Die Anzahl Fahrzeuge, die jährlich an Chur vorbeibraust, geht in die Millionen. Ich habe angehalten und die Stadt erkundet. Der Stopp lohnt sich in jeder Beziehung! Was Du alles erkunden, kosten und geniessen kannst, findest Du in diesem Post.
Chur, Altstadt
In Chur ist der gemütliche Arcas einer der beliebtesten Festplätze. © Chur Tourismus/Nicola Piatro.

Eigentlich war es nicht ganz so gedacht, aber es hat sich so entwickelt: Ich habe Churs Altstadt grösstenteils von seiner süssen Seite kennengelernt. Um die sind die Churer alleweil zu beneiden – genauso um die vielen Sonnenstunden und den seltenen Hochnebel im Winter. Nur der Föhn kann empfindlichen Naturen den Bummel durch die schmalen Gassen und verwunschenen Winkel verderben…

Süssigkeiten aus lokalen Produkten

Wer am Bahnhof Chur ankommt, entdeckt rasch das Café Maron. Hier kehrt beispielsweise Schauspielerin Tonia Maria Zindel ein, Skistar Maria Walliser habe ich auch gesehen, und die Einheimischen plaudern hier gerne zu Kaffee und Kuchen. Es darf dann auch gerne mal ein Stück Alpenstadt-Torte sein, ein Gebäck, das vor ein paar Jahren im Rahmen eines Wettbewerbes von einheimischen Konditoreien entwickelt wurde. Doch was macht die Torte speziell, was ist denn in dieser leckeren Torte eigentlich drin? Sie ist ein durch und durch lokales Produkt. Zu den Zutaten zählen Gran-Alpin-Mehl von Tiefencastel, Eier von Felsberg, Butter von Valendas und Churer Röteli von Drogist Ullius.

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Die Alpenstadt-Torte ist ein leckeres Mitbringsel.

Ihn treffe ich später, denn jetzt spaziere ich erst einmal die Bahnhofstrasse hinauf und weiter durch die Poststrasse, eine der Haupteinkaufsstrassen. Schon bald biege ich rechts ab. Am ehemaligen Kloster Nikolai vorbei – darin befindet sich heute u. a. die Polizei – gelange ich auf den Kornplatz. Hier befindet sich die Gelateria Evviva, die im Sommer schon mal gleich schulklassenweise gestürmt wird. Da braucht es dann Geduld, bis man endlich eine Alpenstadt-Eiscreme geniessen kann… Gelatiere Orazio Crucitti stellt neben «normaler» auch Alpenstadt-Glace in acht Variationen her. Ich probiere die neueste Sorte: mit Churer Röteli – natürlich von Ullius.

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Alpenstadt-Glace schmeckt zu jeder Jahreszeit. © Chur Tourismus


Der Spaziergang geht weiter, durch die Untere Gasse.

Natur und Künstler

In einem Schaufenster weckt eine riesige Bergkristallgruppe mein Interesse. Membrini Kristall. Die funkelnden Bergkristalle sind eine Pracht! Einige davon hat Romeo Membrini selber gefunden, denn er ist auch Strahler. So nennt man Kristallsucher. Bergkristalle sind aber nicht die einzigen Schätze, die Membrini anbietet. Eine Wonne für jede Frau ist die grosse Schmuckauswahl. Und Sammler finden hier Fossilien von Ammoniten und Trilobiten. Eine Spezialität stellen die versteinerten Bäume dar.

Beeindruckt gehe ich nur wenige Schritte weiter, um wieder bei einem einheimischen Produkt Halt zu machen: bei den Alpenstadt-Flaschen und -Schnapsgläschen von Glasbläser Muja. Mit Churer Röteli – von Ullius! – gefüllt, sind die mit einem Rheinkiesel bestückten Spezial-Flaschen hier erhältlich. Allerdings hat Glaskünstler Fred Meyer noch viele andere witzige Ideen umgesetzt. Beispielsweise die Flasche, die auch als Jasskartenhalter dient. Oder jene mit Glocke – «nächste Runde bitte!».

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Röteli in seiner schönsten Verpackung – jener von Glasbläser Muja. © Chur Tourismus

Wieder ein paar Schritte weiter schliesst sich der Entstehungskreis der Alpenstadt-Torte: bei Zuckerbäcker Arthur Bühler. Er ist der Urheber des Tortenrezepts, nach dem heute in den sechs Konditoreien gebacken wird. Mit seinen wallenden Locken und einer guten Portion Schalk wirkt der Zuckerbäcker wie ein Künstler. Und der entwickelt neue Leckereien am Laufmeter. Dazu gehört das schmackhafte Capricorn-Brot in Form eines Steinbockhorns und «Röteli-Stängeli» – natürlich mit Röteli von Ullius. (Seit die Ullius-Drogerie schräg vis-à-vis geschlossen ist, verkauft der Zuckerbäcker auch Röteli.) Und wer feinstes Marzipan mag, der kommt nicht an den «Churer Pfirsichsteinen» vorbei – etwas, das ich immer kaufe, wenn ich in der Stadt bin. Das Marzipan ist himmlisch!

