
Ein wenig Aufregung herrscht schon, als wir die Informationen für unsere erste Einfahrt in den Gasteiner Heilstollen bekommen: Ärztlicher Check, Bademantel fassen, umziehen, sich in den Warteraum begeben, wenn der Bildschirm grün anzeigt, hinunter zum Stolleneingang gehen und für Station 1 in der Zugmitte einsteigen.

Inhalt
Das passiert im Stollen
Bei Station 1 steigen wir aus, gehen – nach Männlein und Weiblein getrennt – in den Stollen und legen uns auf eine Pritsche. Nach einer Stunde lang schwitzen werden wir wieder vom Zug abgeholt. Wer jetzt Bahnhof versteht, dem sei erklärt, dass der Aufenthalt im Gasteiner Heilstollen schon vielen Menschen mit Krankheiten des rheumatischen Formenkreises sowie bei Haut- und Atemwegserkrankungen geholfen hat. Von Heilung kann und darf man nicht reden (da ist der Name Heilstollen etwas irreführend), aber Linderung zu erfahren, ist bei diesen Krankheiten schon sehr viel wert.

Entstehung des Heilstollens
Bereits im 17. Jahrhundert sorgte Goldvorkommen für Reichtum im Gasteinertal – doch die Minen gerieten in Vergessenheit. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg hat man sich daran erinnert, die Stollen weit oben am Radhausberg wieder eröffnet und Gold abgebaut. 1940 meinte man, wenn weiter unten ein Stollen in den Berg getrieben würde, liesse sich dort das Gold viel einfacher abbauen. Doch man irrte sich.

Wertvoller als Gold
Gold wurde im Pasel-Stollen nicht gefunden. Aber man bemerkte, dass es den Arbeitern – trotz des äusserst beschwerlichen Jobs – sehr gut ging. Sie hatten keine Schmerzen, kein Asthma und waren sehr leistungsfähig. Und so fand man heraus, dass das Radon, das im Berg vorhanden ist, in Kombination mit Wärme und Feuchtigkeit erst so richtig gut wirkt. Es gibt auf der Welt drei weitere Radonstollen (Posten, Bad Kreuznach und Montana/USA), aber alle sind kalt. Der einzigartige Gasteiner Stollen hat sein feuchtwarmes Klima dem Thermalwasser zu verdanken, das 32 bis 44 Grad warm aus dem Berg sprudelt.

Bad Gastein
Der Heilstollen wird seit 1952 betrieben, das Thermalwasser wusste man aber bereits im Mittelalter zu nutzen. So war Bad Gastein schon lange als Bäderkurort bekannt, und entsprechend wurden riesige Kurhäuser gebaut. Sie schmiegen sich an die steilen Wände des Talkessels, alt, verlottert, viele geschlossen. Der Charme ist morbid, wird aber doch durch ein paar schön restaurierte Villen und Hotels aufgelockert. Fasziniert sind wir vom Wasserfall, der mitten durch den Ort rauscht.

Aber ganz ehrlich: Wir sind froh, dürfen wir in Bad Hofgastein wohnen. In der Talsohle, etwa 15 Autominuten von Bad Gastein entfernt, breitet sich der Ort aus. Er wird ebenfalls mit Thermalwasser versorgt, weshalb auch hier Kurhotels zu finden sind. Das gemütliche Örtchen lädt ausserdem zum Bummeln und Geniessen ein, hat einen herrlichen Alpenkurpark und in der modernen Alpentherme wird für Wasserspass gesorgt.

Unterkunft: klassisch oder pfiffig
Das Verwöhnhotel Bismarck kann auf eine lange Familiengeschichte zurückblicken und strotzt nur so vor österreichischem Charme und Gastfreundschaft. Es besteht aus dem Stammhaus, dem Fürstenhaus und dem Schlössl. Das Direktorenpaar Christina und Uli Wendler lebt die Philosophie des Hauses, schaut überall zum Rechten und geniesst den direkten Kontakt mit den Gästen.

Im Bismarck sind wir nur kurz zu Besuch, denn einquartiert sind wir im Impuls Hotel Tirol, das insgesamt etwas jugendlicher, moderner daherkommt. Bibiana Weiermayer-Schmid, welche das Haus von den Eltern übernommen hat, ist mit dem Grafiker und Künstler Christoph Weiermayer verheiratet. Der Hausherr ist, wie er selber sagt, in seine Rolle als Gastgeber hineingewachsen und sorgt im ganzen Haus und bei den Gästen für die künstlerischen Aspekte des Aufenthalts. Mehr dazu im separaten Beitrag (Link ganz unten).

Sportliches Gasteiner Tal
Und was kann man im Gasteiner Tal, ausser in Thermalwasser baden, in den Heilstollen einfahren und gut essen, sonst noch unternehmen? Nun, im Winter wird hier vor allem Ski gefahren, und zwar gleich in mehreren Skigebieten. Da kommt sicher keine Pistenlangeweile auf! Auch Wandern und Biken sind im Gasteinertal unbedingt ein Thema. Wirklich praktisch ist ja, dass sich vom Sporteln müde Glieder im Thermalwasser schnell entspannen und regenerieren können, und wer ernsthaftere gesundheitliche Probleme hat, im Heilstollen durchaus auf Linderung hoffen darf.

