
Die Fahrt auf die Insel Mackinac beginnt schon mit einer Panne: Weil die Dame am Ticketschalter unsere vorreservierten Fahrkarten nicht findet, verpassen wir das Schiff, aber unser Gepäck ist trotzdem schon unterwegs. Na, wenn das mal gut geht… Eine Stunde müssen wir auf die nächste Fähre warten, und das Wetter wird immer rauer. Die Fahrt auf dem Lake Huron gestaltet sich ziemlich ruppig, an Fotografieren ist nicht zu denken.
Inhalt
Lieber hell als historisch
Als wir auf der Insel ankommen, ist unser Gepäck schon weg. Jemand hat es ins Hotel gebracht. Wir spazieren also unseren Koffern hinterher und geniessen die ersten Eindrücke des Städtchens Mackinac. Viele Gäste fahren mit der Pferdekutsche oder dem Fahrrad, wir geniessen es jedoch, zu Fuss unterwegs zu sein.
Im Hotel erwarten uns an der Rezeption zwei freundliche, ältere Herren, die uns unser Zimmer im historischen Haupthaus zuweisen. Uh… Kaum Licht, aber eine Sprudelwanne mitten im Zimmer – ihhh… die sind sooo unhygienisch… Nichts für mich!

Freundlich fragen wir die beiden Herren, ob es denn nicht ein helleres Zimmer gäbe? Ja, doch, das sei aber ein Lakeview-Zimmer im Cottage nebenan – sollten wir etwas gegen Seesicht haben? – und zuoberst unterm Dach. Atemlos nehmen wir einen Augenschein – die Stufen werden mein tägliches Training sein – und sind zufrieden. Es ist zwar klein, aber schön hell und die Seesicht gefällt uns logischerweise auch.


Da sich die Wolken wieder verzogen haben, marschieren wir los, um Mackinac zu erkunden und ein Restaurant fürs Abendessen zu finden. Ganz am anderen Ende der Stadt entdecken wir vom Ufer aus mal wieder einen Leuchtturm. Uns fasziniert aber auch der Baum mit den roten Beeren, dessen Namen wir nicht ausfindig machen können.



Jetzt haben wir dennoch einen Aperitif verdient und gehen ins Pink Pony, wo es einerseits eine Bar gibt und andererseits ein Restaurant mit Sicht auf den Hafen. Nun, einen Tisch zu reservieren und vorher an der Bar einen Drink zu nehmen, das geht nicht. Also geniessen wir erst mal unseren Gin Tonic an der Bar und stellen uns dann vor dem Restaurant an. Nach einer halben Stunde beschliessen wir, doch lieber auf die Hafensicht zu verzichten und tafeln in der Bar. Geht doch!


Arch Rock, Sugarloaf Rock und Botanical Trail
An diesem Tag kommen wir wieder locker auf mehr als unsere angestrebten 10 000 Schritte, denn wir verzichten auf PS und nehmen unsere Pedes. Als erstes spazieren wir zum Arch Rock, wo auch schon die ersten Pferdekutschen angekommen sind, und geniessen die Aussicht auf den Huronsee.

Dann trennen sich unsere Wege: Heinz wandert zum Fort Holmes und zum Sugar Loaf Rock, einem beeindruckenden Felsen mitten im Herbstwald, und ich flaniere auf dem Botanical Trail, auf dem ich einiges über die hiesige Flora und Fauna erfahre. Die Waldluft ist so sauber und duftet würzig nach Moos, Erde und Herbst – es kommt mir wie ein «Waldbad» vor.




Fort Mackinac
Im Fort über der Stadt Mackinac treffen wir uns wieder und begeben uns auf die Spuren der ehemaligen Bewohner. Das stattliche Fort diente den Briten von 1780 bis 1895 als militärischer Aussenposten, danach haben amerikanische Soldaten übernommen.


Die Rolle des Militärs auf der Insel Mackinac hat sich in der 240-jährigen Geschichte des Forts sehr verändert. In den ersten Jahren war es ein wichtiger Grenzposten an den Grossen Seen, und die Soldaten trugen dazu bei, den lukrativen Pelzhandel zu schützen sowie Allianzen mit benachbarten Indianerstämmen aufrechtzuerhalten.



Im späten 19. Jahrhundert verlor der Posten jedoch seinen militärischen Stellenwert, gewann aber neue Bedeutung, als 1875 der Mackinac-Nationalpark gegründet wurde. Der Postkommandant wurde zum Oberaufseher des Parks, und seine Soldaten übernahmen neue Aufgaben bei der Betreuung des Nationalparks, der sich zu einem immer beliebteren Reiseziel für Touristen entwickelte. In der Tat: Trotz fortgeschrittener Jahreszeit besuchen noch viele Gäste das Fort.
Murdicks Fudge – das Original
Fudge habe ich erstmals in Kalifornien, in Carmel, kennen- und lieben gelernt. Der viele Zucker schreckt mich heute ab, doch bei Murdick’s werde ich schwach… Ich kaufe drei Schnitten, die wir in den nächsten Tagen nach und nach verputzen. Der Betrieb auf Mackinac Island ist das Original, Filialen gibt es in Mackinaw City, St. Ignace (ebenfalls in Michigan) und Martha’s Vineyard, Massachusetts.


Seinen Anfang nimmt das Geschäft bereits 1887, als die Segelmacher Henry und Jerome «Rome» Murdick, Vater und Sohn, beauftragt werden, Segelmarkisen für das neue Grand Hotel auf der Insel Mackinac zu entwerfen. Mit ihnen kommt Sara Murdick samt ihren Süsswarenkenntnissen und Rezepten auf die Insel. Noch im gleichen Jahr eröffnet sie ihren ersten Candy Shop.

Später beschäftigt sich Romes ältester Sohn Gould ebenfalls mit der Fudge-Herstellung und sorgt mit einem Ventilator dafür, dass der süsse Duft auch draussen auf der Strasse geschäftsfördernd wahrnehmbar wird. Eine unwiderstehliche Verlockung! Und: Gould macht aus der Herstellung eine Show. Die kann man heute noch in der Original Murdick’s Fudge Produktion verfolgen, allerdings ist nun Bob Benser jr. am Werk, dessen Vater das Geschäft 1969 gekauft hat. Das Rezept ist aber immer noch jenes von Sara Murdick.





Mit vielen Eindrücken, die wir in kürzester Zeit gesammelt haben, geht die Reise zurück aufs Festland. Wenn wir das Gefühl hatten, auf der Hinreise sei der See ruppig gewesen, dann ist das im Vergleich zum Abreisetag nichts! Eigentlich befürchten wir, dass die Fähre bei diesen stürmischen Verhältnissen gar nicht fährt. Doch der Kapitän kennt da gar nichts. Am Anfang der Fahrt klappt es noch mit Fotografieren, dann sehen wir nur noch Wellen und Gischt… Wir sind froh, kommen wir heil und ohne grün geworden zu sein am anderen Ufer an.



Wie es nun Richtung Detroit, unserer letzte Station des Roadtrips geht, kannst Du im Beitrag Michigan – Lower-Peninsula weiterlesen oder direkt zum Beitrag «Detroit, eine abgefahrene Stadt» hüpfen (folgt demnächst).
Infos zu Mackinac Island
Alle Infos, Tipps und Adressen zu Mackinac Island findest Du auf unserer Info-Seite zu Michigan. Diese kannst Du dort auch als PDF herunterladen.
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© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2020
Offenlegung: Zur Hälfte waren wir von Pure Michigan im Rahmen der Recherchereise für die GlücksPost eingeladen, die andere Hälfte ist auf unsere Kosten gegangen.
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