Im Dorf ist alles angenehm geerdet, während es auf dem Glacier 3000 so manchem den Atem verschlägt. Ideen für ein abwechslungsreiches Wochenende in Gstaad.
Gstaad, Col du Pillon, Glacier3000, PeakWalk by Tissot
Atemberaubend, im wahrsten Sinne des Wortes: Der PeakWalk by Tissot – knappe 2000 Meter über Gstaad.

Hier gibt es so viele Kühe wie Einwohner – wow! – das finde ich sympathisch! Hätte ich nicht erwartet. Obwohl: die Kühe passen ja prima in dieses Bilderbuchdorf und in die heile Welt, die man hier noch antrifft. Nur das Image will nicht so recht passen – glücklicherweise…

Gstaad – nicht nur für Reiche

Wer bei Gstaad an Peter Sellers, Roger Moore und Madonna denkt, liegt ja völlig richtig. Wer aber meint, das gemütliche Dorf im Berner Oberland sei nur etwas für die Superreichen, der ist auf dem Holzweg. Selbst wenn hier Shops von Cartier und Chopard vertreten sind, flanieren auch Normalverdiener auf der Promenade. Neben den berühmten und teuren Hotels wie dem Gstaad Palace gibt es hier auch kleinere Pensionen und Ferienwohnungen, die durchaus erschwinglich sind. Und: Kinder bis neun Jahre wohnen im Saanenland gratis! Doch das Image, das sich Gstaad jahrelang aufgebaut hat, wird von keinem Wintersturm weggefegt.

Chaletstil ist Trumpf

Während unseres Spaziergangs durchs Dorf stellen wir fest, dass es hier fast nur Chalethäuser gibt, egal wie gross sie sind. Genau das macht Gstaad so schön gemütlich. Zwei prächtige Exemplare typischer alter Saanenhäuser sind an der Verzweigung Eisbahnweg/Neueretstrasse nahe der Eisbahn zu bewundern. Je mehr Schnitzereien ein Haus aufweist, desto reicher ist der Besitzer (oder der frühere Erbauer)…

Gstaad, traditionelles Chalet
Eines der traditionellen, alten Chalets in der Nähe des Eisfelds.

Jacques Naegeli, der erste Fotograf im Dorf, war ein weit gereister und bekannter Mann. Zur gleichen Zeit als er sich selbständig macht und in Gstaad sein Wohnhaus mit Fotogeschäft baut, entsteht das Hotel Gstaad Palace. Zudem kommen seit der Fertigstellung der Montreux-Oberland-Bernois-Bahn vermehrt Touristen nach Gstaad, wenngleich zunächst Gsteig das erste Ziel der bergverrückten Engländer ist. Für Naegeli eine ideale Entwicklung… Das sogenannte Naegeli-Chalet des 1971 verstorbenen Fotografen und Filmemachers steht am Cheseryplatz und im Erdgeschoss befindet sich nach wie vor ein Fotoladen.

Gstaads heimliche Stars

Kinder und Fotografen haben an zwei Skulpturen ihre helle Freude: Das herzige Kalb «Rosie», das am Brunnen beim Posthotel Rössli steht, ist die wohl meistfotografierte Skulptur Gstaads. Sie wurde unter anderen von Schauspielerin Liz Taylor gesponsert, Schöpferin ist Taylors Tochter Liza.

Gstaad, Brunnen, Rosie, Liz Taylor
Das wohl meistfotografierte Kalb: «Rosie» am Brunnen beim Posthotel Rössli.

Die andere Figur ist «Sitting Duck», die von Ehrenbürgerin Dame Julie Andrews – man erinnere sich an Mary Poppins – gestiftet wurde. Ihr 2010 verstorbener Gatte Blake Edwards hat die witzige Ente geschaffen.

Gstaad, sitting duck, Julie Andrews, Blake Edwards
«Sitting Duck» schaut den Flaneuren auf der Promenade zu. Die Ente wurde von Dame Julie Andrews gestiftet.

Wer jetzt hungrig ist, kehrt nebenan im Rialto’s Bistro ein. Hier wird mediterrane Küche zu recht vernünftigen Preisen geboten. Die Currysuppe und der Fisch haben mir prima geschmeckt! Was in der Küche gerade aktuell gezaubert wird, erfährt der Neugierige auf der Homepage von Rialto’s (s. u.).

Peak Walk – nur für Schwindelfreie

Dass es in Gstaad luftig hoch hinaus geht, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Das liegt an der Bahn, die am Col du Pillon startet und die Gäste auf 3000 Meter hinauf befördert. Bernie Ecclestone, Formel-1-Funktionär und Besitzer des Hotel Olden in Gstaad, ist einer von drei Investoren, die seit 2005 Glacier 3000 zu mehr Erfolg verhelfen. Und so konnte im November 2014 die erste Hängebrücke eröffnet werden, die zwei Berggipfel miteinander verbindet. Keine Frage – dort muss man hin! Ich auch!

