Giorgia und Stefano Barbini machten aus der Jagdhaus-Ruine eine luxuriöse Lodge. Wer bei Luxus aber an die üblichen fünf Sterne denkt, liegt falsch.
Südtirol, San Lorenzo Mountain Lodge
Die gemütliche alte Stube der San Lorenzo Mountain Lodge lädt zum Verweilen ein.

Das San Lorenzo ist eines diese sehr seltenen Häuser, in denen ich nicht mehr aus dem Staunen heraus komme. Schon der Anblick von aussen fasziniert mich, so trutzig und bodenständig wirkt es. Es liegt von ausserhalb des Grundstückes nicht einsehbar am Hang, hinten herum Wald, vorne Wiesen und Aussicht auf Bruneck. Eine Lage, die Prominente anlockt, aber davon später. Die hölzerne Eingangstüre, umrahmt von Scrafitti, gefällt mir und das dahinterliegende Innenleben lässt mich dahinschmelzen…

Vom Escada-CEO zum Gastgeber

In der niedrigen Holzstube erzählt mir Stefano Barbini, wie er und seine Frau Giorgia überhaupt zu diesem Haus gekommen sind. Beide waren beim Modelabel Escada in guten Positionen beschäftigt, die allerdings auch viel Stress verursachten. Eines Tages im Jahr 2008, während einer gemeinsamen Autofahrt von Rom nach Neapel, entschieden die beiden, ihr altes Leben abzuschliessen und eine neue Zukunft zu entwerfen. «In Reggio Emilia haben wir mit der Diskussion angefangen, in Parma stand alles fest», erzählt Stefano. Für ihn bedeuten nicht Protz und Prestige Luxus, sondern mit den Kindern zu Hause zu Mittag zu essen. Und das kann er jetzt – wenn sie nicht gerade einen langen Schultag haben.

Südtirol, San Lorenzo Mountain Lodge
Ziemlich unscheinbar sieht die Mountain Lodge von aussen aus. Aber ihr Innenleben hat es in sich…

Luxus ist auch, ein Jagdhaus aus dem 16. Jahrhundert, das der Bischof von Brixen erbauen liess, zu kaufen und wieder instand zu setzen. Zwei Jahre lang renovierten Georgia und Stefano zusammen mit einheimischen Handwerkern die Ruine und erschufen ein wahres Bijou. Es hat zwar schiefe Böden – 25 cm Differenz zwischen den diagonalen Ecken! –, weil man das nicht ändern konnte, da Werkzeuge und Knowhow fehlten. Dafür hat man rohe Holzböden, die wie anno dazumal mit Wasser und Seife geschrubbt werden.

Wenn Material fehlte, besorgte man es in der Umgebung. Der verwendete Quarzit beispielsweise kommt vom Steinbruch, von dem auch das Originalgestein stammte. In der Küche beliess man den Holzherd, doch Georgia benützt ihn nur im Winter, um die Gäste zu bekochen. Im Sommer ist es zu heiss. Im Erdgeschoss gibt es ausser den Stuben und der Küche auch ein Spiel- und TV-Zimmer.

Wie ein „alpenschickes“ Märchen

Wir steigen die Treppe hinauf ins Obergeschoss und werden von einem Raum mit Cheminée und Kuhfellsitzgruppe empfangen.

Südtirol, San Lorenzo Mountain Lodge
Die alten Stuben mit dem typischen Bauernofen.

Die vier Schlafzimmer mit jeweils dazugehörigen Badezimmern wirken, als wären sie alt. Doch Georgia hat alles neu designt. Einfach, nicht pompös. Authentisch und traditionell, Alpenschick mit dem gewissen Etwas. Zum Beispiel Leinenbettwäsche mit Cashmere-Decke im Sommer und Daunendecke im Winter. Eines der Schlafzimmer verfügt über zwei Kajütenbetten und dient meistens als Kinderzimmer.

Südtirol, San Lorenzo Mountain Lodge
Eines der Schlafzimmer…
Südtirol, San Lorenzo Mountain Lodge
… so sieht eines der Badezimmer aus.

