
Malaga kann einen zur Verzweiflung bringen! Aber gut, dass Kulinarik und Kultur darüber hinweg trösten. Wir fahren zum ersten Mal in die Stadt hinein und stellen fest: Unser Navi ist keine Hilfe – denn in Malaga sind viele Strassen wegen des U-Bahn-Baus gesperrt. Wo wir abbiegen sollten, prangen grosse Fahrverbotstafeln. Dummerweise fahren wir nun auf der Avenida de Andalucía in die falsche Richtung, und es ist ein Ding der Unmöglichkeit, zu wenden. Ach ja, und dann ist das Parkhaus «Central», das uns empfohlen wurde, nirgends angeschrieben. Himmel hilf – was für ein Einstieg in diese an sich ja schöne Stadt!
Inhalt
Mit den Food-Sherpas durch Malaga
Einige Flüche und viele Schweissperlen später steht unser Wagen im Marina-Parkhaus, das mindestens so optimal gelegen ist, wie das unauffindbare Central. Schnell raus und zum Treffpunkt der Food Sherpas. Wir sind glücklicherweise immer noch pünktlich für die Wein- und Tapas-Abendtour.

Man sucht hier übrigens vergeblich nach Osterhasen und -eiern. Die sind hier ganz einfach nicht Brauch.
Nach der Vorstellungsrunde – es sind Gäste aus Norwegen, China und Schweden in der Gruppe – spazieren wir zur ältesten Bodega Malagas, der Antigua Casa de Guardia. Sie ist aussen nicht mal angeschrieben. Und es gibt hier keine Sitzplätze, denn es spielt sich alles am langen Tresen ab, hinter dem eine Wand von Fässern aufgebaut ist.

Sie sind mit klingenden Namen wie Seco, Cosecha, Pajarete oder Pedro Ximen (soll auf Peter Siemens zurück gehen) angeschrieben und enthalten Málaga-Weine, von trocken bis zuckersüss. Es handelt sich übrigens nicht um Süss-, sondern um Likörweine, also mit Alkohol «angeheiterte» Weine. Thomas Götz hat die Málaga-Weine in seinem Blog «Spaniens Weinwelten» wunderbar beschrieben, weshalb ich auf seinen Artikel verweise.

Von den «angeheiterten» Apéro-Weinen angesteckt, führt unser Weg an der grossen Markthalle vorbei zum Spezialitätenhändler La Martina, wo wir die Vorspeisen in Tapasgrösse geniessen – Schinken, Salami von den Capra Malagueña (Malagaziegen) und Käse.

Im Mesón Mariano gibt es weitere Tapas – Ensalada Malagueña und Artischocken – und in der Vinothek Los Patios de Beatas degustieren wir einige der 500 Weine – als hätte es vorher nicht schon bei jeder Station Wein gegeben. Natürlich werden auch in der Vinothek noch mehr Tapas gereicht… Also ich bin jetzt satt!

Unsere Food-Sherpa Simone hat uns sehr zuvorkommend durch den ganzen Abend begleitet, uns alles Wissenswerte erzählt, uns den Einheimischen vorgestellt, uns zum Staunen und Lachen gebracht… Ohne sie wäre dieser Rundgang eben nur ein Abendspaziergang – und keine dreieinhalbstündige Wein- und Tapas-Tour, die jeden der 58 Euros wert ist.

Antike Mauern und 9000 Pfeifen
Hingegen kann man den Besuch der traumhaft schönen Kathedrale sowie Alcazaba und Castillo de Gibralfaro gut ohne Guide angehen. Die Kathedrale sieht von aussen gar nicht so riesig aus, aber wenn man drinnen steht, ist man von der Höhe der drei Kirchenschiffe schlicht überwältigt.

Das Gotteshaus war eine Moschee bevor Kardinal Mendoza 1488 damit begann, sie an den christlichen Kult anzupassen. 295 Jahre lang wurde an der Kathedrale unter verschiedenen Baumeistern gebaut, weshalb mehrere Stilrichtungen zu finden sind. Vorherrschend ist die Renaissance, aber auch gotische und barocke Elemente sind vorhanden.

