Lausanne, quasi eine «olympische Stadt», bietet neben Geschichte und Geschichten viel urbane Lebensqualität, Unterhaltung und Erholung. Auf Eroberungstour in der direkten Nachbarschaft des (Wein-)Welterbes Lavaux.
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Die Grand Pont – Grosse Brücke – war einst noch höher bzw. reichte tiefer hinab. Beeindruckend ist sie aber auch in ihrer heutigen Form.

Das Terrain der Stadt hat einst der Rhonegletscher geformt, weshalb es sehr hügelig ist. Wie ein drapiertes Tuch schmiegt sich Lausanne, die viertgrösste Stadt der Schweiz, an die Hänge, welche an die Weinberge des Lavaux grenzen. Der Höhenunterschied über die ganze Stadt gesehen, beträgt etwa 500 Meter. Wer jetzt meint, dauernd schlimmste Steigungen überwinden zu müssen, sei hier beruhigt: Lausanne verfügt über eine führerlose, vollautomatische U-Bahn, die das Aquatis Aquarium und Hotel in Croisettes mit Ouchy am Seeufer verbindet. Knappe sechs Kilometer lang ist die Métro-Strecke mit 14 Haltestellen, und die Höhendifferenz beträgt mit 338 Meter die höchste weltweit. Also auf in die Altstadt von Lausanne!

Schuh- und andere Geschichten

Unter der beeindruckenden Pont Bessière führte einst ein Fluss hindurch, an dem sich die Gerbereien niedergelassen hatten. Heute ist die Gegend modern, vom Fluss keine Spur mehr, doch im nahegelegenen, frisch renovierten, ehemaligen Handwerkerquartier Rôtillon erinnert ein kleines, aber feines Schuhmuseum an alte Gerber-Zeiten. 5000 Jahre Schuhgeschichte sind auf etwa fünfzehn Quadratmetern zusammengefasst!

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Ein fast noch stattlicheres Bauwerk als die Grand Pont ist die Bessières-Brücke, die auf einer zweiten Ebene auch für die Bahn verbindend wirkt.

Von der Pont Bessière aus spazieren wir am Historischen Museum vorbei zur Kathedrale Notre Dame hinauf, die 1275 als grösster gotischer Kirchenbau der Schweiz geweiht wurde. Ursprünglich war sie eine offene Kathedrale, deren hinterer Teil von Pferdekarren durchquert wurde. Man stelle sich das vor! Später verlegte man den Durchgangsverkehr und die offenen Zugänge zur Kathedrale wurden zugemauert. Am Ruf des Nachtwächters hat sich hingegen seit 1405 bis heute nichts geändert: Jede Nacht steigt ein Nachtwächter auf einen der Kirchtürme und ruft von 22 bis 2 Uhr die Stunden in alle vier Himmelsrichtungen aus.

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Nicht zu übersehen: Die Kathedrale Notre Dame von Lausanne.

Eine Besonderheit der Kathedrale ist die 2003 eingeweihte, 40 Tonnen schwere Hightech-Orgel mit 6737 Pfeifen, die von zwei Orten aus bespielt werden kann. Will heissen: ausser vor Ort kann sie zusätzlich von einer Orgel irgendwo auf der Welt, welche mit der gleichen Technik ausgestattet ist, bespielt werden. Sie ist das grösste Musikinstrument der Schweiz!

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Auch in ihrem Inneren ist die Kathedrale sehr imposant.

Die wunderschöne Rosette hat die Reformation wohl nur überlebt, weil sie keine religiösen Motive darstellt: Erde und Meer, Luft und Feuer, Jahreszeiten, Monate und Sternzeichen. Und weil die Notre Dame am Weg nach Compostela liegt, ist sie auch Ziel vieler Pilger. In der Kathedrale liegen nicht nur Broschüren und Bücher zum Thema auf, die Reisenden können auch ihren Pilgerpass abstempeln.

