
Ich durfte Hans Imholz persönlich kennenlernen, doch das ist schon eine ganze Weile her. Als ich nun die Buchankündigung gesehen habe, war sofort klar, dass mich die Geschichte dieses Mannes interessiert. Und so bin ich eingetaucht in das Leben des Schweizer Reisepioniers.
Inhalt
Aufgewachsen im Zürcher Niederdorf
Imholz ist 1933 in schwierige Zeiten hinein geboren worden und im Zürcher Niederdorf als Bäckerssohn aufgewachsen. Autor Thomas Renggli beschert dem Leser neben der Imholz-Geschichte auch ein Stück Zürcher Stadtgeschichte. Spannend zu lesen, dass es Pläne gab, die ganze Altstadt rechts der Limmat zu beseitigen. Nur das Grossmünster hätte überlebt, und das Rathaus. Zürich ohne «Dörfli»? Das wäre fatal gewesen, denn all die alten Häuser und Höfe machen heute den Charme des Quartiers aus.
Amüsiert lese ich, dass Imholz dem Schulhaus Hirschengraben nichts abgewinnen konnte. Ich auch nicht. Das Gebäude ist furchterregend. Vielleicht war das sogar Absicht des Architekten, damit man sich als Schüler möglichst klein fühlte und nicht wagte, aufmüpfig zu sein… Immerhin verfügte es über 36 Toiletten mit Sitzen aus Mahagoni-Holz und zwölf Badewannen, die nur von den Mädchen benutzt werden durften. Aber das ist eine andere Geschichte.
Verkaufstalent und Einfallsreichtum
Als Bäckerssohn hat er Familienferien nur in der Lenzerheide kennengelernt. Seine Eltern sind nur einmal ins Ausland gereist. Erstaunlich, dass ausgerechnet er zum Reisepionier geworden ist. Verkaufstalent und Arbeitsmoral, kombiniert mit Einfallsreichtum gehören zu den Eigenschaften von Hans Imholz, der zunächst als Reiseleiter in der Schweiz sein erstes Geld verdient, dann bei Kuoni anheuert und die Welt nach und nach entdeckt. Geschickt flicht Renggli auch gleich noch etwas Kuonigeschichte ein.
«Man trägt die Verantwortung für jede und jeden Einzelnen. Und man steht auch in der Pflicht der Gäste, die schönste Zeit des Jahres zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.»
Hans Imholz
Vom Reiseleiter zum Telefonverkäufer
Die kleinen, manchmal etwas verrückten Geschichten rund um die Gästebetreuung auf Reisen, sind sehr unterhaltsam zu lesen. 1961 macht sich Hans Imholz schliesslich selbständig und verkauft seine Reisen zunächst ausschliesslich am Telefon. Ohne Ladenlokale spart er sich Miet- und Personalkosten. Mit der Zeit wächst der Betrieb dennoch und es entstehen Filialen. Hans Imholz wird zu einem der erfolgreichsten Unternehmer der Schweiz.
Dass Imholz sich in eine Reisefachfrau verliebt, ist reiner Zufall. Sie lernen sich an einer Ausstellung des Künstlers Silvio Mattioli kennen. Doris Imholz arbeitet bei Kuoni, der ja nun ein direkter Konkurrent von Imholz ist. Doch während Kuoni teure Luxusreisen anbietet, verlegt sich Hans Imholz anfangs auf Reisen für Vereine und Clubs. Später kommen dann Familienferien hinzu – alle im erschwinglichen Preisbereich. So mancher Schweizer unternimmt in den 1970er- und 80er-Jahren wohl seine erste Flugreise mit Imholz Reisen.
Hans Imholz hat es übrigens auch geschafft, seine Firma zum genau richtigen Zeitpunkt zu verkaufen.
Wegbegleiter, die selber Pioniere sind
Renggli lässt in seinem Buch auch viele Wegbegleiter von Hans Imholz zu Worte kommen, so Moritz Suter, ein Pionier der Lüfte. Seine Crossair passte prima zum Angebot von Imholz Reisen – und umgekehrt. Ausserdem die «Imholzer» Edi Dietrich, Hans-Peter Lehmann, auch als Magier Porrax bekannt, sowie Christian und Vera Trachsel. Und von «ausserhalb» Verleger Michael Ringier, Radiolegende Roger Schawinski und Krisenmanagerin Beatrice Tschanz.
Fazit
Also bevor ich jetzt das ganze Buch bis zum Ende zusammenfasse, empfehle ich doch lieber, es sich zu kaufen und die sehr flüssig und unterhaltsam zu geniessende Lektüre über den Reisepionier Hans Imholz selber zu lesen. Wie schon erwähnt, werden neben der Schweizer Reiseveranstaltergeschichte auch die spannende und interessante Flug- und Zürcher Stadtgeschichte sowie Gesellschaft und Lebensart beleuchtet.
Info zum Buch über Reisepionier Hans Imholz
Titel: Hans Imholz. Der Reisepionier
Autor: Thomas Renggli
Verlag: Werd & Weber Verlag
ISBN: 978-3-03922-105-9
Über Thomas Renggli
Der freie Journalist und Buchautor Thomas Renggli arbeitete schon für die NZZ, Blick und Schweizer Illustrierte sowie andere Schweizer Printmedien. Auch das erste Buch zum pandemiebedingten Lockdown – «Die Schweiz steht still» – stammt aus der Feder des Zürcher Schreibers aus Leidenschaft.
© Text: Inge Jucker | TravelExperience.ch | 2021
Hinterlasse einen Kommentar