
Zermatt ist ja immer eine Reise wert – entweder man reist von zu Hause aus mit dem ÖV an den Fuss des Matterhorns, oder man lässt sein Auto in Täsch im grossen Parkhaus stehen und gelangt trockenen Fusses auf den Zermatt-Shuttle der Matterhorn Gotthard Bahn. Wir geniessen die herbstliche Fahrt und wissen, es hätte genauso gut bereits Schnee liegen können. Am Bahnhof in Zermatt wartet schon das Elektrobüssli, um uns samt Gepäck zum Resort La Ginabelle zu bringen. Damit werden uns fünf Minuten Fussmarsch erspart.
Inhalt
Ankommen und sich orientieren
Der Empfang im La Ginabelle ist zwar sehr herzlich, aber das extreme Walliser-Diitsch der Rezeptionistin bringt uns erprobte Wallis-Reisende doch ein wenig ins Schleudern. Nachfragen hilft – und herzhaftes Lachen auch. Wir bekommen den Schlüssel für unser Zimmer 314 im Haus Altiana, dem neuesten der drei Häuser, die zum Resort gehören, das einst als einfaches Garni angefangen hat.


Der gebürtige Zermatter Thomas Abgottspon und seine Frau Regina Schell kauften 1990 das Drei-Sterne-Garni-Hotel Christal, das heutige Stammhaus, und tauften es um. Bereits ein Jahr später entstand ein Anbau mit weiteren Zimmern und einem Wellnessbereich. 2009 kommt ein Aussenpool dazu. 2020 wird das dritte Gebäude, das sechsstöckige Altiana, eröffnet. Jetzt gehören zum normalen Hotelbetrieb auch 23 Serviced Suiten und Apartments sowie die Erweiterung des nun dreistöckigen Spas und ein zweiter Aussenpool. Alle Häuser sind miteinander verbunden.

Zimmer mit Aussicht
Wir erreichen über Treppen und Lift unser Zimmer und freuen uns über die Grosszügigkeit und die moderne, aber in die alpine Landschaft passende Einrichtung: Dezente Farben, Steinplatten im Bad, Holzboden im Wohnraum, Schränke und Möbel sind ebenfalls aus Eichenholz, Schreibtisch, Sitzgruppe und aus dem Sofa könnte man ein weiteres Bett machen.
Wir empfinden Zimmer 314 als angenehm gross, aber der Blick auf den Lageplan verrät, dass es eines der kleineren Zimmer ist. Da bieten die Hotelbesitzer ihren Gästen wahrlich viel Bewegungsspielraum! Das finden wir sehr sympathisch. Gemütlich ist auch die Terrasse – mit Blick auf den neuen Aussenpool und aufs Matterhorn! Nur sehen wir letzteres nicht, weil der Himmel schon längst bedeckt ist und sich das «Horu» in Wolken hüllt. Doch abwarten, wie sich die Aussicht noch entwickelt…


Wie immer ist unser Blick, insbesondere bei neueren Häusern, etwas kritisch. Wir glauben ja immer noch, die Hotel-Architekten würden aus alten oder Fehlern von anderen lernen. Doch dem ist leider nicht immer so… Was im Wohnraum mehr als überzeugt, täuscht nicht darüber hinweg, dass im Nassbereich bei der Planung zwei seltsame Fehler passiert sind: Im Badezimmer ist die Anordnung des Waschbeckens viel zu weit links – wieso wohl? Und im separaten, rollstuhlgängigen WC ist das Lavabo viel zu nah an der WC-Schüssel. Es ist irgendwie immer im Weg. Dabei herrscht nirgends Platzmangel!
Und woran wir auch keine Freude haben, ist das Wandpanel, dessen blaues (Nacht)Licht viel zu hell ist und den Schlaf – in den an sich sehr bequemen Boxspring-Betten – verdirbt. Ein doppelt gefalteter Waschlappen sorgt für Abhilfe. Damit ist jetzt aber auch schon fertig kritisiert.
Drei Restaurants zur Wahl
Nach dem Apéritif in der Bar im Stammhaus sind wir aufs Abendessen gespannt. Das Halbpensions-Restaurant La Ginabelle ist in zwei Bereiche gegliedert: den älteren, ziemlich klassisch eingerichteten «alten» Teil und den neueren, modernen Bereich mit angrenzender Frühstücksbüfett-Landschaft. Im moderneren Teil befinden sich in Sichtweite das kleine Restaurant «Melted», für Raclette, Käse- und andere Fondues, sowie das «Peak3», das kleine Gourmetrestaurant mit Einblick in die Küche.





