In Helsinki war Design schon immer die schönste Nebensache der Welt, etwas Alltägliches fast. Auf Entdeckungstour der Formen mit Funktionalität.
Helsinki, Finnland
Helsinkis überragendes Wahrzeichen, der Dom, vom Südhafen aus betrachtet.

Mein erster Besuch gilt dem Esplanade-Park, an dessen Flanken die tollsten Läden und Restaurants zu finden sind – allerdings mit einem Preisniveau wie an der Zürcher Bahnhofstrasse. Doch wer Wohndesign von Alvar Aalto (Artek und Ittala – unbedingt reingehen und gucken!) oder nordisches Modedesign von Marimekko, Aarikka oder Annikki Karvinen sucht, ist hier genau richtig.

Auf der Nordseite des Parks heisst die Strasse – der Himmelsrichtung entsprechend – Pohjoisespanadi und auf der Südseite Eteläesplanadi. Damit ist schon mal klar: Finnisch kann man nur Buchstabe für Buchstabe lesen und man muss die meisten Wörter auswendig lernen. Bezug zur deutschen Sprache gibt es eher wenig. Obwohl: «Hotelli» ist klar, «Ravintola» für Restaurant geht noch, für «Kippis», Prost, findet sich leicht eine Eselsbrücke. Doch was ums Himmelswillen ist «Rautatieasema»?! Wer hier Bahnhof versteht, liegt genau richtig.

Musik und Design

Eine bezaubernde und viel besuchte Schönheit ist die Felsenkirche. Das Dach besteht aus 21 Kilometern Kupferband! Man kann sich den festlichen Schmuck zu Ostern und Weihnachten gut vorstellen, denn es gehört zur finnischen Tradition, zumindest an diesen Feiertagen in die Kirche zu gehen.

Helsinki, Felsenkirche
Die Felsenkirche fasziniert durch ihre Bauweise.

Stadtführerin Paula Franz kommt ins Schwärmen: «Die vielen Kerzen zu Weihnachten sehen wunderschön aus! Und die Konzerte lassen sich die Finnen auch nicht entgehen.» Musik ist in Helsinki genauso ein Thema wie Design. Klassische Konzerte, aber auch die Clubszene mit Jazz, Rock und vielen anderen Musikrichtungen sind bei Touristen und Finnen gleichermassen beliebt.

Inspiration scheint den Finnen ohnehin in die Wiege gelegt zu sein, denn sie entwickeln seit Jahrzehnten Trends, die sich weltweit durchsetzen und Bestand haben. Aber bitte alles ohne Schnörkel. Geradlinig, klar in der Form und in der Funktion, am liebsten auch aus finnischen Materialien und selbstverständlich von Finnen gefertigt.

Helsinki, Artek
Klassisches nordisches Design bei Artek.

Weiter geht’s in den Design District. Eigentlich müsste es heissen: die Design District, denn es handelt sich um eine Promotionsgesellschaft für Designer. Sie bietet unbekannten Künstlern eine Plattform, leistet Hilfe beim Marketing und bringt Firmen und Designer zusammen. Denn so manches Ding, das in der technischen Industrie entstanden ist, hat erst durch einen Designer Perfektion und Erfolg erlangt. Im eigenen Design Forum Shop an der Mannerheimintie kann man Designer-Stücke finnischer Herkunft erstehen, vom T-Shirt bis zum Schuh, von der Pfanne bis zum Stuhl. Zum Design District gehören des weiteren über 200 Adressen in 25 Strassen der Stadt. Ein Kleber am Schaufenster zeichnet die Galerien, Boutiquen, Kunsthandwerker und Schmuckstudios aus.

Tragbares Design

Eine dieser Designer-Boutiquen ist Miun an der Uudenmaankatu. Gegründet wurde die Firma 2002, und seit 2005 hat Ilona Hyötylainen ihre eigene Kollektion und den Shop. Die Designerin achtet stets auf ethisch korrekte Produktion: Alle Rohstoffe stammen aus Finnland, und gefertigt wird ebenfalls im Land. Ausserdem hat jede Kollektion ihre Geschichte. Gutes Design gibt es also bei weitem nicht nur an der Esplanade. Es lohnt sich, nach den Design-District-Klebern Ausschau zu halten!

Helsinki, Sauna
Ebenfalls klassisch: Saunazubehör im Saunamarket.

Wer eine Schwäche für Schmuck hat, sollte bei Kalevala Koru zwischen Senatsplatz und Markt am Südhafen vorbeischauen. Finnisches und vor allem auch Design aus Lappland sind die Spezialität. Die Schmuckstücke werden aus Gold oder Silber gefertigt. Augenweiden ohne Ende!

Helsinki, Markt
Am Markt kann man bei der Entstehung finnischen Designs zuschauen.

Nach so viel Design möchte man vielleicht einen Moment lang ausruhen. Es bietet sich das Traditionslokal Kappeli an, das in einem wintergarten-ähnlichen Gebäude am unteren Ende des Esplanade-Parks zu finden ist. Oder man hält es wie die Einwohner Helsinkis, die am Markt in einer der Buden Kaffee und Gebäck kaufen. Auf einem Hocker an einem kleinen Tisch sitzend lässt sich zur Erfrischung die Marktszenerie geniessen.

Helsinki, Restaurant Savotta, finnische Spezialitäten
Lauter finnische Spezialitäten in Degustierportionen im Restaurant Savotta.

