
Update: Nach der erfolgreichen Eröffnungsphase hat Hoteldirektor John Rusterholz nun Anfang Juli 2023 das Zepter an Samuel Bachofner übergeben, der nach der Sommerpause mit seinem Team das Haus weiter entwickeln will.
Das Hotel Caspar, das heisst, eigentlich sind es ein neues (Wolf) und zwei alte (Adler und Ochsen), die im März 2022 eröffnet wurden, lockt uns nach Muri im Kanton Aargau. Muri ist zwar Neuland für uns, aber im Zusammenhang mit der Südtiroler Klosterkellerei Muri-Gries, doch nicht gänzlich unbekannt. Ihren Lagrein kennen wir natürlich, und zur Klosterhistorie gehört, dass 1845 die verbliebenen Benediktinermönche von Muri nach Bozen ins Kloster Muri-Gries umgezogen sind. Doch das ist eine andere Geschichte, die wir im Beitrag über das Kloster Muri (folgt demnächst) erzählen. Jetzt erkunden wir erst einmal das neue Drei-Häuser-Hotel.
Inhalt
Rezeption am Bartresen
Das Parkhaus des Hotels haben wir auf Anhieb gefunden, aber wo wohl die Rezeption ist? Noch fehlt die Beschilderung, doch unser Gespür zieht uns ins Restaurant Adler, wo wir in der Lounge bereits erwartet werden. Eine Ecke des Bartresens dient als Rezeption, was ja eigentlich vollkommen genügt. So verbinden wir das Einchecken gleich mit einem Glas erfrischenden Weissweines und sehen uns auch im Restaurant des Hotels Adler um. Die offene Küche fällt sofort ins Auge, genauso wie die «Säulen-Allee», deren oberer Abschluss an Adlerflügel erinnert. Alles in allem wirkt das Restaurant sehr einladend und gemütlich. Genau richtig, um zum Dorfmittelpunkt zu werden.



Gleich neben dem Restaurant Adler befinden sich der Wintergarten und die Sommerterrasse. Die Atmosphäre im Wintergarten werden wir am nächsten Tag zum Mittagessen geniessen. Das Zürcher Geschnetzelte können wir übrigens sehr empfehlen! Für die Sommerterrasse ist während unseres Aufenthaltes der Sommer noch zu weit weg…

Historisches und Neues im Adler
Bevor wir unser Zimmer beziehen, schauen wir uns das kostbarste der insgesamt 50 Zimmer an: Die historische Suite Nummer 101 im Haus Adler mit wertvollen Wand- und Deckenmalereien. 1691 wird das Haus, das im 16. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt ist, durch einen zweistöckigen Neubau ersetzt. Dabei bemalt ein Handwerker die Decken und Wände der repräsentativen Zimmer. Wohl jene, die den Blick auf das Kloster Muri gegenüber gewähren sollten.



Dieser Ausblick war lange Jahre ein Zankapfel: Man erlaubte dem Wirt zwar 1691 den baufälligen Gasthof zu erneuern, aber Fenster Richtung Kloster lagen nicht drin. Der Abt verfügte, dass die bereits gebauten Fenster zugemauert werden mussten, weil sich die Mönche vom Treiben im Wirtshaus gestört fühlten. Erst mit der Aufhebung des Klosters 1841 löste sich das Problem von selbst.

Heute hat die Fassade zum Kloster hin selbstverständlich Fenster. Und während der zweijährigen Renovationsarbeiten des ganzen Gebäudekomplexes sind die alten Decken- und Wanddekorationen wieder zum Vorschein gekommen. Liebevoll restauriert, bereiten sie künftigen Bewohnern Freude und halten die Historie des Hauses aktuell.
Modernes unterm Dach
Unser «Adler-Zimmer» 138 unterm Dach ist herrlich geräumig. Seit ich auf einer Reportage eine so kleine Dachkammer hatte, dass ich mich entscheiden musste, entweder den Koffer oder die Badezimmertüre zu öffnen, schätze ich grosszügige Hotelzimmer umso mehr. Unsere 138 ist mit riesig viel Marmorablagefläche ausgestattet, so dass man die lediglich fünf Kleiderbügel für zwei Personen verschmerzen kann. Beim grossen Platzangebot hätte ich mir aber – ganz ehrlich gesagt – ein 180-cm-Bett gewünscht… Doch das ist natürlich Geschmackssache.