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In der Notre Dame von Lausanne, liegt für die Pilger ein Stempel bereit, damit sie ihren Pilgerpass abstempeln können, bevor sie nach Compostela weiter ziehen.

Lokale Leckereien und Uccellini

Wir spazieren weiter zum Château Saint-Maire hinauf, bewundern das Präfekturgebäude und gehen vorbei am Pomme de Pin (Tannzapfen), einem Restaurant, das von Charlie Chaplin gerne aufgesucht wurde, wieder bergab.

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Ganz in der Nähe der Kathedrale ist auch das Château Saint-Maire zu finden. Das Schloss ist der Regierungssitz und kann deshalb nicht von innen besichtigt werden.

Über die gedeckte Escaliers du Marché (Markttreppe) gelangen wir an die Rue Mercerie, wo wir Chocolatier Durig einen Besuch abstatten.

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Die Escaliers du Marché – die Markttreppen – führen von der Kathedrale eine «Etage» tiefer in die Gassen, in denen eingekauft wird.

Wir dürfen reichlich feinste Schokolade und Pralinen kosten – und kaufen natürlich auch ein…

An der Place de la Palud kommen wir am Rathaus vorbei und halten zielsicher auf den Laden La Ferme Vaudoise zu.

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An der Place de la Palud sind das Rathaus und einige tolle Läden zu finden.

Hier werden ausschliesslich Waadtländer Spezialitäten verkauft, vom Wein über Früchte und Gemüse bis zu Würsten, Käse und Brotaufstrichen. Mit Hunger darf man hier auf gar keinen Fall reingehen… Die Bricelets artisanaux, dünnes Feingebäck, finden dann aber doch den Weg in die Tasche.

Weiter geht’s zur Kirche St. François, die – als ehemalige Holzkirche – mehrmals vom Feuer heimgesucht und immer wieder neu aufgebaut wurde. Heute ist das mittelalterliche Gebäude aus Stein und wird noch bis 4. Oktober 2019 von 150 Uccellini «bewohnt», von Keramikvögeln, die der Künstler Ignatio Bettua entworfen hat. Eine schöne Idee für eine Kunstinstallation.

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Hübsch anzusehen sind diese Uccellinis des Künstlers Ignatio Bettua auf der Kirche St. François.

Vom Industrie- zum weltoffenen Viertel

Die berühmte Grand-Pont, die grosse Brücke, ist nur einen Katzensprung entfernt. Die 1844 erbaute Brücke hatte ursprünglich zwei Reihen Brückenbogen übereinander, unten 5 und oben 19 Bogen. Die unteren verschwanden allerdings im Erdreich, als das Vallée du Flon 1874 mit dem Aushubmaterial des Seilbahntunnel aufgeschüttet wurde. Die Seilbahn zwischen Lausanne und Ouchy ist 1877 in Betrieb genommen worden. Heute gibt es die Seilbahn nicht mehr, denn die Strecke wurde 2008 durch die Métro ersetzt.

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So hat die Grand Pont früher einmal ausgesehen: Zwei Etagen mit Bogen. Heute ist nur noch die obere Bogenreihe sichtbar.

Das Quartier Flon, nahe der Brücke, war früher ein Industrieviertel. Hier waren Gerbereien, Sägen- und Walkmühlen angesiedelt, später wurden der Güterbahnhof und Lagerhäuser errichtet. Mit den Jahren wird der Zustand der Häuser jedoch immer schlechter und man entschliesst sich, das Beste der Vergangenheit für die Neugestaltung zu bewahren, den Rest zu renovieren oder neu aufzubauen. So hat sich das Quartier in ein Unterhaltungs-, Kreativitäts-, Arbeits- und Lebenszentrum verwandelt und stellt nun ein urbanes Lausanner Viertel dar. Abends ist hier einiges los und es wird einem bestimmt nicht langweilig.