Geheimmixtur

Aber dieser Röteli muss ja schon etwas Besonderes sein – so oft ist er mir «über den Weg gelaufen». Deshalb habe ich Hans Ullius besucht. Der sympathische Drogist, heute allerdings ohne seine angestammte Drogerie, gibt sich bescheiden: «Nein, nein, ich bin nicht der einzige, der Churer Röteli herstellt. Mein Kollege macht ihn auch.» Aber jeder hat sein Geheimrezept.

In der Familie Ullius ist das Rezept bei Sohn Andreas bereits in der fünften Generation angelangt. Die beiden stellen etwa alle zwei Monate in Handarbeit aus getrockneten Bergkirschen und würzigen Zutaten ihren Röteli her. Seit 2014 befindet sich die Produktion im sogenannten «Ochsenhof» beim Obertor, wo man auch an einer Führung teilnehmen kann. «Ursprünglich hat man den Röteli nur zum Jahreswechsel getrunken», erklärt Vater Ullius, «doch heute ist er ein Ganzjahresgetränk. Probieren Sie mal einen Röteli-Kir!» Jetzt hat sich also auch der Röteli-Kreis geschlossen.

Vor lauter «Churinarik» ist die historische Stadt völlig zu kurz gekommen. Doch das kann man sich während einer offiziellen Stadtführung «einverleiben». Was man aber sicher nicht auslassen darf, ist die Kathedrale St. Maria Himmelfahrt. Ihre Besonderheiten sind der aus Holz geschnitzte Hochaltar und die eigentümlich verschobene Gebäudeachse. In der Kathedrale «wohnt» übrigens ein Murmeltier. Wenn Du genau aufpasst, entdeckst Du es an einem Säulenfuss…

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Das jüngste Alpenstadt-Produkt: Alpenstadt-Mutschli. © Chur Tourismus/Yvonne Bollhalder

Neue Stadtführungen

Erst kürzlich sind die neuen Themenführungen vorgestellt worden, welche ab Sommer 2021 (neben den Klassikern wie die Altstadtführung) angeboten werden:

  • Führungen durchs Domschatzmuseum
  • Vorhang auf – Theaterleben in Chur
  • Sang und Klang
  • RhB Backstage
  • Scherben bringen Glück – Archäologischen Schätzen auf der Spur
  • Dorfführung Tschiertschen

Alle Stadtführungen findest Du unter stadtführungen.ch

Infos zu Chur

ANREISE
Mit der SBB geht es ab jedem Schweizer Bahnhof in die Alpenstadt.

UNTERKUNFT

Hotel Stern
Reichsgasse 11
Tel. 081 258 57 57
www.stern-chur.ch
In der Altstadt gelegenes Urgestein der einheimischen Hotellerie, das vom Mitbesitzer Adrian K. Müller mit grossem Engagement geführt wird. Man trifft ihn auch am Steuer des Oldtimers Buick Jahrgang 1933, wenn er Gäste (gratis) vom Bahnhof abholt.

Central Hotel Post
Poststr. 11
Tel. 081 255 84 84
hotelpostchur.ch
mitten in der Fussgängerzone gelegenes 3-Sterne-Hotel, reichhaltiges Frühstücksbüfett.

ADRESSEN

Café Maron
Bahnhofplatz 1
Tel. 081 253 53 53
www.maron-chur.ch

Gelateria Evviva
Kornplatz 9
Tel. 081 252 40 21
www.plankis.ch

Membrini Kristall
Untere Gasse 26
Tel. 081 252 70 20
www.shop.membrini.ch

Muja Glass Design
Untere Gasse 28
Tel. 081 252 54 07
www.muja.ch

Zuckerbäckerei Obertor
Untere Gasse 32
Tel. 081 252 72 72

Churer Röteli
Untere Gasse 32
roeteli.com
Führungen auf Voranmeldung:
Röteli-Führung mit kleiner Degustation (1 Röteli und 1 St. Birnbrot): Fr. 10.–/Person;
Röteli-Führung mit grosser Degustation (Röteli, Birnbrot, Salsiz, Käse, Brot, Wasser): Fr. 25.–/Person
Treffpunkt: Treffpunkt für Führungen (auf Anmeldung) ist auf dem Ochsenplatz (beim Brunnen) beim Eisentor neben dem Zuckerbäcker. Die Besucher werden am Tor abgeholt.
Beachte auch die Stadtführung «Alpenstadt-Häppchen»

WEITERE ADRESSEN

Café Merz

Bahnhofstr. 22
Tel. 081 257 15 15
www.merzchur.ch

Calanda Brauerei
Kasernenstr. 36
Tel. 081 255 85 66
www.calanda.com
Führungen:
Daten: Montag–Donnerstag
Uhrzeit: Flexibel
Dauer: 2,5 Stunden mit Degustation & kleinem Imbiss
Preis: CHF 20.– pro Person inkl. Degustation & kleinem Imbiss, Gruppen unter 10 Personen: CHF 200.– pauschal
Bezahlung: Bar vor Ort
Durchführung: Ab 10 bis max. 60 Personen
Sprache: Deutsch
Buchung erforderlich
Mindestalter 18 Jahre

ALLGEMEINE INFOS
Chur Tourismus
Informationszentrum am Bahnhof
Tel. 081 252 18 18
www.chur.graubuenden.ch

© Text: Inge Jucker; Fotos: Chur Tourismus | TravelExperience.ch | 2013 | 2021