Wie reinigt, wäscht und pflegt man einen Elefanten? Auf der Patara Elephant Farm in der Nähe von Chiang Mai kann man die grauen Riesen hautnah erleben. DIE Empfehlung für Elefanten-Fans.
Patara Elephant Farm, Chiang Mai, Thailand, Elefant
Elefantenfamilien sind ein so friedlicher Anblick… Zu geniessen in der Patara Elephant Farm, Chiang Mai.

In dieser bergigen Landschaft rund um Chiang Mai waren in früherer Zeit die Elefanten das einzige Transportmittel der Menschen. Jedes Dorf besass mehrere Elefanten, und ohne die geduldigen Riesen wäre keine Kommunikation, kein Warenumschlag, rein gar nichts möglich gewesen.

Heute, da die Elefanten keine Arbeit mehr haben und im Grunde genommen «nur» noch ein Kostenfaktor sind, gilt es, sie gut zu halten und wieder zu vermehren. Wie es sich anfühlt, einen Tag lang Elefantenbesitzer zu sein, das habe ich auf der Patara Elephant Farm erlebt.

Ich wurde im Hotel abgeholt und in etwa 40 Minuten hinaus in den bergigen Wald gefahren. Einige Besucher aus Übersee, welche die Elefanten ebenfalls näher kennenlernen wollten, waren bereits da. Also kann es losgehen.

So sehen gesunde Elefanten aus!

Wir bekommen erklärt, dass es auf der Patara Elephant Farm nicht einfach «schwangere» Elefanten gibt, sondern richtige Mama-Elefanten. Will heissen: Hier werden die Elefanten nicht künstlich befruchtet, sondern man lässt der Natur ihren Lauf. So erlebt eine Elefantenkuh das Mutterwerden von Beginn weg, inklusive Paarung und den vorausgehenden «Gefühlen», wenn man das bei Tieren so bezeichnen möchte. Die Elefantenkühe werden nicht plötzlich nach einem Tierarztbesuch trächtig. So habe ich das noch gar nie betrachtet…

Patara Elephant Farm, Chiang Mai, Thailand, Elefant
Besuch aus dem Camp: Elefantenmutter mit Jungem.

Uns wird auch gesagt, dass Elefanten wohl Gefühle haben, die sie zeigen, aber sie können nicht weinen. Vielmehr produzieren die Tiere ständig Augenwasser zur Reinigung und Benetzung der Netzhaut. Und sollte der Augenwasserfluss nicht auf beiden Seiten gleich sein, wird der Mahut bereits aufmerksam – es könnte gesundheitlich etwas nicht stimmen. Hmm… Und dieses Augenwasser wird also in bebilderten Rettungsaufrufen und sogar in Dok-Filmen als Trauer und Tränen ausgelegt. Da haben wir wohl etwas gelernt.

Und damit geht es für uns Lehrlinge auch gleich weiter. Welches sind die Zeichen eines gesunden Elefanten? Er bewegt sich sanft, flappt ab und an mit den Ohren, frisst… Doch wenn er morgens seitlich am Kopf, an den Flanken und aussen an den Beinen nicht schmutzig ist, dann stimmt etwas nicht. Er muss seines Gewichtes wegen beim Schlafen etwa alle 40 Minuten die Seite wechseln. Bliebe er 12 Stunden lang liegen, würden seine Rippen brechen. Wenn ein Elefant spürt, dass er zu schwach zum Aufstehen sein könnte, legt er sich gar nicht erst hin. Also: Alarm wenn der Elefant sauber ist! Dann hat er ein gesundheitliches Problem.

Patara Elephant Farm, Chiang Mai, Thailand, Elefant
So ein Elefantenritt ist gemütlich, aber nicht zu unterschätzen – es kann schon Muskelkater geben!

Ein Elefant muss auch schwitzen und das macht er ausschliesslich zwischen den Zehen. Dort soll es also stets etwas feucht sein. Wir lernen auch, wie gesunde Hinterlassenschaften aussehen. Spätestens jetzt wird klar, was in der Anmeldungsbestätigung mit «hands-on day» (auch) gemeint ist: Wir zählen die Kotballen (weniger als vier ist schlecht, sechs und mehr sind gut), begutachten die Farbe, brechen einen Kotballen auseinander (er muss aus Pflanzenfaserstücken bestehen), nehmen eine Handvoll und sehen, was wir an Wasser herauspressen können. Das gibt Aufschluss, ob der Elefant genug trinkt. Schliesslich schnüffeln wir daran und sind ziemlich verblüfft. Riecht nämlich recht frisch nach gemanschten Pflanzenfasern! Aber kein Wunder, denn was der Elefant frisst, verlässt den Körper eineinhalb Stunden später am anderen Ende! So erklärt sich auch, weshalb der Elefant so viel fressen muss. Er bekäme sonst gar nicht genügend Nährstoffe!

