abgeschiedene Klosterleben führt – führen soll –, stehen Fahrräder aller Marken. Ich gehe durch das Tor und erkunde erst mal den Klostergarten. Als ich um eine Ecke biege, wähne ich mich unversehens mitten in einem Trainingslager sämtlicher Radler des deutschsprachigen Europas! Weder Bild noch Geräusche wollen so recht zu dem passen, was ich von einem Kloster erwarte. Mit derlei Dingen ist auf Mallorca aber zu rechnen.
Inhalt
Ein Garten zum Träumen
Doch weg vom Gewusel klackender Radlerschuhe – hin zu mallorquinischer Idylle in den Jardins de Alfàbia. Ich spaziere durch das Herrenhaus der ehemaligen Finca, das eine Bibliothek sowie alte, edle Möbel beherbergt, und gelange in den Garten, der einst von den Arabern angelegt wurde. Der Weg durch üppiges Grün mündet an einer kleinen Sandsteinbrüstung und teilt sich dann in zwei geschwungene Treppen auf, die geradezu filmreif sind.

Das Zeitrad zurückgedreht, das Sonnenlicht auf glutroten Untergang gestellt, sehe ich befrackte Männer und Damen in Rauschekleidern die Treppe effektvoll herunter gleiten, bereit für den Genuss eines Kerzenlicht-Dinners unterm Sternenhimmel, eines Spaziergangs durch den Garten, gefolgt von einem romantischen Tête-à-tête auf einer Holzbank am Teich… «Zumo de naranja! Orangensaft!» Zack – bin ich wieder im Hier und Jetzt. Die Stimme der Verkäuferin hinter dem Tresen der kleinen Openair- Bar duldet keine Ausflüge in imaginäre, vergangene Zeiten. Gut, deswegen bin ich ja auch nicht hier. Der Palazzo, der kleine Zoo, die Platanen, Palmen und Zitrusfruchtplantagen sind für mich der eigentliche Grund meines Besuches.
Deià, das Dorf der Künstler
Es zieht mich weiter, nach Dejà. Entlang der Hauptstrasse täuscht das Dorf langgezogene Geschäftigkeit vor. Tapa-Bars reihen sich an Restaurants, dazwischen ein paar Läden mit typischen Souvenirs und Kunsthandwerk. Erst wer auf dem höchsten Punkt angelangt, in die Gassen und Steige abseits der Hauptschlagader abbiegt, entdeckt die Kleinode des verschachtelten Bergdorfes, das seit jeher ein Magnet für Schriftsteller, Maler und Musiker aus aller Welt ist. Verwunschene Terrassengärten, kleine Künstlerateliers und nicht zu vergessen, die – insbesondere im Abendlicht – bezaubernde Aussicht ins Tal von der Pfarrkirche Sant Joan Baptista aus. Ein Halteverbot für Reisebusse sorgt dafür, dass Deià sogar während der Hochsaison besuchenswert ist.


Nach dem Spaziergang durch das abendliche Künstlerdorf melden sich Hunger und Durst. Die Wahl zwischen den Tapa-Bars und Restaurants entlang der Strasse fällt schwer. Ich entscheide mich für etwas ganz anderes: einen Apéro im Garten des luxuriösen Hotels La Residencia, von wo man einen herrlichen Blick auf den gegenüberliegenden Hügel hat, der wie in ein mediterranes Sommerkleid gehüllt wirkt. Danach ein köstliches Abendessen bei Kerzenschein im hoteleigenen Restaurant El Olivo – und der mallorquinische Tag geht genussreich zu Ende.

Mystische Momente
In einer anderen Ecke der Insel ist Einsamkeit das Thema: in der Ermita de Bonany, die abgeschieden auf einem Hügel thront. Nur ein einsamer Fotograf ist auf der Suche nach optimalen Bildern. Doch bevor er sich daran macht, die Stimmung einzufangen, stockt er. Genau wie ich. Seltsam, diese Musik… Sie erinnert an ein beschwingtes Paris, Musikanten an der Seine, Bistros… In keiner Kirche würde ich diese Klänge je erwarten!

Ich lausche fasziniert und fühle mich sofort von der entrückten Atmosphäre tief berührt. Ich gebe mich hin – die Zeit scheint sich zu verflüchtigen. Ich sehe Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem. Ein bewegender Moment! Ob es anderen Besuchern auch so ergeht? Ich wage nicht, den Fotografen zu fragen, das würde den Zauber zerstören.

Nach einer Weile trete ich wieder in den Sonnenschein hinaus, Zeit und Gegenwart kehren zurück. Ich geniesse die Aussicht auf Mallorca, das mir zu Füssen liegt. Ein herrliches Mallorca! Es hält viele Überraschungen und unerwartete Erlebnisse bereit für all jene, die nicht nur am Strand auf den nächsten Disco-Besuch warten.
Infos zu Mallorca
ANREISE
Direkt mit Swiss, Edelweiss, Iberia und Vieling ab Zürich nach Palma de Mallorca.
BESTE REISEZEIT
Das ganze Jahr über, wobei Frühling und Herbst am angenehmsten sind. Im Sommer kann es ziemlich heiss werden. Doch im Winter ist es alleweil angenehmer als in der Schweiz.
UNTERKUNFT
Auf Mallorca gibt es Tausende von Übernachtungsmöglichkeiten, und die in allen erdenklichen Preiskategorien. Am besten, Sie erkundigen sich in Ihrem Reisebüro.
La Residencia
Deià
Tel. +34/971/639 011
www.belmond.com/hotels/europe/mallorca/deia/belmond-la-residencia/
Das Belmond-Hotel ist eine ehemalige Finca. Sie ist gemütlich und geschmackvoll eingerichtet, romantisch verwinkelt und luxuriös. Schöne Spa-Anlage.
RESTAURANTS
Las Palmeras
Deià
Tel. +34/ 971/639 016
Gute Tapas und mallorquinische Küche.
El Olivo
Deià
Tel. +34/971/ 639 011
Excellente, aber nicht ganz günstige Küche mit mallorquinischem Touch aus Produkten der Umgebung.
MEHR INFOS
Spanisches Fremdenverkehrsamt
Seefeldstr. 19
8008 Zürich
www.spain.info
© Fotos: Jürgen Gutowski, Text: Inge Jucker, TravelExperience.ch
Offenlegung: Die Reportage wurde unterstützt von Belmond.
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