Im innovativen Glarnerland mit seinen hohen Bergen ist man nie um Ideen verlegen. Deshalb lohnen sich die Ausflüge in den «Zigerschlitz» vor allem für «Gwundernasen».
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Hier haben wir dem Osterhasen Müller schon mal über die Schulter geschaut. Welche Kreationen wohl tatsächlich an Ostern zu kaufen sein werden? Nur Elias Müller von der Konditorei Müller in Näfels weiss es.

Im Glarnerland war ich schon vor vier Jahren auf «Industriespionage» – damals ging es um den berühmten Schabziger, der damals sein 550-Jahre-Jubiläum feierte. Neugierige Besucher können auch dieses Jahr wieder bei der Geska AG in Glarus eine Betriebsbesichtigung mitmachen und die Produktion des Schabzigers verfolgen. Aber es gibt noch viele weitere Glarner Betriebe, die ihre Türen öffnen. Mehr Infos dazu gibt’s am Schluss des Beitrags.

Der grosse Chocolatier

Dieses Jahr bedienen wir das Schweizer Clichee und begeben uns auf die Glarner Spuren von Schokolade. Da sind wir gleich zweimal fündig geworden. Zuerst machen wir bei Chocolatier Läderach Halt. Von der Autobahn aus haben wir schon oft das Gebäude mit dem markanten Schriftzug gesehen, jetzt erkunden wir es von innen. Verglichen mit ganz grossen Schokoladeherstellern ist Läderach eher ein kleiner, doch im Kanton Glarus ist er der grösste. Und viele schwören, er sei der absolut Beste. Nun, das ist natürlich Geschmacksache und lässt sich in Bilten ganz einfach im Fabrikladen herausfinden.

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Unseren 5-Franken-Gutschein investieren wir natürlich in feine Schokolade – und legen noch ein wenig drauf, denn Freunde wollen auch bedacht werden.

Läderach bietet auf Voranmeldung an ausgewählten Daten Führungen unter dem Motto «Industriespionage» an und an allen übrigen Tagen kann man (ebenfalls auf Voranmeldung) das Schoggi-Erlebnis erkunden. Wir werden von Vanessa Frei durch den Rundgang geführt, und obwohl wir schon mehr als einen Schoggi-Betrieb besucht haben, kann sie uns neues Wissen vermitteln. Und dies erst noch auf sehr angenehme, unterhaltsame Art. Natürlich verraten wir hier jetzt nicht alles – nur so viel: Beim Verkosten kommt man nicht zu kurz! ;-)

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So sieht eine Kakaofrucht aus – ziemlich glibschig und vom Schokoladeduft ist noch kaum etwas zu erkennen.
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Dies sind die Bestandteile von dunkler Läderach-Schoggi.

Der erfinderische Konditor

Ein kleiner Betrieb, aber bei der Bevölkerung (und eingeweihten Besuchern) nicht minder beliebt ist die Konditorei Müller in Näfels. Wir treffen Elias, einen der fünf Müller-Brüder, der uns erklärt, wie bei ihm ein gebuchter Spionagebesuch aussieht.

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Elias Müller mit seinem Schoggihuhn, das auf einem Schokoladestein hockt. Sieht aus wie echt – der Stein… ;-)

Schade, sind wir nicht an einer ordentlichen Führung dabei; dann hätten wir nämlich selber Pralinen geformt und ein originales Glarner Pastetli gebacken. Dafür dürfen wir beides probieren – und sind ganz hin und weg. Die Pastetli gibt es mit Zwetschgen- und mit Mandelfüllung; da ist die Auswahl echt schwierig. Wir haben ganz einfach beide genossen.

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Die Glarnerpastetchen der Konditorei Müller in Näfels sind ein Traum aus feinstem, hausgemachtem Blätterteig, Zwetschgenmus bzw. Mandelmasse nach Geheimrezept.

Sie gehen übrigens auf das 18. Jahrhundert zurück, als Glarner Offiziere in französischen Diensten standen und dort die Pasteten kennenlernten. Wieder zu Hause im ärmlichen Glarnerland wurde die Fleischfüllung zunächst durch Äpfel ersetzt. Irgendwann füllte man Zwetschgenmus ein, und die Mandelfüllungen werden nach Geheimrezepten der einzelnen Bäcker und Konditoren gemacht. Ein Traditionsgebäck also.

Die bunten Pralinen hingegen, die wie kleine Kunstwerke in der Vitrine leuchten, stehen mehr für das moderne Glarnerland. Sie sind allesamt eine Augenweide und schmelzen im Mund himmlisch fruchtig dahin. Es gibt auch eine Edition «Müller 5»: Fünf Pralinen oder Nuts – von jedem Bruder das Lieblingsaroma. Einfallsreiche Köpfe, die Gebrüder Müller…

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Dies sind die Pralinen-Kreationen – mit dabei auch die «Müller Five» (vorne die ersten fünf von rechts).