Das Innere der Kathedrale ist jedoch ganz von Renaissance und Barock geprägt. Beeindruckend sind die beiden Orgeln, die im 18. Jahrhundert gebaut und in Rokoko-Gehäusen untergebracht wurden und zusammen 9000 Pfeifen verfügen. Dass die Kathedrale nie fertig gebaut wurde, ist an mehreren Stellen zu erkennen. Am auffälligsten sind der unvollständige Südturm und die leeren Nischen in den Fassaden, die eigentlich mit Figuren bestückt sein müssten. Wer die Kathedrale ganz genau ansehen will, muss viel Zeit einrechnen und bucht vielleicht doch eine Führung.

Eine Festung zum Erobern
Von der Burg Castillo de Gibralfaro geniessen wir den herrlichen Ausblick auf die Kathedrale und auf Málaga. Die Festung entstand im 14. Jahrhundert und wurde bis 1925 ausschliesslich militärisch verwendet. Auf der Wehrmauer und den Zinnen kann man rundherum spazieren und auf der Terrasse ein Getränk oder einen Snack geniessen.


Schade ist, dass Gibralfaro und Alcazaba nicht verbunden sind. So muss man wieder hinunter in die Stadt und von dort zur Befestigungs- und Palastanlage hinauf gehen. Teile davon gehen gar auf das 8. Jahrhundert zurück. Die Bauten zeigen Spuren antik-römischer Tradition, maurische Formen und andalusisch-arabische Schmuckelemente.

Wer übrigens die 40 Minuten teilweise sehr steilen Anmarschs bis zum Eingang des Castillo de Gibralfaro nicht unter die Füsse nehmen möchte, dem sei das Taxi oder der Hopp-on-Hopp-off-Sightseeing-Bus empfohlen. Das Ticket kostet knapp 20 Franken, ist 24 Stunden lang gültig und verbindet 14 Haltestellen, die nahe an wichtigen Sehenswürdigkeiten liegen. Nun denn, wir wussten das nicht und sind den Berg hinauf gewandert. Ich hasse es, wenn ich im Schweisse meines Angesichts oben ankomme und sehe, dass ich einfach hätte hinauf fahren können! Immerhin habe ich etwas für meine Fitness getan…


Ferienhaus-Idylle an der Küste
In unserem aussichtsreichen Ferienhaus in Almayate Alto können sich die müden Glieder schliesslich wieder erholen. Die Mails checken geht wegen des langsamen, aber immerhin kostenlosen Wifi, eher schleppend vor sich. Lieber eine Runde im privaten Pool schwimmen, danach einen «Tinto de Verano» geniessen – und die Welt ist wieder in Ordnung!


«Tinto de Verano» bedeutet «Dunkelfarbener des Sommers» und ist ein erfrischender Rotwein, der gerne mit Zitronenlimonade gespritzt wird. Ich mag ihn lieber «con casera blanca», mit spanischem Sodawasser. Schmeckt übrigens viel besser als die touristischen Sangrias, die es natürlich auch an jeder Ecke gibt.

In der Küche des Ferienhauses wäre eigentlich alles vorhanden gewesen, um selber zu kochen, aber wir haben uns entschlossen, auch diesbezüglich Ferien zu machen. Nur wenige Autominuten entfernt, gibt es genügend Restaurants direkt am Meer, die andalusische Spezialitäten anbieten.

Unser Haus liegt nicht direkt am Meer, sondern am Hang oben auf einer Krete. Es geht oft ein Lüftchen, was im Sommer bestimmt sehr angenehm ist. Um zum Strand zu kommen – er ist vielleicht zwei steile Kilometer entfernt – nehmen wir der Einfachheit halber das Auto. Parkplätze hat es (zumindest ausserhalb der Hochsaison) genügend. Das ruhige Landleben mit der quirligen Stadt zu verbinden, hat uns gut gefallen.

