
UPDATE: Wer noch einmal ein feines Fondue oder Raclette in Küsnacht am Zürichsee geniessen möchte, muss sich nicht gerade sputen, aber dennoch den Schmaus demnächst einplanen – denn am 31. März 2023 ist Schluss! Denise Crettol folgt ihrer Liebe ins Waadtland. Es war für sie, die seit 2005 im gemütlichen Spezialitätenrestaurant wirkt, kein einfacher Entscheid. Doch weil der Mietvertrag in Küsnacht eh ausläuft, passt jetzt alles. Nun freut sich Denise auf den Neuanfang in Ollon, wo ihr Partner Bernard Cavé als Winzer und Önologe im Weinbau der Region Chablais seine Heimat hat. Klar, dass sie dort für Degustationen mit Häppchen aus ihrer Küche besorgt sein wird.

Aber jetzt geht es weiter mit unserem sehr angenehmen Besuch in der Cave Valaisanne. Natürlich werden wir wieder bei Denise Crettol einkehren – solange es das Restaurant noch gibt…
Obwohl wir nicht weit von Küsnacht ZH entfernt wohnen, sagte uns weder Cave Valaisanne noch Chez Crettol etwas. Umso überraschter waren wir dann, im Herzen des Dorfes, ein Stück Wallis vorzufinden. Journalist Jan Graber hat es vor einigen Jahren so ausgedrückt: «Der beste geschmolzene Käse östlich des Röstigrabens wird im Cave Valaisanne chez Crettol in Küsnacht am Zürichsee angerührt.» Und genau das wollen wir ausprobieren.
Inhalt
Ein Familienbetrieb
Das Restaurant gibt es bereits seit 1981. Georges Crettol hat es zusammen mit seiner Frau Annemarie (die viel zu früh gestorben ist) viele Jahre geführt. Es ist im Grunde genommen sein Lebenswerk. Und das hat er seiner Tochter Denise übergeben, die es in seinem Sinne weiter betreibt. Der Übergang erfolgte sanft während der Jahre vor 2014. Ihr Rüstzeug hat sich Denise unter anderem im Zürcher Hotel Splügenschloss (heute Alden Suite Hotel Splügenschloss) geholt, im Michelin-Restaurant Patrick Guilbaud in Dublin und im Restaurant Kunststuben bei Iris und Horst Petermann, deren Kochkunst einst mit 19 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet wurde.

Denise Crettol spricht leise und wirkt etwas scheu als sie uns begrüsst. Aber in ihren Augen funkeln Enthusiasmus und innere Freude. Man spürt, dass sie liebt, was sie macht. Und das sind viele Leckereien, deren Zutaten sie von Produzenten im Wallis anliefern lässt. Dazu zählen natürlich Raclette- und andere Käsesorten, Trockenfleisch und Saaser Wurschgi, kleine Trockenwürste, aber auch Weine und Schnäpse.

Raclette zum Dahinschmelzen
Zunächst kosten wir vom Salat mit der Haussauce, die Denise nach einem Rezept ihrer Grossmutter herstellt – sehr lecker! Sooo lecker, dass wir sie am Schluss mit etwas Brot auftunken. Die Sauce wird übrigens in einer separaten Schale gereicht, so dass man sicher genügend Nachschub hat. Zum Salat gibt es Walliser Trockenfleisch.
Das Kaminfeuer knistert schon lange und jetzt wird auch der halbe Käselaib vor dem Feuer platziert, damit er vor sich hinschmelze. Aber nur gerade so weit, dass er in einem Abstrich auf die beiden bereitgestellten Teller verteilt werden kann. Raclettekäse, der am offenen Feuer «bruzzelt» ist einfach immer besser, als der in Pfännchen geschmolzene… In der Cave Valaisanne kann man zwar Raclette à discrétion essen, doch bei uns ist nach einer Portion Schluss. Schliesslich bekommen wir noch ein Kräuter- und ein Tomatenfondue. Beide sind zum Dahinschmelzen gut…

Beispiele aus dem Fondue-Himmel
Das Kräuterfondue geniessen wir mit aufgespiessten hellen und dunklen Brotstückchen, das Tomatenfondue wird mit Kartoffeln und einem Schöpflöffel gereicht. So kann man sich mit dem Löffel den Käse auf eine mit der Gabel zerkleinerte Kartoffel schöpfen und das Fondue mit Messer und Gabel essen. Selbstverständlich funktioniert das mit allen Fondues so, wenn man gerne das Brot gegen die Kartoffeln tauscht.
Denise liebt es auch, feine Desserts herzustellen. Womit man den letzten Gang krönt, ist immer von der Saison abhängig. Am besten lässt man sich von der Hausherrin überraschen.
FAZIT: Den definitiven Beweis, dass Chez Crettol WIRKLICH so richtig walliserisch ist, findet man bei den Schnäpsen: Génépi aus dem Val d’Anniviers. Diese Spezialität aus Edelraute ist sogar im Wallis nicht überall zu finden und ausserhalb des Kantons schon gar nicht. Ausser bei Denise Crettol.
ÜBRIGENS: Wer es nicht so mit Käse hat, kommt bei Denise Crettol dennoch auf seine Kosten. Auf der Tageskarte stehen immer auch andere Gerichte. Beliebt sind die Schweizer Mistkratzerli.

Noch ein Wort zum Interieur: Es ist eine Mischung aus Museum, Kitsch und Kunst. Da sind die herrliche alte Kasse auf dem Tresen, die Figuren über dem Cheminée (leider habe ich den Namen der Künstlerin vergessen) sowie Skulpturen und Bilder, mehrheitlich von Jérémie Crettol, dem Bruder von Denise. Er und seine Kunstwerke sind weit über Küsnacht hinaus bekannt und gefragt. So hat er beispielsweise das Porträt von und auftrags der ehemaligen FDP-Politikerin Ursula Gut geschaffen, das in der Ahnengalerie des Zürcher Regierungsrates hängt.
INFOS
Cave Valaisanne / Chez Crettol
Florastrasse 22
CH-8700 Küsnacht (ZH)
Tel. +41 44 910 03 15
www.facebook.com/Cave-Valaisanne-Chez-Crettol
Öffnungszeiten bis 31. März 2023:
18.00 bis 24.00 Uhr (DI bis SO)
© Text & Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch | 2014 | 2022 |
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