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Ein Strassenzug des neugestalteten Viertels Flon. Perfekt zum Flanieren.

See- und Weinberg-Idylle

Wir entscheiden uns jedoch, den Abend am See in Ouchy zu verbringen. Vorbei am Château d’Ouchy und Beau-Rivage Palace, beide vornehme Hotels, spazieren wir zum Quai d’Ouchy. Von hier aus könnte man bis ins Lavaux radeln. Wir geniessen aber den See und ein feines Abendessen, um uns dann von der Métro wieder ganz hinauf ins Hotel Aquatis fahren zu lassen. Bequemer geht nicht, denn die Métro endet quasi zwischen Hotel und Aquarium, welches wir in einem separaten Beitrag beschrieben haben (s. Infos ganz unten).

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Unser Schlechtwettertip: Das Aquatis Aquarium-Vivarium. Einer der spannenden Bewohner ist dieser riesige Wels.

Wer Lausanne besucht und Wein mag, der kommt nicht drum herum, sich das berühmte Weingebiet Lavaux anzusehen, das notabene zum UNESCO-Welterbe zählt. Dieser Ausflug lässt sich ganz bequem mit der Bahn realisieren: S4 und S5 fahren regelmässig ab Lausanne durch die Weinberge (Richtung Palézieux).

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In direkter Nachbarschaft Lausannes liegt das Lavaux, ein zum UNESCO-Welterbe zählendes Weinbaugebiet.

Wir steigen in Grandvaux aus, um auf der herrlichen Terrasse der Domaine Croix Duplex ein paar Weine zu verkosten. Mit Blick auf den Genfersee erzählt uns Maude Vogel, dass schon ihr Grossvater als Weinbauer tätig war und die Enkel, die seit kurzem am Ruder sind, 14 verschiedene Weinsorten anbauen. Dies ist möglich, weil einerseits die Eltern Land hinzugekauft haben und andererseits die Bodenbeschaffenheit des Lavaux sehr unterschiedlich ist. Zu 75 % wird jedoch Chasselas angebaut, der Rest verteilt sich auf Sorten wie Pinot Noir, Chardonnay und Sauvignon blanc. Insgesamt werden etwa 200’000 Flaschen pro Jahr abgefüllt. Einige davon finden den Weg zu uns nach Hause ;-)

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Auf der Terrasse der Domaine Croix Duplex in Grandvaux geniessen wir eine Weinverkostung. Hat sich gelohnt!

Und zu guter Letzt? Was bleibt am schönsten in Erinnerung? Es ist mehr ein Gefühl denn ein spezifischer Ort. Durch die Lage von der Sonne verwöhnt, sind die Menschen hier sehr locker, die Atmosphäre ist wohl auch dank der lebendigen Fussgängerzonen unbeschwert, stellenweise schon fast ein wenig mediterran. Da lässt man sich gerne von der guten Laune anstecken. Deshalb: Kurztrip nach Lausanne? – Gerne immer wieder!

Infos zu Lausannne und Umgebung

ANREISE
Mit der Bahn reist man bequem an; wer jedoch im Lavaux Wein einkaufen möchte, nimmt vielleicht besser das Auto.

MOBIL VOR ORT
Mit der Lausanne Transport Card kann man während des Aufenthalts alle öffentlichen Verkehrsmittel (Bus, Zug, Métro) im Grossraum Lausanne gratis nutzen. Zudem gibt es in Museen, Geschäften und Freizeiteinrichtungen Vorteile und Ermässigungen. Die persönliche Karte wird jedem Gast bei Ankunft vom Beherbergungsbetrieb überreicht. Sie ist während der Dauer der Reservierung inkl. Ankunfts- und Abreisetag (maximal 15 Tage) gültig.

BESTE REISEZEIT
Wie die meisten Städte, ist auch Lausanne im Grunde genommen eine Ganzjahresdestination. Von Juni bis September mag Lausanne am schönsten sein, ist dann aber auch gut besucht. Frühling und Herbst sind deshalb durchaus auch eine Empfehlung.