Ja, ich weiss, in Malaga gibt es noch viel mehr zu entdecken, aber da müssten wir wesentlich mehr Zeit zur Verfügung haben. Doch für einen ersten Augenschein haben wir ja schon sehr viel gesehen, zahlreiche Tapas und Weine genossen, und es ist völlig klar: Malaga wird wieder einmal unser Reiseziel sein – und uns dann vermutlich erneut zum Verzweifeln bringen, weil die Zeit wohl wieder nicht für alles reichen wird ;-)
Infos zu Malaga
Nachfolgend alle Adressen, Webadressen und mehr.
ANREISE
Beispielsweise mit Swiss ab Zürich nach Málaga.
VOR ORT
Unser Ferienhaus liegt so abgelegen, dass wir einen Mietwagen brauchen (aber auch, um die Sehenswürdigkeiten zu erreichen). Wir haben via www.sunnycars.ch unkompliziert, schnell und recht günstig einen Mietwagen gebucht. CarGest hiess schliesslich der Vermieter, der im Flughafengebäude zwar keinen Schalter hat, dafür wartet am Ausgang linkerhand ein Fahrer, der uns zur zwei Minuten entfernten Vermietstation gefahren hat. Der Service und das Auto waren gut, nichts zu bemängeln. Bei Sunnycars-Abschlüssen sind immer alle Versicherungen, Vollkasko etc. sowie unlimitierte Kilometer im Preis inbegriffen, was dafür sorgt, dass es keine unliebsamen Überraschungen gibt.
UNTERKUNFT
Bei www.ruralidays.de haben wir ein kleines Ferienhaus ausgesucht, das ausserhalb von Malaga liegt und von wo aus wir auch Granada, den Caminito del Rey und Ronda gut erreichen. Unsere Wahl ist auf eine Finca in Almayate Alto gefallen – und wir haben gut gewählt. Ein Holzhaus mit allem, was man braucht und in den Ferien gern hat. Das Buchen – auch in deutscher Sprache – ist einfach und man wird etwa zwei Wochen vor Reisedatum angeleitet, wenn es darum geht, sich mit dem Vermieter zur Schlüsselübergabe zu treffen. Es hat alles wie vereinbart geklappt und sind mit dem Haus auch zufrieden gewesen. Daher: Daumen hoch für Ruralidays.

RESTAURANTS
Chiringuito El Balandro
Carretera N-340 Málaga-Almería km 261
E-29790 Benajarafe

Wir haben dort einen herrlichen Abend verbracht.
Gastrotienda La Martina
Plaza Arriola 10
E-29005 Málaga
Diese Mischung aus Feinkostladen und Bar ist den Besuch wert – zum Einkaufen und auch Verkosten.
Mesón Mariano
Calle Granados 2
E-29008 Málaga
www.restaurantemesonmariano.es/
Tolles Tapas-Restaurant (man kann auch ganze Portionen bestellen).
Los Patios de Beatas
Calle Beatas 43
E-29006 Málaga
http://lospatiosdebeatas.com/
Diese Vinothek hat eine riesige Auswahl. Man kann hier auch essen (Tapas und ganze Portionen).
Bodega Antigua Casa de Guardia
Alameda Principal 18
E-29005 Málaga
http://antiguacasadeguardia.com/
Die älteste Bodega der Stadt, sehenswert und weniger touristisch als El Pimpi. Für eine Degustation der Likörweine Malagas bestens geeignet.
Bodega El Pimpi
Calle Granada 62 / Calle Alcazabilla
E-29015 Málaga
www.elpimpi.com
Wunderschöne Bodega, weitläufig, etwas touristisch. Wir haben nur reingeschaut und nichts konsumiert.
TAPAS & WEIN-TOUR
Spain Food Sherpas
bieten zwei verschiedene Food-Touren in Malaga an sowie eine in Ronda. Ausserdem können Kochkurse gebucht werden. Die Touren sind in Englisch und Spanisch zu buchen. Man kann aber auch eine private Tour in Deutsch buchen. Ab 5 und mehr Personen ist der Preis pro Person gleich, wie bei den DE/ES-Touren.
www.spainfoodsherpas.com/
MEHR INFOS
www.spain.info
© Text: Inge Jucker | Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch
Offenlegung: Wir waren von Ruralidays für vier Übernachtungen und von Spain Food Sherpas zur Tapas-Tour eingeladen. Flug, Mietwagen etc. haben wir selber berappt.
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