Wir studieren die Menükarte des Peak3 und entscheiden uns dennoch für das «normale» Abendessen, das in der Halbpension inbegriffen ist. Mit gutem Grund, denn es gibt ein Feinschmecker-Menü, das sich nicht allzu sehr von der Gourmetkarte des Peak3 unterscheidet. Sieben Gänge, drei davon mit Auswahlmöglichkeit! Den ersten Gang lasse ich aus, weil ich genau weiss, dass alles andere platzmässig noch genügend herausfordernd wird. Und beim abschliessenden Früchte- bzw. Käseteller wird auch gestreikt. Aber dazwischen schmeckt einfach alles hervorragend und die einzelnen Gerichte sind ansprechend präsentiert!
Das war unser Feinschmecker-Menü
Darf ich Dir ein wenig den Speck durch den Mund ziehen? Schade, kann das Internet noch keine Düfte transportieren…
- Geräucherte Entenbrust mit Serviettenknödelcarpaccio, Kirsche und Birne (habe ich ausgelassen)
- Französische Zwiebelsuppe mit Raclettetoast
- Spinat und Onsenei auf Curryreis
- Birnensorbet mit Zirbenschnaps
- Rinder-Entrecôte, Mole, Buttermais, Karotte und Hasselback-Kartoffeln
- Schokoladenbrownie mit Tonkasauce und Vanilleglace (haben wir eingetauscht gegen ein weiteres Birnensorbet mit Zirbe – das war sooo fein!)


Weil es am zweiten Tag nur einmal regnet, finden wir das Melted sehr passend und geniessen dort zum Abendessen ein Fondue Chinoise. Okay, Käse wäre ja auch passend gewesen, aber wir sind neugierig, was beim Chinoise alles aufgetischt wird. Schliesslich haben wir die Portion nur knapp geschafft und an Zutaten hat es auch nicht gemangelt. Wir sind rundum zufrieden.

Frühstück mit Auswahl
Nun möchte ich aber auch zum Frühstücksbüfett noch ein paar Worte verlieren, schliesslich startet man nur gut in den Tag, wenn der «Zmorge» stimmt. Und da leidet ganz sicher kein Gast! An der Kochstation kann man sich Eier in jeder Form zubereiten lassen und sich selber ein weiches Ei kochen. Die Brotauswahl hat mich schon fast vor ein Problem gestellt: zu viel hat mich angemacht! Brotbeläge gibt es auch unzählige, salzig und süss. Mit Früchten und Müeslizutaten geht’s weiter… Cool finde ich die «Juice Box», in der man sich seine eigenen Smoothies und Säfte zubereiten kann. Im Ginabelle startet man also immer gut in den Tag.

Gemütliche Wellness im GinaSPA
Verdient haben wir uns das oben erwähnte Feinschmecker-Menü ja eigentlich nicht, denn dem Regenwetter ist geschuldet, dass wir uns fast nur von der Liege in den Pool und zurück bewegt haben und das ein paarmal. Bis alle Düsen und Sprudelbereiche sowie alle Saunen und Dampfbäder ausprobiert sind, dauert es schliesslich seine Weile.


Der über 1000 m2 grosse Wellnessbereich erstreckt sich über drei Stockwerke. Neben drei verschiedenen Pools locken Dampfbad, Infrarotsauna, Kräutergrotte, Soledampfbad und finnische Sauna. Wer sich eine Massage oder eine Beauty-Behandlung gönnen möchte, hat auch hier die Qual der Wahl. Ein Teil des GinaSPAs ist übrigens nur den Erwachsenen vorbehalten. Auch die Pools gehören ab 16 Uhr nur den Erwachsenen. (Wobei ich nicht sicher bin, ob das bei allen drei Pools der Fall ist.) Aber keine Sorge, die Jungmannschaft kommt im Kinder- und Jugendclub dennoch zu ihrem Vergnügen. Hier wird Kindern von 2 ½ bis 12 Jahren Spiel und Spass geboten.

Nachhaltigkeit wird gross geschrieben
Nur das Stammhaus greift in Sachen Heizung noch auf Heizöl zurück. Das Haus Altiana und die Pools werden mit Warmwasser sowie Raumwärme (und Kühle im Sommer) vom eigenen Geothermiefeld mit 39 Erdsonden versorgt. Der nötige Strom wird von einheimischen Wasserkraftwerken bezogen. Somit sind die Gäste nahezu CO2-neutral untergebracht.

Ideale Lage für Aktive
Für Skifahrer und Wanderer ist das La Ginabelle gut gelegen. Zur Sunneggabahn geht man gerade mal zwei Minuten, und auch der Endpunkt der Talabfahrt der Skifahrer liegt nur zwei Minuten vom Resort entfernt. Während der Fussmarsch zur Furibahn knapp 20 Minuten dauert, ist die Gornergratbahn in fünf Gehminuten erreicht. Im Winter warten insgesamt 360 Kilometer Piste auf die Skifahrer, im Sommer stehen Wanderern 400 Kilometer markierte Wanderwege zur Verfügung. Vorausgesetzt, das Wetter macht mit, haben sportliche Gäste eine grosse Spielwiese.
Nachdem unser zweiter Tag total verregnet war, überraschte uns Zermatt schon am Morgen des dritten Tages mit klarer Sicht auf das Matterhorn (vom Zimmer aus!) und stahlblauem Himmel. Tja, wenn Engel reisen… Hat also doch etwas Wahres dran ;-)

Infos zum Resort La Ginabelle, Zermatt
La Ginabelle
Vispastrasse 52
CH-3920 Zermatt
www.la.ginabelle.ch
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2022
Offenlegung: Wir waren für zwei Übernachtungen inkl. Abendessen vom La Ginabelle, Zermatt, eingeladen.
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