Die griechische Ferieninsel ist im Sommer äusserst beliebt mit bekannten Folgen. Wer’s ruhiger mag, reist in der Nebensaison auf die Insel der Götter.
Kreta, Strand
Kretas Strände sind abwechslungsreich – mal schön sandig, mal etwas wilder…

Teller bersten mit lautem Knall auf dem Steinboden der Taverne – einer nach dem anderen… 1000 sollen es gewesen sein, wird am nächsten Tag erzählt. Zu diesem Spektakel spielen kretische Musiker auf und tanzen die Gäste nach Herzenslust. Man reiht sich zum Sirtaki auf oder tanzt einzeln, bis eine Polonaise-Schlange daher schwingt und die Einzelgänger einsammelt. Der Raki ist nicht nur nach dem ausgedehnten Abendessen in der Taverne Drymos reichlich geflossen – wir sind schon mit dem typischen Inselschnaps begrüsst worden… So ein Fest – man feiert das Ende einer guten Saison – hat es in sich und bleibt in Erinnerung, keine Frage. Erst recht, wenn man es zum ersten Mal erlebt. Aber wir sind ja nicht nur zum Feiern nach Kreta geflogen. ;-)

Rethymno für Altstadtwanderer

Da wir etwas ausserhalb von Rehymno im Creta Palace wohnten, steht also am nächsten Tag ein Stadtbummel im Programm. Katerina Tsagaraki, im weissen Hosenanzug, mit weissem Hut und einem breiten herzhaftem Lachen, nimmt uns mit durch ihre Stadt, in der noch Zeitzeugen mancher Kulturen zu finden sind. Beispielsweise der Minoer, Hellenen, Byzantiner, Venezier und Osmanen. Katerina beginnt den Rundgang in der Kirche Tessaron Martyron, welche den Märtyrern Angelis, Manuel, Georg und Nikolaus gewidmet ist, von denen drei hier bestattet sind. Ein stetes Kommen und Gehen von Einheimischen deutet darauf hin, dass die Kirche hier sehr wichtig und beliebt ist.

Kreta, Rethymno, Kirche Tessaron Martyron
Beliebt ist die Kirche Tessaron Martyron.

Während wir weiter spazieren, erzählt Katerina, woraus ein traditionelles Frühstück besteht: Zwieback, Tomaten, Oliven, Feta – und ein Raki! Mit Thymianhonig gemischt und dreimal täglich warm getrunken, wird der Schnaps zur Medizin – gegen Erkältung. Und obwohl die Kreter das Meer vor der Nase haben, essen sie lieber Fleisch als Fisch. Es gibt praktisch keine Kühe auf der Insel, 20 oder 30 schätzt Katerina, aber viele Schafe und Ziegen.

Die süssen Seiten der Stadt

In der Bäckerei mitten in der Altstadt macht Katerina Halt und überlässt uns Georgos Xatziparasxos, dem wohl ältesten «Schaubäcker» der Insel. Schmunzelnd gibt er sein Alter mit 80 an und schnappt sich einen etwa tellergrossen Teigfladen. Wie ein Pizzabäcker schwingt und vergrössert der alte Mann den Teig flott, lässt ihn auf die 2×2 Meter grosse Tischplatte segeln, so dass eine grosse Luftblase den Teig zu einer Kuppel gebläht stehen lässt. Stolz lächelt Georgos in die Kameras, wie er das wohl schon tausendmal gemacht hat, vor Touristen, Journalisten und Filmteams. Er ist seit 1967 Bäcker und berühmt für seine Baklava, Filogebäck und Kataifi, «Engelshaar».

Kreta, Filo, Bäcker, Georgos
Filo-Bäcker Georgos Xatziparasxos bei der Teigvergrösserung.

Georgos zieht den Teig so lange in alle Richtungen, bis er die Grösse des Tisches erreicht hat und so durchsichtig ist, dass man von einer Zeitung die grossen Lettern gut lesen kann. Zum Beweis legt der Bäcker ein Schriftstück unter den Teig – und strahlt vor Freude. In einem kleinen Nebenraum zeigt er uns das Gerät, mit dem er das Engelshaar herstellt. Aus den Teigfäden bildet er Nestchen, die mit Honig getränkt und gehackten Nüssen überstreut werden. Diese Süssigkeiten sind in Griechenland sehr beliebt.

Der Bäcker und seine Frau posieren noch vor dem Laden, dann führt uns Katerina durch enge Gassen, gesäumt von kleinen Läden, die Olivenprodukte und Souvenirs, frische Meeresfrüchte und mehr anbieten.

Kreta, Rethymno
Die Altstadt von Rethymno ist von kleinsten Gassen durchzogen.

Unser Ziel ist der kleine venezianische Hafen, das touristische Zentrum der Stadt. Und ganz in der Nähe wacht die Fortezza, die Festung, über das Geschehen. Während früher venezianische Galeeren in den Hafen einliefen, gehören heute Fischkutter, Ausflugsboote und Yachten zum Bild. Für grosse Schiffe ist der Hafen nicht tief genug, was ja auch seine guten Seiten hat.

