
Ganz ehrlich: Ohne den Tipp einer tollen PR-Frau wären wir wohl kaum auf dieses hübsche Château gestossen. Und ohne Navi wären wir garantiert auch an der Einfahrt vorbeigedüst. Um so mehr Freude macht es nun, auf diese einmalig schöne Übernachtungsmöglichkeit im Dörfchen Mathod aufmerksam zu machen. Es liegt nur einen Katzensprung (15 Autominuten) von Yverdon-les-Bains am südwestlichen Ufer des Neuenburgersees entfernt. Und in die Weinberge der La Côte ist es auch nur eine halbe Stunde. Etwas länger fahren wir allerdings nach Yvorne (fast eine Stunde) und Gryon (etwas mehr als eine Stunde), doch das ist eine andere Geschichte, die wir im Beitrag Das Waadtland und seine Genusshandwerker genüsslich erzählen.
Inhalt
Gärten zum Lustwandeln
Wie gesagt, das Eingangstor hätten wir fast verpasst. Aber dann geht es – wie sich das für ein Schlösschen gehört – auf einer langen Auffahrt Richtung Haupthaus. Der zentrale Schweifgiebel und die seitlichen Segmentgiebel erinnern auf den ersten Blick an Amsterdam, doch diese barocke Bauart ist bei alten Schweizer Herrschaftshäusern oft anzutreffen. Sein Äusseres hat das Schloss seit es 1775 vom niederländischen Architekten Gaspard Burman erworben und umgebaut worden ist. Später gehörte es dem Marseiller André Robert und 1939 zog seine Enkelin Julie Rivier de Rham mit ihrem Schweizer Malergatten Louis Rivier ein. Er lebte bis 1963 im Château, das samt Nebengebäuden zum Schweizer Kulturgut von nationaler Bedeutung zählt.


Wir werden von Yannick sehr zuvorkommend in Empfang genommen. Weil wir etwas zu früh eingetrudelt sind, bittet uns der Hausherr, doch zuerst eine Runde durch den Garten zu unternehmen. Obwohl es schon Oktober ist, blüht es noch fleissig in den sieben unterschiedlich angelegten Gärten. Bei den Hühnern verweilen wir etwas länger und unter den grossen Kastanienbäumen sammle ich ein paar braun glänzende Früchte. Überhaupt, der Baumbestand. Der ist hier einfach wunderschön und er wird sogar noch erweitert. Insbesondere im Sommer stelle ich mir die Gärten sehr lauschig vor, perfekt, um sich hinzusetzen und ein Buch zu lesen…



Suite Louis Rivier
Unsere Suite ist jetzt bezugsbereit und wir sind sehr gespannt. Sie ist im Oktober 2021 noch das einzige Gästezimmer des Château, doch gegen Ende Jahr wird es dann vier weitere geben, an denen während unseres Aufenthaltes fleissig gearbeitet wurde. Was uns – ausser beim Fotografieren – nicht weiter gestört hat. Der rechte untere Eingang ist der unsrige und am Ende des Flurs befindet sich unser Reich für die nächsten zwei Tage. Das Schlaf-Wohnzimmer ist äusserst gemütlich eingerichtet: Landhausstil kombiniert mit modernen und antiken Elementen und durch Kunst angereichert. Momoll… Hier gefällt es uns!


Auf dem kurzen Weg zum modernen Badezimmer kommen wir an der gut bestückten Küchenzeile vorbei. Für Frühstückskaffee ist also gesorgt – wobei wir noch nicht wissen, dass uns der Hausherr jeden Morgen zwei Tabletts mit frischem Kaffee und Fruchtsaft, voller Brötchen, Butter, Käse, Quittengelée, Joghurt und mehr – alles hausgemacht oder aus der Region – überrascht. Auch wenn wir am ersten Morgen etwas unangenehm früh raus müssen (der Käser in Bière erwartet uns), geniessen wir den Start in den Tag.


Ein Flur mit Überraschungen
Gleich neben unserer Suite führt eine Türe in den Garten, den wir ganz für uns geniessen könnten, wäre das Wetter etwas besser. Gegenüber unserer Zimmertüre liegt das Spielzimmer mit Billardtisch und allerlei antiken Deko-Elementen. Ob der alte Flipperkasten noch funktioniert, getrauen wir uns nicht, auszuprobieren… Ein herrliches Zimmer, in dem man sich wunderbar die Zeit vertreiben kann.