Das Badezimmer lässt hingegen keine Wünsche offen. Dusche und WC sind in einem separaten Raum, der sein Tageslicht via Glasfenster zum Zimmer hin bekommt, sobald der Vorhang beiseite geschoben wird. Und was mich ganz persönlich freut: Meine Badeentensammlung bekommt Zuwachs! ;-)


Wenn Sturm aufzieht, wie das bei unserem Aufenthalt der Fall war, lassen sich die Rollladen offensichtlich nicht herunterfahren. Das könnte in einem Badezimmer schon unangenehm sein, doch hier ist natürlich mit blickdichten Vorhängen hinter (!) den Tagesgardinen vorgesorgt worden.
Gourmetdinner im Ochsen
Bevor wir aber ins Bett hüpfen, dürfen wir drüben im Haus Ochsen ein Gourmet-Abendessen geniessen. Um möglichst viel von Spitzenkoch Sebastian Rabes Künsten bewältigen zu können, entscheiden wir uns für das Degustationsmenü der Feuerküche. Vier, fünf oder sechs Gänge stehen zur Wahl – mit Vieren werden wir wohl schon mehr als satt sein.

Wir hätten auch à-la-carte auswählen können – die Karte beweist durch ihre Kürze ihre Frische –, aber wenn schon, denn schon! Und wir werden unsere Wahl nicht bereuen, denn Rabe & Team zaubern aus lokalen (Radius zehn Autominuten) und wirklich saisonalen Produkten einen grossen Gaumenschmaus. Die Karte ist deshalb oft nur zwei Wochen lang aktuell, denn es gibt z. B. nur dann Erdbeeren oder Spargeln, wenn sie in der Region reif sind. Die Weinbegleitung überlassen wir dem Ochsen-Team, die sehr passend ausgewählt hat.
Sebastian Rabe hat sich in Deutschland und in der Schweiz bereits einen Namen gemacht. Nach der Ausbildung beginnt seine Laufbahn im Hamburger 5-Sterne-Hotel Louis C. Jacob und zuletzt wurde er im Restaurant Wart in Hünenberg mit 16 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet. Wir sind gespannt, wie es weiter geht… Jetzt zeichnet er jedenfalls für die beiden Restaurants des Hotels Caspar verantwortlich und hat für beide Lokale ganz unterschiedliche Konzepte entwickelt: Im Adler, der sieben Tage die Woche von morgens bis abends geöffnet ist, werden unkomplizierte, aber überraschende Gerichte aufgetischt, während im Ochsen von Dienstag bis Samstag jeweils abends eine exquisite Gourmetküche vorherrscht. Stürzen wir uns also ins Vergnügen!


Es ist ganz einfach jeder Gang und jede Zutat wunderbar zubereitet. Alles schmeckt hervorragend und ist einfallsreich und schön präsentiert. Deshalb gibt es hier nur Bilder und eine kurze Liste der von uns genossenen Köstlichkeiten:
- Kräuterschwämmli, Erbsen und Kresse, «Eiszapfen» (Rettich) in Bier eingelegt sowie Zwiebelchip mit Jersey-Blue-Cheese.
- Hausgemachtes Sauerteigbrot (noch richtig warm!) mit Popcornbutter und Kräutersalz.
- Pastinakenfrischkäse, Rotkabiscreme, Kräutersalat und Randenchips.
- Zander in Salz-Zitronenkruste gegart, Sprossen Nussbutterschaum, Spinat und Kartoffeln.
- Lammgigot mit Topinambur als Chip und als Schaum mit Heuasche gewürzt.
- Lammspiess an Marinade von getrockneten Früchten mit Tomatenflocken.
- Rüebelikuchen (typisch Aargau) an Frischkäsecreme und Blutorangensorbet.
- Randentörtchen mit Petersiliencrush und Apfelsorbet.
- Schoggipralinen mit Hanfsamen und Holler-Marshmallow.









