
Selbst wenn ihr Zuname «Rose des Nordens» sehr edel klingt, darf am doch nicht vergessen, dass Chiang Mai eine grosse Stadt ist und viel Verkehr hat. Früh morgens unterwegs zu sein hat also durchaus seine Vorteile. Doch die Autos und Motorräder sind nicht Schuld daran, dass ich mich bereits um fünf Uhr aus den Federn quäle. Viel mehr werde ich eine halbe Stunde später im Hotel abgeholt. Und es geht darum, die Mönche auf ihrer morgendlichen Betteltour beim Wat Srisoda zu besuchen. Es ist noch dunkel, als wir beim Tempel ankommen, die letzten Stufen werden sauber gefegt und die Stände, an denen Blumenkränze und abgepackte Esswaren für die Mönche verkauft werden, sind bereits geöffnet.
Inhalt
Happy, happy
Vom etwas weiter oben gelegenen Kloster kommen die kahlköpfigen, orange gekleideten Mönche mal einzeln, mal in Grüppchen, barfuss die Strasse entlang zum Tempel. Die meisten sind noch sehr jung. Sie sind so früh unterwegs, weil sie um halb acht in der Schule sein müssen. Die älteren Mönche gehen später auf ihre Betteltour.
Die einheimische Bevölkerung geht etwa einmal in der Woche zum Tempel, um den Mönchen zu essen zu bringen. Man ist überzeugt, etwas Gutes zu tun und mit dem Segen der Mönche Gutes zu bekommen. Happy – happy, nennt man das dann. Und das sehen auch junge Menschen so, die schon mal nach dem Disco-Besuch früh morgens direkt zu den Mönchen fahren.
Einige Thais – zu dieser frühen Stunde bin ich noch die einzige Touristin – legen den Mönchen Esswaren in einen Topf, den sie mit sich tragen. Reis, Nudeln und Wasser sind in meinen Paketen, die ich fünf jungen Mönchen übergebe, und ein Mann, so um die 45, holt von seinem Pick-up ebenfalls Essenspakete. Dann knien wir uns auf den Asphalt nieder und die Mönche wünschen uns, in einen Singsang verpackt, Glück, Gesundheit und Wohlergehen und gehen weiter Richtung Stadt.

Die Atmosphäre ist andächtig und von unendlichem Frieden erfüllt, doch im fahlen Licht der Strassenbeleuchtung, wirkt das Bild auch etwas skurril. Und über der ganzen Szenerie wacht die Statue des für die Nordthailänder heiligen Mönchs Kruba Srivichai. Ihm ist – unter anderem – die Strasse zu verdanken, die hinauf zu Chiang Mais Wahrzeichen, dem Wat Phra That Doi Suthep führt, an der wir uns jetzt befinden.
Der Strassenrand füllt sich zusehends, der Himmel wird langsam heller und inzwischen ist auch der erste Touristenbus eingetroffen. Mit dem zunehmenden Rummel verfliegt die besinnliche Note dieser Zeremonie. Deshalb verlassen wir Wat Srisoda und ich freue mich aufs Frühstück im Hotel Dhara Dhevi (<<<< siehe separaten Beitrag).
Hochgenuss im Spa
Gegen Mittag heisst es für mich, das Märchenhotel zu verlassen und mitten in die historische Altstadt umzuziehen, ins Rachamankha Hotel. Von aussen ist es gar nicht als solches zu erkennen, und innen wird es hauptsächlich von der Einfachheit der jahrhundertealten, einheimischen Bauweise geprägt und erinnert mit seinen Säulengängen an ein Kloster. Die Wände bestehen aus handgefertigten Ziegeln, die mit traditionellem Kalkputz überzogen sind. Dabei handelt es sich um die gleiche Technik, die seit 1296 in den Tempeln von Chiang Mai angewendet wird. Doch ich habe nicht lange Zeit, dieses Kleinod mit seinen 25 Zimmern zu bewundern, denn im Oasis Spa Lanna wartet man schon auf mich.

