
Das Burgenland – so kommt es mir vor – scheint nicht nur das Land des Zweigelts, sondern auch der Gänse zu sein. 6500 Weidegänse sollen es insgesamt sein, die auf grossen Wiesen herumwatscheln. Auf dem Gelände der Vila Vita in Pamhagen haben wir einen kleinen Teil davon gesehen. Und dann kommen die wilden Gänse noch dazu! Die besuchen wir im Seewinkel, einer Ansammlung kleiner Seen östlich des Neusiedler Sees.

Inhalt
Idealer Ausgangsort: Frauenkirchen
Als Basis dient uns die St. Martins Therme & Lodge bei Frauenkirchen, die am Rande des Nationalparks «Neusiedler See – Seewinkel» gelegen ist. Die gelungene Kombination von Therme und Hotel mit Lodge-Feeling ist für Naturliebhaber geradezu perfekt. Der Gast merkt rasch, dass sich hier (fast) alles um die Tiere der Region dreht.


Vor dem Frühstück kann man noch rasch den Hühnern und Eseln guten Tag sagen, danach das Nationalpark-Zentrum besuchen oder im Thermalbad entspannen. Eine Seewinkel-Safari sollte aber auf keinen Fall fehlen. Mit den hauseigenen Biologen und Verhaltensforschern Denise Reiter und Ronald Knapp geht es am späteren Nachmittag los. Stilecht mit besten Feldstechern ausgerüstet, steigen wir in den Jeep. Wir hoffen auf wilde Gänse, denn die konnten wir bislang nicht beobachten.


Gans genaue Wissensvermittlung
Die Graugänse, die am Seewinkel brüten, ziehen seit 2005 nicht mehr in den Süden. Sie vermehren sich «nur» noch durch Gänse, die aus dem Norden zuziehen. Vögel, die das Ziehen nicht von ihren Eltern lernen, bleiben sesshaft. Das gilt auch für andere Gänsearten und Kraniche. Graugänse, die noch ziehen, legen pro Tag 500 bis 600 Kilometer zurück.

Gänse leben in monogamer Dauerehe und, ähnlich wie die Menschen, kennen sie Eifersucht und Trauer. Eifersuchtskämpfe werden mit Flügelschlägen ausgetragen, was schon mal zu Verletzungen führen kann. Die Gegend Seewinkel ist für die Gänse ein besonders guter Lebensraum, weil es hier kaum Bäume gibt, die potentiellen Feinden Sichtschutz bieten würden. Die Vögel werden über 20 Jahre alt!


Auf Vogel-Safari
Nach dem Vermitteln dieses Gänse-Wissens, sind wir bereit für erste Beobachtungen. Vom Aussichtsturm aus entdecken wir zwar keine Gänse, aber die friedvolle Landschaft vermag zu begeistern. Auf Wiesen und Weiden, in Salzlacken (salzhaltige Seen) und im Schilf lassen sich unzählige Pflanzen- und Tierarten beobachten.

© St. Martins/Kurt M. Westermann

Von den 350 Vogelarten, die sich hier im Laufe eines Jahres aufhalten, kann man locker ein Dutzend sehen. Aber um eines der Säugetiere, beispielsweise einen Fischotter oder ein Zisel zu entdecken, braucht es richtig viel Glück. Das haben wir natürlich nicht, doch um ehrlich zu sein: wir sind irgendwie total in die Gänse vernarrt und sind deshalb gans zufrieden.

Gegen Ende der Safari, am Kiesufer eines sonst von Schilf geschützten Sees, kommen wir auf unsere (Foto-)Kosten: Ausser den Gänsen, die wir am Himmel und zu Wasser in weiter Ferne beobachten können – fotografieren ist etwas schwieriger –, geniessen wir einen Sonnenuntergang wie man ihn nur in der Ebene und am Wasser erleben kann. Ein Traum!

Ein gemütlicher Tagesausklang
Fürs Abendessen suchen wir uns einen Buschenschank aus: Das Gowerl-Haus in Illmitz. Es ist nicht auf Gänse fokussiert, aber auf hauseigenen Wein, der zur Hausspezialität Mangalitzaschwein prima passt.