Elefanten waschen macht allen Spass

So und jetzt geht’s weiter – hands-on! Wir lernen, wie wir den Elefanten dazu bringen, sich hinzulegen. Natürlich geht das nicht ohne Hilfe des Mahuts ;-) Mit einem Büschel Blätter reinigen wir den Rücken des Elefanten, bevor wir uns anschicken, mit unseren Riesen in den nahen Fluss zu gehen. Tenü-Wechsel. Badehose. Meine Klettsandalen aus Kunststoff behalte ich gleich an, damit fühle ich mich sicherer (das war übrigens ein guter Entscheid). Jetzt werden die Elefanten erst einmal nass gespritzt und dann mit einer Bürste geschrubbt – zunächst im seichten Wasser (es ist übrigens relativ kalt, aber ich glaube, keiner hat es als wirklich störend wahrgenommen), dann im tieferen Naturbecken. Und zum Schluss spritzen die Elefanten uns nass. Der ausgleichenden Gerechtigkeit und der Fotos wegen.

Patara Elephant Farm, Chiang Mai, Thailand, Elefant
Wer wird da gebadet? Zuerst sind die Elefanten dran, nachher werden die Besucher geduscht…

Jungen Elefanten sind die Hightlights

Nach gefühlten drei Stunden Ritt durch den Wald – es waren natürlich weniger – gelangen wir auf teilweise steilen, glitschigen Pfaden auf und ab zu einem Picknickplatz, wo bereits das Mittagessen auf uns wartet. Früchte, drei Sorten Sticky Rice, Hühnchen… Viel zu viel, um alles zu schaffen. Die übrig gebliebenen Bananen füttern wir den Elefanten.

Patara Elephant Farm, Chiang Mai, Thailand, Elefant
Mittagessen und willkommene Pause im Schatten.

So quasi als Dessert kommen vom nahen Camp zwei Elefanten mit ihren Jungen zu uns. Elefantenmütter beschützen ihre Kleinen ja intensiv, das kennt man aus entsprechenden Dok-Filmen. Etwas Skepsis macht sich breit. Zumindest bei mir. Doch was ich dann erlebe, ist wirklich unglaublich! Keine Scheu, aber etwas Neugierde und viel Gelassenheit und Freude… Für mich ist’s wie ein Fest. Am Schluss ist da ein «Knäuel» von kleinen Menschen, grossen und kleinen Elefanten, fotografierenden Mahuts… Wir bewegen uns zwischen den Tieren, als wären wir für sie und sie für uns alte Bekannte, als würden wir täglich nichts anderes machen. Respekt: ja – Angst: nein! Ein einzigartiges Erlebnis…

Patara Elephant Farm, Chiang Mai, Thailand, Elefant
Kleine Elefanten sind einfach Zucker…! Und ziemlich behaart ;-)

Den Tieren der Patara Farm geht es ganz offensichtlich gut, sie haben Vertrauen in die Menschen und fühlen sich in ihrer Gegenwart wohl. Keine Selbstverständlichkeit! Wer nur ein klein wenig Sympathie für die grauen Riesen hegt, sollte diesen Tag mitmachen. Nachher wird er die Rüsseltiere bis über beide Ohren lieben!

Und zur Erinnerung bekommt man auch noch eine DVD mit Fotos und Filmaufnahmen dieses einmaligen Tages mit den Elefanen!

Infos zur Patara Elephant Farm

Patara Elephant Farm
299/22 Siwalee Rachapreuk MaeHea
Chiangmai, Thailand
Tel. +66 850768461 (Deutsch)
Tel. +66 819922551 (Englisch)
www.pataraelephantfarm.com

Die Kosten für einen Tag als «Elefantenbesitzer» inkl. Transport, Mittagessen und DVD belaufen sich auf ca. 160 Franken pro Person. Maximal sind 12 Elefanten in einer Gruppe unterwegs.

Und: Ja, es stimmt leider, dass nicht in allen Elefanten-Camps in Thailand, die Tiere gut behandelt werden. Es soll hier aber keine weitere Diskussion geführt werden, die gibt es schon x-fach im Internet nachzulesen. Ich kann Patara aber wirklich empfehlen, genauso wie viele andere, die hier die gleichen guten Erfahrungen gemacht haben. Hier wird nicht mit Haken etc. hantiert und die Elefanten sind alle gesund, munter und sehr menschenfreundlich.

© Text und Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch

Offenlegung: Diese Reportage wurde durch Amazing Thailand Schweiz ermöglicht.

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