Es handelt sich um eine mehrfach ausgezeichnete und auch in der Presse gefeierte Luxus-Spa-Kette. Die Kunden werden im Hotel abgeholt und wieder zurück chauffiert. Diesen Service benötige ich nicht, denn mein Hotel liegt quasi ums Eck. Da bin ich zu Fuss schneller als das Auto, das der Einbahnstrassen wegen Umwege fahren muss. Im Oasis Spa wird mit althergebrachten Kräutern, einheimischen Ingredienzien und verschiedenen Techniken gearbeitet, über deren Details man sich aber selber schlau machen oder am Empfang fragen muss.
Im Moment ist mir das relativ egal, denn ich freue mich ganz einfach darauf, dass meine vom Elefantenschrubben und -reiten (siehe separaten Beitrag über Patara Elephant Farm) etwas mitgenommenen Muskeln verwöhnt werden. Zwei Stunden lang unterschiedliche Massagetechniken, darunter Thai- und schwedische Massage, heisses Öl, und ich meine, auch heisse Steine gespürt zu haben… Herrlich! Der Spa ist wirklich eine Empfehlung. Es gibt übrigens auch Anwendungen speziell für die Herren der Schöpfung, die das unbedingt einmal ausprobieren sollten. Wenn nicht hier, wo dann?! Der Service ist ausgezeichnet und die Preise – verglichen mit unseren in der Schweiz – sehr erträglich.

Allerdings hat mich meine Masseurin gewarnt, dass am nächsten Tag die Muskeln vielleicht schmerzen würden. Ich müsse dann einfach ganz heiss duschen… Naja, sie ist schon in die Tiefe gegangen, aber ich fühle mich gut und mache mich auf einen kleinen Rundgang. Denn in unmittelbarer Nähe des Hotels und des Spas befinden sich einige schöne Tempelanlagen. Am nächsten Morgen muss ich tatsächlich sehr heiss duschen, damit ich fit für meine letzte Tempeltour werde, die ich zusammen mit Gästeführer Seksan unternehme…
Die schönsten Tempel von Chiang Mai
Das erste Ziel ist der Wat Phra Singh, ganz in der Nähe meines Hotels. Wegen seiner Buddha-Statue zählt der Tempel zu den bedeutenden des Landes. Jedes Jahr im April zu Songkran, dem traditionellen Neujahrsfest in Thailand, wird die Statue aus dem Tempel geholt und in einer prächtigen Prozession durch die Stadt getragen.

Das Gebäude Viharn Lai Kham ist auch seiner klassischen Lanna-Architektur wegen eine der Hauptattraktionen der Tempelanlage, ebenso der glockenförmige Chedi, der auf einem quadratischen, von Elefanten gestützten Socke steht und in der Sonne golden glänzt. Seitlich der Tempelanlage sind viele Essensstände zu finden, da wird gebrutzelt und gegart, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft… Es hat viele Eierspeisen dabei, die in einem Körbchen aus Bananenblatt gekocht werden. Sieht sehr lecker aus, aber Seksan bedeutet mir, dass es woanders Mittagessen gibt.

Vorher fahren wir aber noch zum Wat Suan Dok, was übersetzt in etwa Blumengarten-Kloster bedeutet. Dort wird im Moment grad ein wenig renoviert, was dem Besuch aber keinen Abbrucht tut. Wunderschön der goldene Chedi im Sri-Lanka-Stil, die Wandmalereien, die filigranen Holzschnitzereien und zwei Buddha-Figuren, die Rücken an Rücken ausgerichtet sind. Die sitzende schaut Richtung Osten, die stehende auf den Chedi.

Nach dem Mittagessen nähern wir uns dem Höhepunkt des Nachmittags, dem Wat Phra That Doi Suthep, jener Tempelanlage auf dem Berg, die ein Wahrzeichen der Stadt darstellt. Sie wurde an jenem Ort erbaut, an dem ein weisser Elefant, der mit einer Buddha-Statue des Wat Suan Dok auf dem Rücken, nicht mehr weitergehen konnte oder mochte. Von der Strasse aus hat man etwa 200 Stufen zu bewältigen, oder man nimmt den schräggestellten Lift hinauf. Die Busladungen, sie sich hier ergiessen, nehmen den Lift. Ich auch. Meines Muskelkaters wegen.
Segnungen im Minutentakt
Oben angekommen, verteilen sich die Menschenmassen erstaunlich gut. Aber bei den Mönchen, welche die Pilger und Touristen segnen, herrscht dann doch Andrang. Der eine segnet «nur», der andere gibt jedem – zusammen mit dem Segen – auch ein Armband aus Baumwollschnur mit, in das er rasch einen speziellen Knoten bindet. Den Männern bindet er das Armband um das rechte Handgelenkt, den Frauen legt er es in die linke Hand. Beim Umbinden könnte er eine Frau berühren und das vermeiden die Mönche wo es nur geht. Sehenswert auch der achteckige goldene Chedi, Wandmalereien und Buddha-Statuen – für jeden Wochentag eine –, und last but not least hat man hier Aussicht über Chiang Mai und sieht das Ausmass der Stadt.

