Wer einmal im Gourmetrestaurant der Villa René Lalique getafelt hat, wird immer wieder hierher zurückkehren wollen. Die Kochkunst von Chef Jean-Georges Klein macht süchtig!
Villa Lalique, Restaurant, Mario Botta
Hell und transparent: Das Restaurant der Villa Lalique.

Wer keine Suite mehr im neuen Hotel Villa René Lalique in Wingen-sur-Moder erwischt hat – bei nur sechs Suiten ist das schnell passiert – sollte zumindest dem Restaurant einen Besuch abstatten. Nachtrag: Seit 2016 hat man auch die Möglichkeit, im Château Hochberg zu nächtigen. Es gehört ebenfalls zu den Lalique-Gebäuden in Wingen-sur-Moder, die im Besitz von Silvio Denz sind.

Den Gourmets haben es die Spatzen eh schon lange von den Dächern gepfiffen, dass Sterne-Koch Jean-Georges Klein jetzt in der Villa Lalique sein Können zeigt. Ich muss gestehen, ich hatte bei meinem Besuch Premiere mit Herrn Klein. Aber er hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen! Und gleich noch zwei Nachträge: Seit Oktober 2017 gehört auch Chef Paul Stradner zum ausgezeichneten Küchenteam – und 2020 hat er die Stelle seines Mentors Klein ganz übernommen. Mein Erfahrungsbericht bezieht sich auf die Küche von Jean-Georges Klein, aber ich bin sicher, dass auch Stradner für kulinarische Höhenflüge sorgt.

Villa Lalique, Restaurant, Bar, Küche
Bar mit Einblick in die Küche.

Mario Bottas Architektur

Wie kommt es zu diesem luftigen, hellen Restaurant am «Ende der Welt» im Elsass? Nun, an solcher Lage kommt ein Hotel ganz einfach nicht ohne Restaurant aus. Aber als das ehemalige Wohnhaus des Glaskünstlers René Lalique in ein Hotel verwandelt wurde, fehlte der Platz für ein schönes, grosses Restaurant. Weil der Schweizer Inhaber und Weingutbesitzer Silvio Denz plante, ausser dem Restaurant auch einen grossen, einen sehr grossen Weinkeller beim Hotel anzusiedeln, bekam der bekannte Schweizer Architekt Mario Botta den entsprechenden Auftrag.

Roter Vogesen-Sandstein und viel Glas bilden nun einerseits die Verbindung zur Villa und andererseits zur umgebenden Natur. Die moderne, schnörkellose Form stellt einen schönen Kontrast zu Laliques facettenreicher, schwungvoller Kunst dar. Ein gelungenes Ensemble!

Villa Lalique, Restaurant, Weinkeller
Der Weinkeller der Villa Lalique, der von Silvio Denz gut bestückt wird.

Noch bevor Chef Klein zu Tisch bittet, besuchen wir den Weinkeller unter dem Restaurant. Ein riesiger, klimatisierter Raum mit poliertem Steinboden und dekorativer Holzdecke, dessen Wände geradezu mit Weinkisten «tapeziert» sind. Gegen 20 000 Flaschen lagern hier, auch solche mit 100 von 100 Parker-Punkten! Da bekommen manche Weingeniesser weiche Knie…

Villa Lalique, Restaurant, Jean-Georges Klein
Originell eingedeckter Tisch im Restaurant der Villa Lalique.

Der ausgezeichnete Sommelier Romain Iltis, ein Elsässer, hat hier die Übersicht. Weil er früher in der Küche gearbeitet hat, versteht er es vortrefflich, zu den Gerichten den idealen Wein zu kombinieren. Und über sein Metier hat er immer etwas zu erzählen. In diesem edlen Keller bekomme ich als Aperitif einen Champagner Villa René Lalique par Deutz kredenzt.

Villa Lalique, Restaurant, Jean-Georges Klein, Geschmacksöffner
Was ist jetzt schöner – der Lalique-Serviettenring oder die Geschmacksöffner von Jean-Georges Klein? ;-)

Das Himmelreich für Klein-Fans

Nach dem Apéro geht es im Restaurant zur Sache. Die grossen runden Tische sind weiss eingedeckt, und wie drüben in der Villa sind auch hier die riesigen, weissen Hortensienblüten anzutreffen. Der aufgedeckte Teller macht neugierig: er besteht eigentlich nur aus einem Ring. Der wird alsbald mit einem Innenleben bestückt, welches erste «Geschmacksöffner» präsentiert, begleitet vom fruchtigen Elsässer Riesling Cuvée Albert 2010 der Domäne Albert Mann. Sie ist bekannt für einen chemielosen Anbau, und im Keller wird auf Industriehefe verzichtet. Dann folgen ein Kaviar-Ei in silberfarbener Schale und Crevetten in Kürbissuppe.

Villa Lalique, Restaurant, Jean-Georges Klein, Ei, Kaviar
Wunderbar – das Ei mit Kaviar, aber auch die Präsentation.