Im urigen Lokal geht es genauso unkompliziert zu und her, wie wir es schon in Purbach am Kellergassenheurigen erlebt haben. Der für seine alten Weinkeller berühmte Ort liegt in der Nähe von Rust auf der anderen Seite des Neusiedler Sees. Die Freistadt Rust hingegen kennt man – ausser der Weine und der TV-Serie «Der Winzerkönig» wegen – auch dank seiner fliegenden Wahrzeichen, den Störchen.

Burgenländische Schmankerln
Über Grammelpogatscherl (Hefegebäck mit Schmalz) sind wir in Rust gestolpert. Grenadiermarsch und Blunzngröstl kann man wider Erwarten ebenfalls essen: Ersteres ist ein Kartoffel-Nudel-Wurstgericht, letzteres gebratene Blutwurst mit Kartoffeln. Ein Köla ist ein Keller und eine Kölapartie ein Kellerfest, so wie man es in Purbach erleben kann. Dort geniesst man, auf Bangln (Bänken) sitzend, a Glasl Wei, trifft sicher a Weibsbüd (Frau), a Feschak (fescher Kerl) sowieso und a Lausbui (Lausbub). Und vielleicht auch a Diwanwoizn (kleiner Hund).
Die Beispiele stammen mehrheitlich aus dem Mini-Sprachführer, den das Weinwerk Burgenland herausgegeben hat.
Ich kann es drehen und wenden wie ich will – die Sonnenauf- und Untergänge im Seewinkel und am Neusiedler See sind schlicht umwerfend! Und es braucht keine Wahnsinnskamera, um sie festzuhalten, denn die heutigen Smartphone-Kameras beherrschen diese Lichtverhältnisse. Wer jedoch Vögel fotografieren will, ist mit einer System- oder Spiegelreflexkamera mit Teleobjektiv und einem Stativ gut beraten. Bleibt nur noch eins zu wünschen: Viel Spass auf der Seewinkel-Safari!
Infos zum Burgenland, Wein & Gänsen
Diese Burgenlandreise war so vielfältig, dass wir uns entschieden haben, aus der Reportage einen Mehrteiler zu machen. Dies ist der vierte und letzte Teil. Weiter unten, bei den «verwandten TravelExperience-Beiträgen», sind alle anderen aufgeführt.
Noch ein Wort zu St. Martins Therme & Lodge
Das Burgenland ist für seine Thermen hinlänglich bekannt, St. Martin ist jedoch eine Besonderheit. Ausser den fünf Innen- und drei Aussenpools, gibt es fünf Saunen mit unterschiedlichen Schwitzklimas, eine Dusch-Erlebnislandschaft mit Wasserfall und verschiedene Liegemöglichkeiten. Ein Bereich der Therme ist öffentlich, der andere den Lodge-Gästen vorbehalten.

Neben Therme und Lodge ist St. Martins auch ein zertifizierter landwirtschaftlicher Betrieb für «tiergestützte Intervention». Und ab jetzt zitiere ich die Erklärung von der St. Martins-Homepage: «Für die tiergestützte Intervention musste eine Ausbildung sowohl von Mensch als auch Tier absolviert werden. Die tiergestützten Fachkräfte, die Tiere, die Stallungen und die Sicherheit am Bauernhof wurden genau geprüft. <Tiergestützte Intervention> beschreibt den bewussten und gezielten Einsatz von Tieren in der Pädagogik und/oder Therapie. Das St. Martins TGI-Team befasst sich täglich mit den Tieren des St. Martins-Stalls. Dementsprechend sind die Barockesel, Ziegen, Hühner & Co. äusserst motiviert und sehr gerne – unter fachkundiger Leitung – mit Menschen gemeinsam aktiv.»
Also da kann man nur viel Vergnügen wünschen – ein tolles Erlebnis mit diesen Tieren!


Und hier geht es zur Info-Seite zu den Burgenland-Beiträgen, ausserdem sind alle Infos und Adressen zu dieser Reise unter dem Motto «Wein und Gansl» in einem PDF zusammengefasst, das dort zum Herunterladen bereitsteht.
© Text und Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch | 2020
Offenlegung: Ich war von Österreich Werbung Zürich und Burgenland Tourismus zu dieser Recherchereise eingeladen.
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