So sieht es in der Glasmanufaktur aus, in der die kostbaren Kunstwerke von Lalique entstehen – teils nach alten Vorlagen, teils sind es neue Kreationen. Ein exklusiver Einblick in die Lalique-Manufaktur in Wingen-sur-Moder.
Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich
Einblick in die Glasmanufaktur Lalique im elsässischen Wingen-sur-Moder.

Der Schmuck- und Glaskünstler René Lalique hat sich für den Standort seiner Werkstatt eine Gegend ausgesucht, in der es bereits mehrere Glashütten gab: das Elsass. In Wingen-sur-Moder baute er 1920 seine Fabrik auf. Sie hat – damals wie heute – zwei Bereiche: die Warm- und die Kaltfertigung, wobei letztere mehr Leute beschäftigt. Insgesamt gehören 230 Mitarbeiter zum Betrieb, in dem etwa 2000 verschiedene Artikel hergestellt werden. Nicht gleichzeitig natürlich, das würde die Kapazitäten sprengen. Denn wie ich auf meinem Rundgang erfahre, steckt im noch so kleinen Flacon jede Menge Handarbeit. Komm‘ mit auf Entdeckungstour durch die Lalique-Glasmanufaktur.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Hafenofen

Was hier aus Ton hergestellt wird, begreift man erst in voller Gänze, wenn man die Hafenöfen in Betrieb sieht. Es dauert drei bis vier Wochen bis so ein Hafenofen aufgebaut ist, dann steht er fünf Monate im Trocknungsraum.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, grosser Ofen

Jeweils zwölf der oben gezeigten Hafenöfen kommen in einen grossen Ofen, in dem das Glas portionenweise geschmolzen wird. Ein Hafenofen hat eine Lebendauer von ca. vier Monaten. Dann muss er ausgetauscht werden.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Glasbläser

Wenn das Glas geschmolzen ist, nimmt es der Glasbläser 1400 Grad heiss in Empfang und bläst es mit Hilfe eines Kollegen, der die Holzform führt, soweit auf, dass ein Hohlraum entsteht.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Glas pressen

Dann kommt der Glaspresser zum Zug. Er presst das Glas mit Druckluft in eine Form – was genauso viel Fingerspitzengefühl benötigt, wie das Glasblasen. Das sind übrigens zwei verschiedene Berufe, deren Ausbildung nur an zwei Schulen in Frankreich und bei Lalique angeboten wird.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Languedoc

Et voilà – eine frisch gepresste «Languedoc»!

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich

Nun wird die Vase vom Blasrohr getrennt (da kommt natürlich ein Kollege zu Hilfe). Jetzt ist das Glas noch etwa 400 Grad heiss, bereits fest und kommt in einen speziellen Ofen zum langsamen Abkühlen. Das kann bis zu zwei Monate dauern!

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Formen

Vor zehn Jahren hat man noch Formen eingekauft. Heute werden alle in der Manufaktur hergestellt.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Formen

Und auch hier braucht es Handarbeit, denn keine Maschine schafft es, die Formen so präzis auszuarbeiten, dass das spätere Giessen und Pressen einfacher geht.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Weingläser

Hier entstehen die kostbaren Lalique-Weingläser. Der Stiel wird später matte Rillen haben, die von dieser Mitarbeiterin zur Vorbereitung auf das Sandstrahlen mit einer speziellen Flüssigkeit aufgemalt werden.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Schwan

Auch dieser Schwan wird erst durch das Zusammenspiel von glänzenden und matten Stellen perfekt. Alles Handarbeit!

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Parfumflacon

Diese Dame poliert gerade ein Parfümflakon.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Schliff

Pferdeköpfe beim Polieren.

Elsass: Einblick in die Lalique-Manufaktur 1

Der zweitletzte Schliff – wenn ich richtig beobachtet habe –, und der ist an dieser Vase tatsächlich Schwerarbeit.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Schliff

Boden und oberer Rand müssen plan sein – auch hier braucht es bei gewichtigen Stücken viel Muskelkraft.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Kontrolle

Hier wird peinlich genau kontrolliert. In Arbeit ist eine von Mario Botta entworfene Vase. Jeder kleinste Fehler wird markiert und das Stück geht zurück zur nochmaligen Bearbeitung. Wenn alles nicht hilft – ab damit ins «Altglas» (das natürlich wieder eingeschmolzen wird). Der Ausschuss beträgt – halte Dich sich fest! – satte 50 Prozent! Pingeligkeit wird hier geradezu zelebriert, denn nur perfekte Stücke gelangen zu den Kunden. Weil Glas ein Naturmaterial ist, kann es vorkommen, dass es Einschlüsse oder Bläschen hat. Beides ist ein nicht tolerierbarer Makel.

Glasmanufaktur Lalique, Elsass, Frankreich, Elton John, Herz, Music is Love

Eine Charge Herzen «Music is Love», die für Elton Johns AIDS-Stiftung produziert wurde, liegt zum Verpacken bereit. Von jedem verkauften Herz gehen zehn Prozent an die Stiftung. Die roten Herzen, deren Farbe wegen der Beimischung von Gold entsteht, kosten 1500 Euro. Es gibt auch «weisse» Herzen zu 1000 Euro und einen traumhaft schönen Engel zu 1500 Euro.

Glaube mir, nach diesem Einblick in die Produktion ist mir absolut klar, weshalb Lalique-Glaskunst ihren Preis hat. Er ist durchaus gerechtfertigt, denn da steckt enorm viel Handarbeit und Herzblut der Mitarbeitenden drin.

Infos zur Lalique-Manufaktur

Die Manufaktur befindet sich wie die Villa Lalique und das Museum in Wingen-sur-Moder, aber es werden keine öffentlichen Führungen angeboten. Die Bilder, die Du hier in diesem Beitrag siehst, haben Seltenheitswert.

Willst Du mehr über die Produktion wissen, besuche doch das Museum:

Musée Lalique
40, Rue du Hochberg
F-67290 Wingen-sur-Moder
www.musee-lalique.com

Informationen zu Produkten und im speziellen zu den Elton-John-Herzen gibt’s hier (in Englisch und Französisch):
www.lalique.com

© Text & Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch | 2015 | 2021

Offenlegung: Mein Dankeschön geht an Silvio Denz, der den exklusiven Einblick in die Manufaktur ermöglicht hat.

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