Gstaad, Col du Pillon, Glacier3000, PeakWalk by Tissot
Augen zu und durch wäre hier der falsche Ansatz. Rausgehen und umsehen – auf dem PeakWalk by Tissot.

Der 107 Meter lange PeakWalk by Tissot verbindet den Hauptgipfel Scex Rouge mit dem Vorgipfel View Point. Theoretisch kann die Hängebrücke 300 Personen tragen, doch weil eine derart überlaufen Brücke nicht attraktiv wäre, ist bei 150 Personen Schluss. Es erstaunt mich, dass die Brücke bis 200 km/h Windgeschwindigkeit begehbar ist.

Bei Sturm im Geländer hängen

Ich habe keine Ahnung, wie stark der Wind gerade weht, die Meteorologen sprachen von Sturm. Nun, es war so oder so ein atemberaubendes Erlebnis – die Luft ist auf 3000 Metern schon recht dünn und der Wind fegt mir ebenfalls die Atemluft weg. Zudem ist das Gefühl kaum zu beschreiben, wenn man alleine mitten auf der Brücke über einem durchs Bodengitter gut sichtbaren Abgrund steht und rundherum nur Berge sieht. Das ist echt atemberaubend! Der Ausdruck bekommt hier oben erst seine richtige Bedeutung. Der Wind, es ist wohl doch eher ein Sturm, drückt mich mehr als einmal ins Geländer, und ich bin heilfroh, dass es 120 Zentimeter hoch ist! Da kann wirklich nichts passieren. Und ich bin froh, dass ich schwindelfrei bin und nicht unter Höhenangst leide…

Schon nach kurzer Zeit kämpfe mich zurück, um mich im Restaurant Botta in der Bergstation wieder aufzuwärmen. Der kalte Wind hat jede Ritze in meiner Skikleidung gefunden. Und Hunger macht so ein Ausflug! Da kommen Hackbraten und Kartoffelstock gerade recht.

Gstaad, Restaurant Botta, Glacier 3000, Hackbraten und Kartoffelstock
Aufwärmen und mit Hackbraten und Kartoffelstock den Hunger stillen im Restaurant Botta in der Bergstation auf dem Glacier 3000.

Mit einem Glas Wein wird auf das bestandene Abenteuer angestossen. Prost Gstaad – ich komme wieder! Nächstes Mal dann aber zum Skifahren…

Gstaad, Glacier 3000, Skifahren, Pisten
Zum Skifahren blieb mir keine Zeit, aber die Pisten waren natürlich bestens präpariert.

Infos zu Gstaad

ANREISE
Mit dem Zug von Bern, Luzern, Brig oder Lausanne herkommend, oder mit dem eigenen Auto. Vor Ort stehen Postauto und MOB (Montreux-Oberland Bernois) zur Verfügung, um die Dörfer der Region zu erreichen.

RESTAURANTS
Rialto’s Bistro, Bar
Promenade 54, CH-3780 Gstaad
Tel. +44 33 744 34 74
www.rialto-gstaad.ch

Restaurant Botta
auf dem Scex Rouge, der mit der Luftseilbahn ab Col du Pillon erreichbar ist.
www.glacier3000.ch

MEHR INFOS
Gstaad Saanenland Tourismus
www.gstaad.ch

AUSSERDEM…
Auf dieser Reise hatte ich Gesellschaft von anderen Schweizer Bloggern, denn wir alle waren eingeladen, nicht nur Gstaad zu erleben und zu erkunden, sondern auch den Hoteliers aus der Region Rede und Antwort zu stehen.

Auf Initiative von Gstaad Tourismus wurde also ein Podiumsgespräch organisiert, um den Hoteliers die Bloggerwelt näherzubringen. Auf der anderen Seite haben wir erfahren, welche Fragen die Hoteliers umtreiben.

Ein solcher Event ist bislang schweizweit einmalig – Dank geht an Kerstin Sonnekalb und Antje Buchs – und natürlich an die interessierten Hoteliers!

Diese Blogger waren mit von der Partie:

Martin und Sarah von www.globesession.com
Ellen von www.patotra.com
Walter und Katja von www.reisememo.ch
Indira für www.newlyswissed.com
Sandra von baerner-meitschi.ch
Markus von www.reisenund.ch
und last but not least:
Nora www.travelistas.info (Blog der PR-Agentur PrimCom)

© Text & Fotos: Heinz & Inge Jucker | TravelExperience.ch | 2015 | 2022

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