HOTEL
Aquatis Hotel

Route de Berne 148, 1010 Lausanne
www.aquatis-hotel.ch
Das Hotel liegt direkt an der Bergstation Croisettes der Lausanner Métro und neben den noch recht neuen Aquarium Aquatis. Es ist also ruhig gelegen, aber man ist innert Minuten mitten in der Altstadt oder am See. Wir fanden die Lage für unseren Geschmack perfekt! Ein Tipp: nur die Zimmer mit ungeraden Nummern von 339 bis 351 verfügen über einen Balkon.

RESTAURANTS IN LAUSANNE
Brasserie de Montbenon

Allée Ernest-Ansermet 3
CH-1003 Lausanne
www.brasseriedemontbenon.ch
Das in den 1880-er Jahren erbaute Palais mit seinen hohen Räumen beherbergt die sehr beliebte Brasserie. Reservieren ist also empfohlen, vor allem wenn man draussen auf der Terrasse sitzen möchte. Fast alle Produkte stammen aus der Umgebung und werden zu modernen, mehrheitlich leichten Gerichten arrangiert. Die lokalen Tapas sind im Sommer sehr beliebt, und die Ravioli de «Mauro» zählen zu den Klassikern. Wenn nicht allzu voll, ist die Brasserie de Montbenon ein romantischer Ort, um abends zu zweit zu tafeln.

Restaurant du Port
Place du Port 5
CH-1006 Lausanne
www.hotel-du-port.ch
Das kleine, familiär geführte Restaurant gehört zum gleichnamigen Hotel, das in Ouchy am See zu finden ist. Es ist sieben Tage die Woche offen. Aufgetischt werden klassische Gerichte wie Filet und Kalbsmedaillons, Barsch und Scampis. Wir haben die Miesmuscheln ausgesucht und fanden sie richtig fein.

SEHENWÜRDIGKEITEN IN LAUSANNE
Durig Chocolatier
Rue Mercerie 3
CH-1003 Lausanne
https://durig.ch/

La Ferme Vaudoise
Produits du Terroir vaudois J.D. Pavillard Sàrl
Place de la Palud 5
CH-1003 Lausanne
www.lafermevaudoise.ch

Musée de la Chaussure
Rue du Rôtillon 10
CH-1002 Lausanne
http://shoemuseum.ch

Eglise St. François
Place Saint-François
CH-1003 Lausanne

Quartier du Flon
https://flon.ch/de/

Domaine Croix Duplex
Route de Chenaux 2
CH-1091 Grandvaux
www.croix-duplex.ch

Olympisches Museum
Quai d’Ouchy 1
CH-1006 Lausanne
www.olympic.org/museum 

Dieses moderne, interaktive und spannende Museum vermag sogar Sportmuffel zu begeistern! Wir haben hier olympische Facts & Figures präsentiert bekommen, Medaillen, Fackeln und Maskottchen bewundert und unter den vielen Gegenständen von Sportlerinnen und Sportlern auch den Helm des Schweizer Radfahrers Fabian Cancellara sowie die Badehose von Mark Spitz entdeckt. Der Weltklasseschwimmer ist wohl nur älteren Lesern noch ein Begriff. 1972 hat Spitz in München sieben Goldmedaillen gewonnen – Weltrekord!
Für das Museum muss man schon drei, vier Stunden einrechnen, erst recht, wenn man im Tom Café einkehrt.

Aquatis Aquarium-Vivarium
Route de Berne 144
CH-1010 Lausanne
www.aquatis.ch  


WEITERE INFOS
www.lausanne-tourisme.ch

© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch

Offenlegung: Wir waren von Lausanne Tourisme zu dieser dreitägigen Recherche eingeladen (2 Nächte, Abendessen, Lausanne-Guide, Transport Card und Eintritte).

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