
In Sachen Weiterbildung haben wir uns im November 2019 im äussersten Nordwesten Irlands aufgehalten und zum Schluss noch einen Abstecher nach Galway gemacht. Dies war einerseits unsere letzte Flugreise seit nunmehr eineinhalb Jahren, und es war unser zweiter Besuch der quirligen Studentenstadt. Eigentlich hätten wir für das Kulturhauptstadtjahr für die GlücksPost recherchieren sollen, aber das war etwas schwierig. Also haben wir einfach die Stadt und ihre nähere Umgebung «aufgesogen».
Inhalt
Gute Laune, Musik und ein Guinness
Ein leichter Wind mischt die Meeresluft mit allerlei Küchendüften und weht das Gelächter und Geplapper der vielen Menschen durch die Gassen von Galway. Aus nahezu jedem Pub klingt irische Musik. Hier treffen sich junge Leute auf ein Bier, vorzugsweise ein einheimisches Guinness, das – aus welchen unergründlichen Tatsachen auch immer – wirklich nur in Irland richtig gut schmeckt.




Wir lassen uns vom fröhlichen Treiben in der Studentenstadt noch so gerne mitnehmen und schlendern durch das Latin Quarter. Der Abend ist noch jung und beschliesst einen herrlichen Tag, den wir an der traumhaft schönen und wilden Küste verbracht haben.

Claddagh, ein Ring und seine Geschichte
So waren wir im Fischerdorf Claddagh, wo sich der ursprüngliche Siedlungsort von Galway befindet, heute aber zur Vorstadt zählt. Der Ort hiess Dún Bhun na Gaillimhe, was soviel wie «Festung an der Mündung des steinigen Flusses» bedeutet. Und dort fand einst die wohl schönste Liebesgeschichte Irlands statt. Oder ist es nur eine Legende? Egal. Der Fischer Richard Joyce soll jedenfalls kurz vor seiner Hochzeit von Piraten entführt und als Sklave an einen maurischen Goldschmied verkauft worden sein. Fern von Zuhause lernte er das Handwerk und schuf aus Sehnsucht nach seiner Geliebten und seiner Heimat einen Ring, der zwei Hände (Freundschaft und Vertrauen), ein Herz (Liebe) und eine Krone (Treue und Loyalität) zeigte.

Eine Vereinbarung zwischen William III. und den Mauren ermöglichte es 1689 allen britischen Gefangenen, nach Hause zurückzukehren. Obwohl Richards «Besitzer» seine Tochter samt Geschäftsbeteiligung anbot, damit der talentierte Goldschmied bliebe, kehrte er in sein Fischerdorf Claddagh zurück. Dort fand er seine Geliebte unverheiratet und auf ihn wartend – was für ein schönes Happyend!


Der Claddagh-Ring ist seither bei den Iren als Freundschafts- oder Verlobungsring beliebt. Und Nicht-Iren, die ihr Herz an das Land verloren haben, nehmen ihn gerne als Erinnerungsstück mit nach Hause. Gesagt – getan! Ich (Inge) trage nun den Ring an meiner rechten Hand und zwar mit der Herzspitze Richtung Handgelenk. Das bedeutet, dass eine Liebesbeziehung besteht (seit nunmehr fast 40 Jahren!). Weist die Herzspitze zu den Fingerspitzen, bedeutet es, dass der Träger bzw. die Trägerin auf der Suche nach einem Partner ist. Böse Zungen sagen, dass bei Paaren dann der Haussegen schief stehe… Also aufgepasst! Als Trauring wird der Claddagh-Ring an der linken Hand mit der Herzspitze Richtung Handgelenk getragen.
Klippen, Dammbrücken und schwieriges Gälisch
Galway ist die Hauptstadt der gleichnamigen irischen Grafschaft, die wir ebenfalls erkunden. Wir fahren der Küste entlang und hinaus auf kleine Inseln, die über lange, sehr schmale Dammbrücken erreichbar sind. Um beispielsweise auf die Insel Lettermullen und ins gleichnamige Dorf zu gelangen, braucht es Vorausschau. Wenn sich bereits ein Auto auf dem Lettermore Causeway befindet, gilt es zu warten, denn auf der Brücke kommt man nicht aneinander vorbei.