Doch dann kommt die grosse Überraschung: Eine unscheinbare Türe führt in ein kleines, feines Wellness-Paradies mit einer Sauna aus 200-jährigem Pinienholz, die Stefano selber gebaut hat, einem Sprudelbad, einer Erlebnisdusche und einem Liegebereich. Wer an die frische Luft möchte, geht auf den Balkon und geniesst die Aussicht ins Tal. Unten im Garten entdecke ich ein Aussenbad – 39 °C, mit Sprudelbad und Bademantelheizung! Bei der Gelegenheit weist Stefano darauf hin, dass alles mit Holz geheizt wird, Holz das er selber, manchmal mit Hilfe der Gäste, aus dem Wald holt.

Des weiteren sehen wir aus luftiger Höhe den Helikopterlandeplatz. Und mit schelmischem Lächeln zeigt uns Stefano seinen «18-Loch-Golfplatz»: sechs Abschlagplätze im steilen Gelände, und ein Green mit drei Löchern vorm Haus.

Südtirol, San Lorenzo Mountain Lodge
Hausherr und Gastgeber Stefano Barbini schaut auf…

Experience-Golf nennt er das, oder eben vertikales Golfspiel. Entwickelt wurde dieser Golfplatz von keinem Geringeren als Golflegende Jack Nicklaus.

Südtirol, San Lorenzo Mountain Lodge
…den «vertikalen» Golfplatz hinunter. Hier das Green mit drei Löchern.

Der Skiraum – mit Schuhwärmern ausgestattet – dient im Sommer als Caddyroom. Gleich daneben befindet sich im ehemaligen Ziegenstall der Weinkeller. 40 Südtiroler Weine neben einigen ausländischen und zwei Champagner sind da zu finden sowie eine Berkel-Schneidemaschine und Tische und Stühle. Hier finden auf Wunsch auch Weinverkostungen für die Gäste statt.

Die Barbinis wohnen übrigens in einem eigenen Haus, das sie in respektvollem Abstand zur Lodge gebaut haben. 2010 war also Eröffnung des neuen alten Jagdhauses. Seither haben – dank persönlicher Kontakte aus dem alten Berufsleben – schon viele Persönlichkeiten hier gewohnt, sich verwöhnen lassen. Einige schickten zuerst ihre Sicherheitsleute her, die dann feststellten, dass alles sicher ist und kein Paparazzo Einblick hat. Der beste Kunde stammt übrigens aus der Schweiz und kommt zwei bis drei Mal im Jahr. Keine Frage: Hausherr Stefano verrät keine Namen. Diskretion und Privatsphäre stehen hier an erster Stelle. Hier widerspiegelt sich auch der Leitsatz von Stefano: Passion ist alles – in der Arbeit wie auch im Leben…

Dieser Traum von einem Haus mit seinen drei Doppelzimmern und einem Vier-Bett-Zimmer wird nur als Ganzes vermietet, an maximal zehn Personen. Die Preise bewegen sich zwischen 2400 Euro und 3900 Euro (Weihnachten & Silvester) pro Nacht für zwei Personen. Jede weitere erwachsene Person: 100 Euro/Nacht, Kinder 50 Euro. Inbegriffen sind Champagner-Empfang, Frühstück, Tea-Time und Dinner nach Giorgias Rezepten und vieles mehr…

Infos zu San Lorenzo Mountain Lodge

San Lorenzo Mountain Lodge
Ortschaft Ellen 23
39030 Sankt Lorenzen
Tel. +39 0474 404042
www.sanlorenzomountainlodge.com
Unter folgendem Link gibt es einen schönen Film über die Familie Barbini, der sehr eindrücklich zeigt, worin die Lebensqualität im Südtirol eben auch besteht…
www.suedtirol.info/wasunsbewegt/lebensmuster/die-barbini

zur Region: www.suedtirol.info

© Text: Inge Jucker – © Fotos: Inge & Heinz Jucker | TravelExperience.ch

Offenlegung: Diese Reportage wurde unterstützt durch Suedtirol.info

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