An den Ständen werden frische Gemüse, Früchte und Fische, aber auch Handwerkliches aus Finnland angeboten. Auf «Made in Finland» legt man auch hier grossen Wert und demonstriert dies, indem am Stand finnische Wolle zu Mützen, Schals und Handschuhen verstrickt wird. Mit etwas Glück lässt sich von einem Finnen, der sich noch nicht als Künstler erkannt hat, für wenig Geld eine tolle Holzschale oder ein anderes Schmuckstück erwerben. Hier – wie überall gilt: Augen auf!

Infos zu Helsinki

ANREISE
Finnair fliegt ab Zürich täglich und direkt nach Helsinki.

ÖFFENTLICHE VERKEHRSMITTEL
Wer klug plant, muss sich nur eine Helsinki-Card für einen, allenfalls zwei Tage kaufen, um in der Stadt vorwärts zu kommen und von vergünstigten Museumseintritten zu profitieren. Ansonsten sind Helsinkis Schönheiten gut zu Fuss erreichbar.

BESTE REISEZEIT
Am wärmsten ist es von Juni bis August und die Tage sind herrlich lang. Passend angezogen lässt sich die Stadt aber schon ab Ende April geniessen.

UNTERKUNFT
Hotel Haven

Unioninkatu 17
www.hotelhaven.fi
Sehr komfortable, grosse Zimmer, freundlicher und hilfsbereiter Service, geniale Lage am Südhafen, alles im Zentrum ist zu Fuss erreichbar, Tramstation gleich ums Eck.

Helsinki, Hotel Haven
Das Hotel Haven besticht durch ein unaufgeregtes, angenehmes Innenleben und die gute Lage.

RESTAURANTS
Café Fazer
Kluuvikatu 3
www.fazer.com
Der schweizstämmige Bäcker, Konditor und Chocolatier Karl Otto Fazer öffnete in Helsinki 1891 ein Café und bot auch Konfekt und Schokolade an. Für Schleckmäuler die erste Adresse!

Brasserie Kämp
im Hotel Kämp
Pohjoisesplanadi 29
www.hotelkamp.fi
Sehen und gesehen werden und dazu in edlem Ambiente fein tafeln. Die Krabbensuppe wie auch der Fisch schmecken super, aber im Luxushotel Kämp hat alles seinen Preis.

Restaurant Savotta
Aleksanterinkatu 22
www.asrestaurants.com
Urchig und lustig ist es im Kellergewölbe des Savotta. Hier kann man essen, was in Finnland auf den Tisch kommt – auch in Probierportionen (Supreme Savotta). Unbedingt reservieren!

Ateljee Bar
im Sokos Hotel Torni
Yrjönkatu 26

Kappeli
Eteläesplanadi 1
www.kappeli.fi

Markthalle Hakaniemi
an der Metro-/Tramstation
Wer sich mittags günstig und gut verpflegen will, sollte z. B. das Krabben-«Sandwich» für ca. 13 Franken im Mini-Restaurant der Markthalle probieren. Shopping gibt es auch im 1. Stock.

SHOPPING

Kah Villa
Korkeavuorenkatu 4
www.kahvilla.fi
Spezialitäten wie Tyrnirae, finnische Bonbons, und Kunsthandwerk aus Finnland, aber auch aus Schweden, findet man in diesem kleinen Laden zuhauf. Ideal für Mitbringsel!

Stockmann, im Zentrum,
www.stockmann.fi
Das riesige Warenhaus erstreckt sich über mehrere Gebäude, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Von bekannten Modemarken über Geschirr bis Parfüm gibt es schlicht alles.

Weitere Adressen:
Kalevala Koru, Unioninkatu 25, www.kalevalakoru.com;
Miun, Uudenmaankatu 14, www.miun.fi;
Design Forum Shop, Erottajankatu 7, www.designforum.fi;
Artek, Eteläesplanadi 18, www.artek.fi;
Ittala, Pohjoisesplanadi 25, www.ittala.fi;
Aarikka, Pohjoisesplanadi 27, www.aarikka.fi;
Marimekko, Pohjoisesplanadi 2, www.marimekko.com

SEHENSWÜRDIGKEITEN
Ateljee Bar: Definitiv die schönste Aussicht hat man vom 13. Stock des Hotels Torni. 12 Stockwerke geht es mit dem Lift aufwärts, danach führt eine schwindelerregend enge Wendeltreppe weiter aufwärts.

Uspenski Kathedrale: Die aus roten Ziegelsteinen erbaute Kathedrale ist grösste orthodoxe Kirche Europas und ausserhalb Russlands. Nahe des Südhafens ist die Kathedrale eine der wichtigen Sehenswürdigkeiten.

Tram T3: Diese Tramlinie führt in Form einer acht durch Helsinki und kommt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Mit der Helsinki-Card kann man – beispielsweise bei Regenwetter – endlos fahren. ;-)

Schiffrundfahrt: Schönes Wetter sollte man sich hingegen für eine Schiffrundfahrt aussuchen. Im Südhafen legen die Ausflugsschiffe ab und machen je nach Anbieter eine kleinere oder grössere Tour. Lohnenswert!

WEITERE DESTINATIONSINFOS
Tourist Information Helsinki
Pohjoisesplanadi 19
Tel. +358 9 3101 3300
www.myhelsinki.fi

Offenlegung: Die Reise wurde unterstützt von Visitfinland.com, visithelsink.fi, Finnair und Hotel Haven.

© Text: Inge Jucker | TravelExperience.ch; Fotos: Michael Wildi | www.michaelwildi.com