Jean-Georges Klein hat schon längst meine Geschmacksnerven getroffen. Kommt dazu, dass es immer wieder etwas zu bestaunen gibt, beispielsweise die Serviettenringe, das ausgefallene Service oder das silberne Villa-Emblem auf der Butter.

Villa Lalique, Restaurant, Jean-Georges Klein, Hummer, Kaviar
Découpe de Langoustines à la Crème de Caviar.

Weiter geht es mit einem herrlichen Carpaccio von Hummer an Kaviarcreme. Von einem kräftigen und beeindruckenden Saint Emilion Grand Cru Château Faugères 2009 begleitet, geniessen wir einen tiefgründigen «Cappuccino» aus Kartoffeln und Trüffeln und eine – für meinen Geschmack etwas zu fette – Poularden-Roulade mit Eierschwämmen und Kartoffeln. Letztere erinnern an Münzentürmchen. Und ja, ich weiss, dass Poularden von Natur aus etwas fetter sind. ;-)

Villa Lalique, Restaurant, Jean-Georges Klein, Poularde, Pfifferlinge, Eierschwämme
Poularde de Bresse au Vert, Pommes de Terre Fondante und Girolles Acidulées.

Zum Abschluss folgen mehrere «süsse Momente» und ein Espresso – selbstverständlich mit Villa-Emblem auf dem Schäumchen… Bei der Weinauswahl fällt dem Sauternes Château Lafourie Peyraguey 2005 die krönende Schlussrolle zu. Er duftet herrlich nach Orangenblüten und hinterlässt kein klebriges Gefühl im Mund. Robert Parker hat diesem Süsswein 92 Punkte verliehen.

Villa Lalique, Restaurant, Jean-Georges Klein, Dessert
Instants Douceur – hier hat alles mit Äpfeln zu tun.

Ein „Spätzünder“ mit fulminantem Erfolg

Nach diesem ganz einfach wunderbaren Essen ist mein Interesse an diesem brillanten und doch so bescheiden auftretenden Koch geweckt. Ich erfahre, dass der 1950 geborene Elsässer mit 20 Jahren angefangen hat, als Oberkellner im Restaurant L’Arnsbourg in Baerenthal zu arbeiten. Das Restaurant gehörte seiner Mutter. Nach ihrem Tod 1987 übernimmt Klein den Betrieb, steht nun aber in der Küche. Nur ein Jahr später bekommt er seinen ersten Michelin-Stern! 1998 folgt der zweite und seit 2002 kocht Jean-Georges Klein auf Drei-Sterne-Niveau.

Villa Lalique, Restaurant, Chef Jean-Georges Klein
Jean-Georges Klein ist für die kulinarischen Höhenflüge der Gäste verantwortlich.

Ausserdem wurde er 2008 von Gault Millau zum «besten französischen Koch des Jahres» ernannt und 2012 mit 18 von 20 Punkten bewertet. Für mich persönlich ist dieser Autodidakt nach wie vor der beste Koch. Allerdings wird er mir bzw. anderen Gourmetköchen künftig das Leben schwer machen, denn Klein ist mein neuer Massstab.

Villa Lalique, Restaurant, Espresso
Sogar der Espresso trägt das Villa-Emblem.

Meine Empfehlung: Wer etwas zu feiern hat oder ganz einfach gerne ausgezeichnet tafelt, der wird mit den Künsten von Jean-Georges Klein (und Paul Stradner natürlich) im Restaurant der Villa René Lalique ganz sicher zufrieden sein – wenn nicht gar im siebten Gourmethimmel schweben…

Villa Lalique, Restaurant, Jean-Georges Klein, Friandises
Süsse Kleinigkeiten zum Abschluss…

Infos zum Restaurant Villa René Lalique

Villa René Lalique
18 Rue Bellevue,
67290 Wingen-sur-Moder
Elsass, Frankreich
Tel. +33 388 71 98 98
www.villarenelalique.com

ÖFFNUNGSZEITEN
Hotel und Restaurant sind jeweils am Dienstag und am Mittwoch geschlossen, das Restaurant ist ausserdem auch am Samstagmittag zu.

PREISE
Wir haben das 10-gängige «Signature»-Menü für 198 Euro genossen. Heute tragen die verschiedenen Menüs andere Namen. Am besten lässt Du Dich von den ausführlichen Menükarten auf der Homepage «gluschtig» machen. Selbstverständlich kann man auch à-la-carte essen.

© Text & Fotos (wo nicht anders vermerkt): Inge Jucker | TravelExperience.ch | 2015 | 2021

Offenlegung: Mein Dankeschön geht an Silvio Denz, der das exklusive Mittagessen ermöglicht hat.

Verwandte TravelExperience-Beiträge

Bezaubernde Villa Lalique
Einblicke in die Glasmanufaktur
Schwelgen in Formen und Duft