Nach dem Verkosten betreiben wir noch ein wenig Spionage: Wir dürfen Elias Müllers erste Osterentwürfe ansehen. Metallisch schimmernde Münzkreationen, Hasen, Hühner und Lämmchen… All die süssen Figuren sind eigentlich viel zu schön zum Aufessen. Elias lacht: «Aber dafür werden sie gemacht!» Stimmt. Und die Schokolade schmeckt tatsächlich sehr gut… Nein!!! Wir haben keines dieser Tierchen gemurkst! Aber von der verwendeten Schokolade gekostet.

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In Elias Müllers Kreativatelier entdecken wir die Oster-Entwürfe 2017. Wir sagen nur: Zum Verlieben!

Auch wird natürlich experimentiert, indem man spannende oder lustige Gegenstände in Schockolade nachbaut.

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Elias Müller hat eine witzige Tasche entdeckt und sie in Schokolade nachgebaut.

Die tolle Taschenmanufaktur

Für Frauen ist diese Adresse natürlich magnetisch… Aber Männer, aufgepasst: hier gibt es echt schöne Taschen, die genauso gut in die Männerwelt passen wie Lamborghini, Maserati, Porsche, Audi und auch Eishockey-Clubs wie HCDavos und EVZug. Doch von vorne.

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Aus den Shirts von den Eishockey-Clubs HC Davos und EV Zug entstehen lässige Taschen, die formstabil und robust sind.

Die etwas abgelegene Fabrik Swiss Mountain Händ Bäg (der Weg innerhalb des Dorfes Engi wird hoffentlich noch besser ausgeschildert) finden wir nach einer um die Weseta-Weberei gedrehten Runde doch noch. Fabrikbesitzer Eugène Fauquex begrüsst uns und führt uns durch sein Reich, vom Keller bis zum Dach mit den Solarpaneelen.

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Firmeninhaber Eugène Fauquex sprüht vor Ideen und ist der kreative Kopf von Swiss Mountain Händ Bägs. Hier zeigt er ein Modell, das er für Porsche entworfen hat.

Im Keller ist das Lager mit den gebrauchten Lastwagenplanen, den neuen Kunststoffplanen und den Stanzmaschinen untergebracht. Das «Skelettieren» und reinigen der Blachen, erzählt Fauquex, sei echte Schwerarbeit. Wohingegen an der Stanzmaschine Vorsicht und Feingefühl gefragt sind. So eine Maschine stanzt mit 40 Tonnen Druck Taschenteile aus mehreren Lagen Blachen. Diese Teile werden einen Stock höher zu Taschen zusammengenäht. Ein anstrengendes Handwerk, das nichts mit gewöhnlichem Maschinennähen zu tun hat und das man hier in der Schweiz eigentlich nicht mehr erlernen kann.

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In Engi ist das Nähatelier das Epizentrum von Swiss Mountain Händ Bägs. Da wird echtes Können verlangt…

Wir streunen durch das riesige Lager, gelangen in den Raum mit der Stickmaschine und jenen mit dem grossen Drucker. Es ist schier unglaublich: Hier wird alles selbst gemacht, sogar die Reissverschlüsse, damit sie auf jede Länge passend sind.

So viel Swiss Made, fast zuhinterst im Sernftal und mit Kunden von Migros über Coop bis zu den eingangs erwähnten Automarken und einigen mehr – wow! Alte Armeewolldecken, Felle, Leder, Carbon- und Glasfasergewebe werden verarbeitet, und wie Fauquex sagt, kann er aus allem, was beweglich ist, Taschen und Accessoires nähen.

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Man macht auch vor Armeewolldecken nicht Halt: Diese Taschen sind ebenfalls formstabil und vor allem kuschige Hingucker – mit praktischer Form und ebensolchem Innenleben.

Wir glauben es ihm sofort und stöbern genüsslich durch das Taschenarchiv (von jedem Auftrag ist ein Exemplar aufgehoben) sowie die Neuheiten-Auslage. Auch die Einkaufswägelchen sind echte Hingucker, von den vielen verschiedenen Taschenmotiven sei schon gar nicht die Rede… Entscheiden müsste man sich jetzt können!

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Irgendwo haben wir diese hübsche Tasche mit Glarner Motiv entdeckt.

Infos zur „Industriespionage“

Allgemeine Infos zu allen teilnehmenden Betrieben und die Daten:
www.industriespionage.ch

UNSERE «SPIONAGE-OPFER»

Chocolatier Läderach
Grabenstrasse 8
8865 Bilten
www.laederach.com

Café & Konditorei Müller
Bahnhofstrasse 11
8752 Näfels
www.glarner-pasteten.ch/

Swiss Mountain Händ Bägs
Bergen 6
8765 Engi
www.swissmountain-handbags.ch/

© Text & Fotos: Inge & Heinz Jucker | TravelExperience.ch