Wieder unten auf dem Parkplatz will mein Guide seine Sonnenbrille im Jade-Laden holen, die er am Vortag liegengelassen hat. Ich schmunzle… Ein Vorwand, um mich in den Laden zu bekommen? Das wäre auch einfacher gegangen, denn Jadeschmuck finde ich ohnehin sehr schön und als Souvenir sehr passend. Wer die Wahl hat, hat die Qual… Schliesslich entscheide ich mich für einen weissen Diskus mit grünen und lavendel-farbenen «Wolken». Diese Farbsymbolik – Weiss für Glück, Grün für Wohlstand und Lavendel für gute Gesundheit – wird mich stets an die segnenden Mönche von Chiang Mai erinnern.
Infos zu Chiang Mai
ANREISE
In Chiang Mai, der zweitgrössten Stadt Thailands, kommt man meist von Bangkok her mit der Thai Airways an.
UNTERWEGS
Vor Ort kommt man mit Tuktuks, Songtaews (Sammeltaxis) oder allenfalls Rikschas voran. Hier ist alles über den öffentlichen Verkehr in Chiang Mai zu finden: deutsch.chiangmai1.com/chiang_mai/transport.shtml
UNTERKUNFT
Rachamanka Hotel Chiang Mai
6 Rachamankha 9, Phra Singh,
Chiang Mai 50200
Tel. + 66 53 904 111
www.rachamankha.com
Oder das etwas ausserhalb gelegene Dhara Dhevi – siehe separaten Beitrag.
RESTAURANT
Satesinlp
San Kamphaeng Rd
Chiang Mai
Als Apetizer: Ka Nom Pang Na Moo (Brot, Eier und scharfe Sauce – lecker!)
Hauptgang: Khao-Soi (für Nordthailand typisches Nudelgericht)
Das eine hat 65 Bath, das andere 50 Bath gekostet, zusammen CHF 3.20!
Schön fand ich vor allem, dass man draussen an einem Teich sitzen konnte. Sehr angenehme Atmosphäre, grosse Portionen, günstige Preise.

SPA
Oasis Spa Lanna
4 Samlan Road
Prasing, Muang
Chiang Mai 50200
Täglich von 10–22 Uhr geöffnet, Online-Reservationen sind möglich
www.oasisspa.net
SHOPPING
Auch in Chiang Mai gibt es einen Nightmarket, der bei Touristen sehr beliebt ist. Schön soll auch der Sonntagsmarkt sein, der nachmittags ab 17 Uhr im alten Stadtteil stattfindet. Leider habe ich ihn verpasst, weil das Flugzeug nicht gewartet hätte. In der Altstadt hat es verstreut ebenfalls kleine Läden, oft Schneidereien oder Nähateliers.
Orchid Jade Factory Store
7/7 Srivichai Road, Muang
Chiang Mai 50200
Ja, das Geschäft ist auf Touristen ausgerichtet, aber es hat auf mich einen seriösen Eindruck gemacht. Bevor ich mich im Laden umsehen konnte, hat man mich mit einem Getränk versorgt und mir eine interessante Videopräsentation in deutscher Sprache über Jadeabbau und Jadekunst angedeihen lassen. Ich habe den Preis nicht heruntergehandelt, denn ich fand ihn fair. Ausserdem hat man mir sowieso ein paar Prozente abgezogen. Die Schmuckstücke sind mit Preisschildern versehen.
WEITERE DESTINATIONSINFOS
www.sawadee.de/chiangmai/temples.html
www.tourismthailand.org/Chiang-Mai
www.tourismthailand.ch
© Text & Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch
Offenlegung: Diese Reportage wurde von Amazing Thailand Schweiz und Oasis Spa Chian Mai unterstützt.
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