Das Beste kommt aber noch: Eine Türe des Flurs führt in einen Spa-Raum mit marokkanischem Flair! Dampfbad und Sauna sind das ganze Jahr über offen, der Whirlpool nur von Mitte September bis Mitte Mai. Wer den Spa ausschliesslich alleine benützen möchte (also ohne die Besitzerfamilie), kann ihn sich für zwei Stunden reservieren (40–80 CHF inklusive Bademäntel, Hausschuhe grüner oder Kräutertee aus dem Garten). Wir haben eh ein zu volles Programm, also gehen die Spa-Wonnen an uns vorbei…




Abendessen im Château oder auswärts
Wer im Zimmer oder im Garten essen möchte, kann sich für den kleinen Hunger ein «Plateau du Terroir» vorbestellen. Das macht man am besten gleich bei der Reservierung. Die reichhaltige Platte zu 60 Franken bietet lokalen Aufschnitt, Käse, Gemüsegarnitur und Brot für zwei Personen. Die Platte inklusive eine Flasche Wein aus der Gegend kommt auf insgesamt 85 Franken zu stehen. Lieferung: frei Suite.

Die Alternative, «Plateau Bulles Impériales», kommt mit zwei Portionen Rauchlachs, Butter, Toasts, Kapern und Gemüsegarnitur sowie einer Flasche Blanc de Blanc Brut Impérial Cave de la Combe, Mathod, und kostet 105 Franken (ohne Wein: 60 Franken). Das klingt alles enorm verlockend und das Aufschnitt-Käseplättchen hätte mir sicher gut geschmeckt, aber unser Tages- bzw. Abendprogramm hat noch ein paar offene Punkte. Weil wir vorreservieren müssten, lassen wir es bleiben und gehen in zwei komplett unterschiedlichen Restaurants auswärts tafeln:
Le Bras d’Or ist vom Château aus gut zu Fuss erreichbar. Es gibt Menüs ab zwei Personen, die sehr reichhaltig sind. Wer nicht Lust auf drei Gänge oder einen der Menüpunkte hat, stellt sich sein Essen einfach à la carte zusammen. Man hat die Wahl unter Salaten, Tatar, Risotto, Cannelloni, Fisch, Fleisch und Desserts. Das Restaurant ist sehr beliebt. Wer nicht reserviert, läuft Gefahr, nicht in der gemütlichen Stube einen Platz zu bekommen, sondern im neuen Saal nebenan, der ziemlich kühl eingerichtet bzw. beleuchtet ist. Da hilft auch das Aquarium nicht über den Atmosphärenkiller hinweg… Geschmeckt hat’s aber trotzdem.

Le Pécos liegt zwischen Yverdon-des-Bains und Grandson und gehört zum gleichnamigen Campingplatz. Entsprechend ist das Restaurant unkompliziert, aber gemütlich. Schon das Logo zeigt, dass hier Fische in der Küche eine Hauptrolle spielen: Egli und Felchen zählen zu den Spezialitäten. Doch es gibt auch bewährte Klassiker wie mariniertes Rindfleisch mit Frites, Filet Mignon und im Herbst natürlich Wild. Die Felchen haben hervorragend geschmeckt und auch das Vermicelle wurde ratzfatz verputzt!

Hausgemachtes zum Nutzen und Kaufen
Im Badezimmer macht uns Yannick auf die hausgemachten Körperpflegeprodukte aufmerksam: Duschgel, Shampoo, Körpermilch und Seife. Wer sie mag, kann sie auch als Mitbringsel in der Hausboutique erstehen. Dort sind auch einige Gourmetprodukte, die aus dem Garten stammen, erhältlich: Nussöl, Honig, Konfitüren, Sirup und Kräutertee.

Fazit
Gerne jederzeit wieder! Wir haben uns sehr wohl gefühlt und das Frühstück war ein Traum! Wenn wir uns das nächste Mal auf Erkundungstour in die Waadt begeben, ist die Ausgangsbasis eigentlich schon klar. Natürlich sind wir auch mächtig auf die neuen Zimmer gespannt…

Infos zum Château de Mathod
Château de Mathod
Route de Suscévaz 4
CH-1438 Mathod
Tel. +41 79 873 88 60
www.chateaudemathod.ch
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