
Die spinnen, die Schweizer! Echt! Pünktlichkeit in Ehren, aber wir übertreiben es ja schon. Schauen wir doch mal ins Land von Teefix und in seinen Bahnalltag. Paddington Station an einem Nachmittag unter der Woche. Ein Gewusel von Hastenden, Wartenden, Essenden – und mittendrin eine leicht verunsicherte Schweizerin.
Der Zug Richtung Dartmoor hätte schon seit Minuten fahren sollen, doch er ist noch nicht einmal hier. Und auf der Anzeigetafel entdecke ich nicht eine einzige Information. Fährt der Zug etwa nicht? Doch, doch, erfahre ich, aber 30 Minuten Verspätung sind hier peanuts. Ach so…
Die nächste Verunsicherung folgt: Der Zug fährt ein, aber niemand darf aufs Perron. Während man in der Schweiz einfach zu den Geleisen spazieren kann, stehe ich hier erst mal Schlange. Ticketkontrolle. Dann geht’s weiter. Der Zug ist schon seeehr voll und an den meisten Sitzlehnen signalisieren Kärtchen, dass der Sitz reserviert ist. Ähm… hat es hier vielleicht irgendwo ein Plätzchen für mich?!
Reservationstäfelchen hin oder her: ich ergattere einen der letzten freien Sessel. Wird schon gut gehen. Andere Passagiere stehen drei Stunden lang oder setzen sich entnervt auf den Boden. Eine Dame erzählt, dass das Alltag sei und man froh sein müsse, wenn die private Bahngesellschaft einen Zug nicht ganz ausfallen lasse. So richtig beschwert hat sich meine Mitpassagierin aber nicht. Britische Gelassenheit – ein Wundermittel…
Man stelle sich bei uns das Zetermordiogeschrei vor, wenn unsere SBB einfach mal rasch und ohne erkennbaren Grund Zürich–Bern ausfallen liesse. Reicht ja schon, wenn ein Zug mal drei Minuten Verspätung hat, um herumzumotzen. Aber die Schweiz ist ja auch das Land der Uhren…
Ich wünsche ein reibungsloses und angenehmes Vorwärtskommen, egal wo und in welcher Lebenslage. Und lachen Sie, wenn die Schweizer mal wieder spinnen!
© Text: Inge Jucker | TravelExperience.ch
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