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Kalte Nase – warmer Po
Bei welcher Tätigkeit hat man einen heissen Hintern und eine kalte Nase? Genau: Beim Reiten im Winter. Elmar Habicher reitet voraus, unsere hübschen Haflinger traben hinterher. Sie sind geduldig, aber auch ein wenig eigensinnig, um nicht zu sagen stur: Während des Ausritts muss nämlich die Reihenfolge eingehalten werden, sonst gibt’s Zoff unter den «Blondinen». Aber Habicher kennt seine Haflinger genau und so ist der Ritt um den Haidersee ein genussvoller Ausflug.

Die kräftigen Pferde
Haflinger sind es auch, die uns am nächsten Tag durch den hintersten Zipfel des Langtauferstals zur Melager Alm hinauf ziehen. Vom Schlitten hört man nur die Kufen im Schnee knirschen und zischen, von den Pferden das Schnauben – der Rest ist winterliche Ruhe… Traumhaft! Die Melager Alm liegt auf 1970 m ü. M. und bietet tolle Aussicht in die Ötztaler Alpen und mit etwas Glück entdeckt man Steinböcke. Das Hochtal ist eigentümlich, aber eine Augenweide. Ein Spazierweg wie auch eine gespurte Loipe führen von Melag zur Alm. Entsprechend gut besucht ist das kleine Restaurant, wo Gäste und Wirtin rasch ins Gespräch kommen.

Wieder zurück am Reschensee fällt der aus dem Eis ragende Kirchturm ins Auge. Er ist das berühmteste Fotosujet der Region. Doch seine Geschichte ist eine traurige, denn das alte Graun und auch Teile von Reschen wurden wegen der Gewinnsucht eines Grosskonzerns rücksichtslos versenkt. Die Häuser wurden geschleift, nur der Kirchturm blieb stehen. Er fasziniert. Man muss einfach hinschauen. Und wenn das Eis dick genug und die Eismaschine die Bahn geschliffen hat, kann man auch um ihn herum kurven – mit Schlittschuhen. Der gefrorene See ist natürlich auch ein Paradies für Langläufer, Snowkiter, Eissegler, Eisstockschiesser und Winterwanderer. Die Ausrüstung kann man sich in Reschen übrigens leihen.
Die sportliche Seite am Reschenpass
Skifahren ist hier im Dreiländereck Schweiz/Österreich/Italien aber die wichtigste Sportart. Es stehen drei Skigebiete mit 110 km präparierten Pisten, verteilt auf zwei Länder (Österreich/Italien) zur Verfügung. Bergkastell Nauders ist das grösste Gebiet und für Familien sehr geeignet. Weniger gross, doch nicht minder attraktiv sind Schöneben an den Hängen zwischen Reschen und Rojen sowie die Haider Alm weiter südlich überm Haidersee. Und nicht zu vergessen: das kleine Maseben im Langtauferstal mit nur zwei Liften, aber viel Gemütlichkeit. Am Lift anstehen ist in der Region Reschen übrigens ohnehin etwas Unbekanntes.
Dennoch entscheiden wir uns nicht fürs Skifahren, sondern für eine Schneeschuhwanderung. Vom Dorf Rojen aus stapfen wir in den Spuren von Bergführer Josef Plangger durch metertiefen Pulverschnee. Puhhh… ganz schön anstrengend! Doch als Letzte des Trüppchens geniesse ich wenigstens den Vorteil, dass ich – trotz Schneeschuhen – nicht ganz so weit einsinke. Wir geniessen die glitzernde Natur in all ihren Facetten – bis Wolken aufziehen. Zeit also, wieder talwärts zu stapfen und sich im Rojenhof zu stärken.

Der lange Arm des Bistums Chur
Auch im Südtirol kann es vorkommen, dass das Wetter einmal gar nicht mitspielt. Dann, aber auch sonst lohnt sich der Besuch der imposanten Churburg in Schluderns, die neuerdings auch im Winter auf Voranmeldung zu besichtigen ist. Klar, im Sommer wirkt die Burg, die 1259 erstmals erwähnt wurde und eine schillernde Geschichte hat, viel bunter. Aber die Atmosphäre im Winter ist so einzigartig, dass man sie sich nicht entgehen lassen sollte.

Michael Stauder trägt einen schweren Bund mit den riesigen Schlüsseln daran, um uns knarrende Türen und Tore zu öffnen. Dahinter ist es zwar nicht geheizt, aber es offenbaren sich beeindruckende Zeitzeugen: ein wunderschöne bemalter Arkadenhof, das erstaunliche Jakobszimmer, Wandmalereien, Gemälde, Reliefs und auch eine Tischorgel mit Seltenheitswert.

Der heutige Besitzer, Johannes J. Graf Trapp, pflegt die Burg und ihre Einrichtung, mehrheitlich aus dem 16. Jahrhundert stammend, sowie die weltweit bekannte Rüst- und Harnischsammlung. Und der Graf wohnt zeitweise auch selber in der Burg. Wenn er anwesend ist, flattert eine weisse Flagge mit drei blauen Flügeln im Wind.
Zirbenduft
Wir wohnen nicht in derart historischem Gemäuer, aber auch die Villa Waldkönigin in Sankt Valentin ist eine Zeitzeugin. Seit letztem Winter ist sie restauriert und hat eine modernen Anbau aus Glas, Stahl und Zirbenholz (in der Schweiz nennt man es Arvenholz).

Der Holzduft erfüllt alle Räume und trägt seinen Teil zur gemütlichen Atmosphäre bei. Für den anderen Teil ist Chefin Daniela zuständig, die das Hotelfach von der Pieke auf beherrscht. Eine ideale Bleibe und ein guter Ausgangsort für die Winterfreuden im Obervinschgau!
Infos zur Region am Reschenpass
ANREISE
Am einfachsten mit dem Auto: Landquart, Klosters, Vereinatunnel, durchs Unterengadin, Scuol, Pfunds zum Reschenpass. Alternative: via Arlberg und Landeck.
UNTERKUNFT
Hotel – Residence Villa Waldkönigin
Waldweg 17
St. Valentin auf der Haide
Tel. +39-0473-634 559
www.waldkoenigin.com
Nebst den modernen und angenehmen Zirbenholz-Zimmern besticht der Wellness-Bereich mit allem, was des Wintergasts Herz begehrt.
ADRESSEN
Ausreiten mit Elmar Habicher
Pferdestall Kaspermichelhof
Waldweg 23
St. Valentin auf der Haide
Tel. +39-0473-634 570
Berg- und Skiführer Josef Plangger
Tel. +39-349 007 57 21
E-Mail: j.plangger@rolmail.net
Pferdeschlittenfahrten zur Melager Alm
Karl Thöni
Graun
Tel. +39-0473-633 458 (abends!)
Churburg
Schluderns
Tel. +39-0473-615 241
www.churburg.com
INFOS
Ferienregion Reschenpass
Hauptstr. 61
Graun
Tel. +39-0473-633 101
www.vinschgau.net/de/reschenpass.html
Südtirol Information
Bozen
Tel. +39-0471-999 999
www.suedtirol.info
© Text und Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch
Offenlegung: Diese Reise wurde unterstützt von der Region Reschenpass und von Südtirol Info.
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