Übrigens: Nach kurzer Erstverschlimmerung der durch Computerarbeit eingehandelten Verspannungen im Schulter/Nackenbereich, ist es mir nach nur zwei Aufenthalten im Stollen rasch besser gegangen. Hoffentlich hält es an – sonst müssen wir halt wieder nach Bad Hofgastein reisen… ;-)
Infos zu Bad Hofgastein und dem Heilstollen
ANREISE
Wir sind mit dem eigenen Auto angereist, aber Bad Hofgastein ist auch mit ÖV gut zu erreichen (via Salzburg).
UNTERKUNFT
Impuls Hotel Tirol
Grünlandstrasse 5
A-5630 Bad Hofgastein
www.hotel-tirol.at
Wir können das Hotel mit bestem Gewissen empfehlen. Die Betten haben wir sehr angenehm empfunden, und das Zirbenkissen wurde rege genutzt. Eigentlich bereue ich schon ein wenig, dass ich mir keines gekauft habe… Die Köche haben ihr Handwerk ebenfalls im Griff, wir haben alles sehr genossen. Mehr zum Hotel Tirol: siehe ganz unten «Verwandte TravelExperience-Einträge».
Verwöhnhotel Bismarck
Alpenstrasse 6
A-5630 Bad Hofgastein
www.hotel-bismarck.com
Das Haus, eigentlich sind es drei Häuser, pflegt einen alpenländischen, edlen Stil, der uns sehr gefallen hat. Das Hotel haben wir lediglich besucht, nicht dort genächtigt. Wir waren aber zum Abendessen eingeladen und konnten uns von den Kochkünsten des Chefs Harald Pfleger und seinem Team überzeugen. Mehr zum Bismarck: siehe ganz unten «Verwandte TravelExperience-Einträge».
DER HEILSTOLLEN
GASTEINER HEILSTOLLEN
Heilstollenstrasse 19
A-5645 Bad Gastein
www.gasteiner-heilstollen.com
Der Heilstollen liegt oberhalb von Bad Gastein, nahe des Dorfes Böckstein. Viele Hotels bieten Shuttle-Verbindungen an, wer mit dem eigenen Auto anreist, findet genügend Parkplätze vor dem Haus.
Es gibt eine «Kennenlern-Einfahrt» (ganze Dauer ca. 2 1/2 Stunden) für 31,40 Euro bzw. 26,30 Euro mit GasteinCard. Man erkundige sich aber auch im Hotel nach Kombi-Packages.
Zur weiteren Info ein Textauszug von der Heilstollen-Homepage:
«Die Kombination von hoher Luftfeuchtigkeit, Wärme und Radon im Inneren des Radhausberges in Bad Gastein macht den Heilstollen Gastein zu einer weltweit einzigartigen Therapieform. Lang anhaltende Schmerzlinderung, Einsparung von Medikamenten bis zu einem Jahr und eine Immunstabilisierung sind die wissenschaftlich belegten Effekte der Radontherapie im Heilstollen in Österreich. Der Gasteiner Heilstollen hilft bei rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Atemwege und der Haut. Aus medizinischer Sicht wird eine Behandlungsdauer von 2–4 Wochen empfohlen. Pro Woche werden dabei 3–4 Heilstolleneinfahrten absolviert. Die Heilstollen-Therapie in Gastein ist von österreichischen und deutschen Krankenkassen anerkannt.»
© Gasteiner Heilstollen
Wissen über Radon
Radon, eine milde Alphastrahlung, wird über die Haut und Atemwege aufgenommen und setzt im Körper entzündungshemmende Stoffe frei.
Wer Bedenken wegen der Radonstrahlung hat, halte sich folgende Zahlen vor Augen:
Die natürliche Radondosis, die der Mensch pro Jahr aus der Natur aufnimmt, entspricht ca. 2,5 mSv (Millisievert). Eine Computertomographie (CT) von der Wirbelsäule sorgt für eine Aufnahme von 5-10 mSv, zehn bis zwölf Einfahrten in den Gasteiner Heilstollen ergeben insgesamt 1,8–2,2 mSv und der gesetzliche Höchstwert liegt bei 20 mSv/Jahr.
Ausserdem: 86’000 Einfahrten pro Jahr (2–5 Einfahrten täglich), 14’000 Patienten pro Jahr und viele Repeater, die nach jeweils ca. neun Monaten die Kur wiederholen, belegen wohl die Ungefährlichkeit und den Nutzen der Strahlung eindrücklich.
© Text: Inge Jucker | Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch
Offenlegung: Wir waren im Impuls Hotel Tirol (Nächtigung), im Hotel Bismarck (Abendessen) und im Gasteiner Heilstollen (zwei Einfahrten) eingeladen.
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