Das ist also aus unseren vier Gängen geworden! Ja, es darf gelacht werden! Wetten, dass wir mit dem kleinen Frühstück zufrieden sein werden?
Kleines oder grosses Frühstück
Beim Beziehen des Zimmers sind wir darauf hingewiesen worden, dass das Frühstück um sieben Uhr aussen an die Zimmertüre gehängt werde, und für Kaffee stünde die Kaffeemaschine zur Verfügung. Wir könnten ab neun Uhr auch das Frühstück ins Restaurant mitnehmen und weitere Zutaten bestellen. Tja, da sind wir mal gespannt.
Tatsächlich. Um sieben hängt da eine Papiertüte mit folgendem Inhalt: Gipfel, Joghurt mit Granola, Orangensaft und Birne. Das ist alles so lecker und genug, dass wir gar keine Lust mehr auf ein grosses Frühstück haben. Dafür geniessen wir unser Zimmer ein wenig länger, bevor wir uns auf den Weg hinüber zur spannenden Klosterführung machen, die unseren Muri-Aufenthalt abschliesst.


Hintergründe zur Rettung des historischen Ensembles
Das dritte des Drei-Häuser-Hotels haben wir noch gar nicht erwähnt: Es ist ein Neubau mit 25 Zimmern, der das Geburtshaus des berühmten Murianer Landschaftsmalers Caspar Wolf ersetzt. Ihm ist drüben im Kloster, im Museum Caspar Wolf, eine Dauerausstellung gewidmet. Des nachts leuchtet an der Fassade des Hauses Wolf ein Vollmond – eine spielerische Dekoration, die bestimmt so manchen Gast zum Heulen animiert… ;-)

Der Erhalt und die Existenz dieser drei Häuser ist zwei Murianer Familien zu verdanken: Josef und Thomas Gut sowie Katja und Urs Christen. Sie haben Erfahrung in der Gastronomie sowie der Inneneinrichtung, doch für die Totalsanierung und die gekonnte Kombination von Historischem mit modernen Elementen wurde die Architektin Tilla Theus samt Team beauftragt. Sie hat sich – unter vielem anderem – bereits in Zürichs Widder-Bar einen Namen gemacht.
Für die beiden Familien sei das Drei-Häuser-Hotel Caspar eine Herzensangelegenheit und sie freuen sich, wenn das Caspar auch für Auswärtige zum Anziehungs- und Treffpunkt werde. Genau gleich sieht das natürlich der erfahrene Hoteldirektor John Rusterholz, der seit April 2021 mitwirkt. Seit der Eröffnung im März 2022 ist er noch mit der Optimierung des jungen Betriebes beschäftigt, kümmert sich aber als Gastgeber dennoch aufmerksam um die Gäste. Wir sind sicher, dass er hier der richtige Mann ist.
Infos zum Drei-Häuser-Hotel Caspar
Hotel Caspar AG
Caspar-Wolf-Weg 1
CH-5630 Muri
www.caspar-muri.ch
In den Restaurants Adler und Ochsen würden wir vorsichtshalber reservieren, denn sie sind schon jetzt sehr beliebt.
Über Veranstaltungsräume verfügt das Caspar selbstverständlich auch. Der moderne «Caspar-Wolf-Saal», welcher das Haus Ochsen mit dem Haus Wolf verbindet, bietet Platz für bis zu 130 Personen. Im 1. Stock des Hauses Ochsen stehen zwei Stuben für Familienfeiern oder kleine Seminare zur Verfügung.
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2022
Offenlegung: Wir waren für eine Übernachtung samt Abendessen und Frühstück vom Hotel Caspar eingeladen.
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