Unsere abenteuerliche Fahrt endet bzw. wendet bei Dog Island, wo wir uns fast wie am Ende der Welt fühlen. Immerhin ist es von Menschen und Eseln besiedelt. Und einen Hund haben wir unterwegs auch entdeckt.


In Sachen Strassenschilder ist die Fahrerei ausserhalb der Stadt Galway übrigens etwas tricky: Es wird Gälisch gesprochen und angeschrieben. Deshalb ist Lettermullen mit Leitir Mealláin ausgeschildert und Dog Island heisst Oileán an Mhada. Doch mit Hilfe von Google und Handy finden wir uns gut zurecht.

Salthill, ein Pub und Ed Sheeran
Auf dem Rückweg nach Galway halten wir in Salthill. Beim letzten Besuch vor zwei Jahren haben wir im Salthill Hotel eine Nacht verbracht, ohne zu wissen, welch berühmter Gast ganz in der Nähe ein Video aufgenommen hat: Ed Sheeran drehte im O’Connors Famous Pub den Clip zu «Galway Girl». Das wollen wir natürlich sehen – und sind prompt zu früh dran. Das Pub ist noch geschlossen.

Doch das tut dem Musikvergnügen keinen Abbruch, denn zu Irish Music kommen wir von unserem Hotel in Galway aus sogar zu Fuss. Wir müssen uns nur warm anziehen, denn im November pfeift der Wind durch die Gassen. Aber im fast westlichsten Eck von Mitteleuropa ist es dennoch viel wärmer, als wir erwartet hätten. Jedenfalls werden wir uns ganz sicher nicht scheuen, wieder im Winter nach Irland zu reisen.



Im Englischen heisst der Fluss übrigens Corrib, auf irisch Abhainn na Gaillimhe, was «steiniger Fluss» bedeutet.
Einen würdigen Abschluss fand unsere Irlandreise natürlich in Dublin, über das wir auch schon berichtet haben, und zwar in diesem Beitrag: Dublin, kunterbunt wie ein Regenbogen
Infos zu Galway
Anreise
Mit Aer Lingus nach Dublin, von dort in 2 ½–3 Std. mit dem Mietwagen (z.B. www.sunnycars.ch) quer durch Irland nach Galway.
Hotels
Harbour Hotel
New Dock Raod
Galway
www.harbour.ie
Das familiengeführte 4-Sterne-Hotel ist zentral gelegen, alle Sehenswürdigkeiten sind gut zu Fuss erreichbar.
Salthill Hotel
The Promenade
Salthill
www.salthillhotel.com
Etwas ausserhalb von Galway gelegen, dafür schön am Wasser. Schwimmen ist im Sommer möglich, und lange Spaziergänge an der Promenade sind ein Genuss. Parkplatz vorhanden.
Essen und Trinken
In den meisten Pubs gibt es ausser Bier in grosser Auswahl auch typische Pub-Gerichte wie Pies (Kuchen), Stew (Eintopf) und Fish & Chips. Wer mal Lust auf einen Italiener hat:
Venice
11 Lower Abbeygate Street
venicerestorante.com
Souvenir
Wer nach einem Claddagh-Ring oder einem anderen Schmuck Ausschau halten möchte, dem empfehlen wir
Claddagh and Celtic Jewellery
Quay Lane im Latin Quarter
www.claddaghjewellery.com
Passende Kleidung
In Irland muss man zu jeder Jahreszeit einen warmen Pulli, eine Regenjacke und einen Tagesrucksack dabei haben, wobei die Jacke während der Wintermonate nicht allzu dünn sein sollte. Am besten hat sich auch hier das Zwiebelprinzip bewährt: Wenn’s trocken und war wird, wandert Schicht für Schicht in den Rucksack. Oder das Prozedere wird umgekehrt angewandt.
Destinationsinfos
Galway: www.galwaytourism.ie (engl.)Irland: www.ireland.com (dt.)
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2020
Offenlegung: Wir waren für die Übernachtungen im Harbour Hotel in Galway von Ireland Tourism eingeladen.
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