Wenn ich an Lappland denke, kommt mir stets ein Schwank aus früheren Journalistenjahren in den Sinn. Ich erzähle ihn hier – einmal mehr.
Lappland: So pudert man sich einen «Rudolph» 2
Keine Ahnung, wie lange Rudolph mit seiner rot gepuderten Nase durch die Weiten Lapplands streifte…

Es ist schon viele Jahre her, als ich ins winterliche Lappland abkommandiert wurde, damit ich eine Reportage über die Aufzeichnungen der SRF-Weihnachtssendung «Hit auf Hit» mit Schlagersänger Leonard und vielen anderen Stars nach Hause bringe. Tatort: Finnland, genauer: Levi, auch Sirkka genannt, das ein ganzes Stück über dem Polarkreis liegt. Die Temperaturen halten sich zu Beginn der Woche noch in Grenzen. -6 bis -8 Grad, das ist gut auszuhalten. Gäbe es bloss die vielen Wartezeiten nicht! Wer im winterlichen Lappland herumstehen muss, dem schleicht früher oder später die Kälte durch die Schuhsohlen in die Knochen.

Wärmebeutel hilft fotografieren

Sie schleicht sich übrigens auch in meine Kamera (damals noch eine analoge!), die Fett enthält, welches die mechanischen Teile in reibungslosen Schwung bringt – solange es nicht vor Kälte erstarrt… Zu Beginn funktioniert alles problemlos. Doch im Laufe der Woche wird es kälter und kälter. Am Freitag, dem letzten Drehtag, bei -36 Grad hilft nur noch eine Vorgehensweise: Den Rucksack mit Wärmebeuteln füllen, die Kamera immer nur rasch herausnehmen, ein paar Mal abdrücken und wieder zurück in die Wärme legen. Beim dritten Bild ist jeweils schon viel Glück im Spiel… Vor der Linse habe ich eine Schneelandschaft, einen zugefrorenen See, darauf einen Schaukelstuhl und darin Roberto Blanco, der ein Weihnachtslied singt – welch ein Kitsch…! Während Roberto anfangs der Woche noch der Kälte wegen gewettert hat, lässt er sich während des wahrlich eiskalten Drehs nichts anmerken. Hut ab! Das ist echt professionell!

Wir schminken uns einen Rudolph

Doch zurück zu den Wartezeiten, die man sich irgendwie um die Ohren schlagen musste. Zusammen mit einer Visagistin (leider habe ich ihren Namen vergessen) halten wir uns mit Gesprächen und Witzeleien bei Laune. Wir sind bei einem Rentierzüchter, der den ganzen Hof für die Dreharbeiten zur Verfügung stellt. Ganz in unserer Nähe wartet ein angebundenes Rentier auf seinen Auftritt. Und wir wissen nichts besseres, als aus diesem Rentier einen Rudolph zu machen… Naja, schliesslich handelt es sich doch um eine Weihnachtssendung die da gedreht wird! Und so pudern wir dem Tier kurzerhand und unter viel Gelächter die Nase rot…

Kaum habe ich es fotografiert, kommt auch schon das schlechte Gewissen. Schnell wollen wir die rote Nase wieder abschminken – aber die Schminke hält sich hartnäckig. Oh weh… So kann Rudolph doch nicht vor die Kamera! Doch er muss. Wir sind aber heilfroh, dreht der Kameramann aus einiger Entfernung, so dass die rote Nase kaum auffällt.

Ich habe keine Ahnung, wie lange unser Rudolph mit einer roten Nase durch die Weiten Lapplands gestreift ist. Aber ich denke heute noch jedes Mal an ihn, wenn ich Rentiere sehe…

Infos zu Levi / Sirkka

Sirkka ist eine kleine Stadt, die 170 Kilometer nördlich des Polarkreises und etwa 15 Kilometer vom Flughafen Kittilä entfernt liegt. Für Wintersportler ist sie besonders attraktiv, denn dort befindet sich Levi, das grösste Wintersportzentrum Finnlands. Am Berg Levi, 531 Meter hoch, gibt es 43 Liftanlagen und in der Umgebung 230 Loipenkilometer. 15 Alpin-Pisten und 28 km Lopipe sind im Winter beleuchtet, so dass man nicht nur während der wenigen helleren Stunden sporteln kann.

ANREISE
Mit Finnair via Helsinki nach Kittilä bzw. Rovaniemi oder mit Helvetic ab Zürich in nur dreieinhalb Stunden direkt zum Polarkreis.

HOTEL
Hullu Poro
Levi Center Hullu Poro
Rakkavaarantie
Sirkka
Tel. +358 16 651 01 00
www.hulluporo.fi
Hullu Poro bedeutet «verrücktes Rentier», und in der Tat gibt es dort manchmal verrückte Partys. Doch man übernachtet auch wohl behütet in unaufgeregtem nordischem Design. Manche Zimmer haben eine Sauna bzw. Dampfsauna.

NICHT VERPASSEN
In der Nähe des Hotels gibt es einen kleinen Markt, der auch im Winter offen ist. Es werden typisch finnische Souvenirs angeboten, darunter auch Mützen, Handschuhe und Halstücher. Im Dezember und Januar findet ein Weihnachtsmarkt statt. Nur wenn das Thermometer unter -20 Grad fällt, ist der Markt geschlossen. Wer Schlittenhunde mag, findet in der Umgebung genügend Anbieter von Schlittentouren, und auch die Motorschlitten kann man mieten.

ALLGEMEINE INFOS
www.visitfinland.com

© Text und Fotos: Inge Jucker, TravelExperience.ch 

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