Kreta, Rethymno, Hafen
DER Treffpunkt in Rethymno ist der kleine venezianische Hafen.

Arkadi– eine Oase der Ruhe

Wir verlassen Rethymno mit dem Auto, um das Klosters Arkadi zu besuchen. Nach kurzer Fahrt erreichen wir diesen heiligen und historisch bedeutenden Ort, der auf ca. 500 m über Meer liegt. Das Kloster wurde im 13. Jahrhundert von Mönch Arkadios geründet. Berühmtheit erlangte es 1866 als «Drama von Arkadi» während des kretischen Aufstandes gegen die Türken. Die vergangenen Zeiten kann man auf einem Rundgang auf sich wirken lassen. Einige Mönchszellen und Gewölbekeller, das Gebeinhaus und Provianträume sind zugänglich, im Garten blühen Rosen, wachsen Gewürzkräuter, Katzen putzen sich possierlich und in der Klosterkirche, dem Herz der Anlage, werden auch die Touristengeister ruhiger…

Ich war vor vielen Jahren schon einmal hier und finde es sehr beruhigend, dass es gewisse Dinge gibt, die sich nicht verändern. Arkadi gehört dazu. Und während der Nebensaison sind nur wenige Touristen unterwegs, was nicht nur dem Kloster eine besondere Atmosphäre verleiht. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um auch die vielen anderen Sehenswürdigkeiten zu besuchen: Der Geburtsort von Zeus, dem Gott der Götter, der Palast von Knossos, Samaria, die längste Schlucht Europas, der beliebte Strand von Vai… Ich bräuchte eindeutig mehr Zeit.

Infos zu Kreta

ANREISE
Mit Edelweiss geht’s von April bis Oktober direkt ab Zürich nach Heraklion.

BESTE REISEZEIT
Die meisten Besucher sind im Sommer auf Kreta unterwegs. Wer aber damit leben kann, dass es auch mal einen Regenguss gibt und das Thermometer eher um die 23 Grad pendelt, dem sei Mai und Oktober als Reisezeit empfohlen.

UNTERKUNFT
Grecotel Creta Palace,
Missiria,
74100 Rethymnon, Kreta
Tel. +30 28310 55181
www.grecotel.com
Das luxuriöse 5-Sterne-Resort liegt an der «kretischen Riviera», direkt am Strand, wo sich auch die Karettschildkröte alljährlich zum Eierlegen einfindet (gesehen habe ich natürlich keine, denn ich war zur falschen Jahreszeit dort). Die meisten Zimmer haben Meerblick, sind grosszügig, sehr schön und ansprechend eingerichtet.

Kreta, Rethymno, Grecotel, Creta Palace
Mein geräumiges Zimmer im Grecotel Creta Palace nahe von Rethymno.

Je nach Budget und Vorlieben kann man in Familienzimmern im Dorfstil übernachten, oder in den hellen, renovierten Zimmern im Hauptgebäude oder in Bungalow- bzw. Luxus-Suiten an vorderster Front (sprich: Strandnähe). Ich habe mich gefreut, dass wir die griechische Hotel-Crew auch nach einer anstrengenden Saison noch so aufgestellt, fröhlich und zuvorkommend erlebt haben (Reisezeit war ja im Oktober).

Die anderen Grecotels auf Kreta sind ebenfalls sehr empfehlenswert.

Hotel Veneto, 4, Epimenidou Str.
74100 Rethymnon, Kreta,
Tel. +30 28310 56634
www.veneto.gr
Dieses kleine, verwinkelte und feine Boutiquehotel liegt mitten in der Altstadt von Rethymnon und sprüht nur so von mediterranem Flair.

RESTAURANTS
Wir haben bis auf eine Ausnahme (s. u.) in den Grecotels gegessen. Aber gute Tavernen finden sich problemlos, sowohl in Rethymnon wie auch in anderen Orten.

Taverne Drymos
Patsos, Tel: +30 28330 61300
www.taverna-drimos.gr
Die Taverne liegt 18 km von Rethymnon entfernt in der Nähe von Agios Antonios, bei der Schlucht von Patsos. Man zieht hier das eigene Gemüse und pflegt einen kleinen Park mit typischen Haustieren.

ADRESSEN

Katerina Tsagaraki
professionelle Gästeführerin
Tel. +30 81 288995

Treasure Island
Ethnikis Antistaseos 55, Rethymno
Hier gibt es beste Olivenprodukte, von der Olivenöl-Seife bis zur Schale aus Olivenholz.

Vom Filo-Bäcker habe ich leider keine Adresse. Er befindet sich in der Nähe der Mosche in der Altstadt von Rethymno. Am besten fragt man sich durch, jeder kennt Georgos. Der Laden ist sehr unscheinbar.

ALLGEMEINE INFOS
www.incrediblecrete.gr
www.visitgreece.gr

© Text & Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch

Offenlegung: Zu dieser Reise wurde ich von TUI Suisse eingeladen. Edelweiss Air hat uns geflogen.