Die berühmte Burg Bernstein aus dem 13. Jahrhundert, die jeden Kindertraum vom Rittertum erfüllt, heisst heute erkundungsfreudige und geisterfeste Gäste willkommen.
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Zwischen dem äusseren Burgtor und dem eigentlichen Eingang zur Burg Bernstein befinden sich Gärten und ein Gästehaus.

Burg Bernstein und seine Geister

Der «Rote Iwan», bürgerlich einst Palatin Johann II Ivan genannt, müsste seit 1308 eigentlich mausetot sein. Doch will man Alexander Almásy, Burgherr von Burg Bernstein, Glauben schenken, so treibt der mit dem harmlos klingenden Übernamen «Schlosshansl» bedachte Geist selbst heute noch sein Unwesen. Und immerhin seit dem 16. Jahrhundert erscheint nächtens die «traurige Weisse Frau» von Bernstein, deren historisches Vorbild Katharina Frescobaldi sein soll, die von ihrem Mann ermordet wurde – entweder erstochen oder im Burgturm eingemauert… Wie gut, bleibt es jedem selbst überlassen, an Geister zu glauben oder die Sache als Legenden und Geschichten zu betrachten.

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Von Norden her kommend wird der Gast begrüsst und hat auch schon die Burg Bernstein im Blick.

Burgherrin Andrea Almásy weiss im lauschigen Burghof oder abends am grossen Tisch in der Burgküche Geschichten zu erzählen – insbesondere über ihre Vorfahren, die es trefflich verstanden, ihre Gäste zu erschrecken. Heute allerdings wird auf Burg Bernstein im österreichischen Burgenland mit den Gästen äusserst pfleglich umgegangen, handelt es sich doch um ein Burghotel mit einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.

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Trutzig und schön: die Burg Bernstein von aussen.

Wir fühlen uns wie aus der hektischen Welt hinauskatapultiert und wärmstens aufgenommen hinter den schützenden Burgmauern. Der Alltag bleibt draussen vor dem grossen Tor. Definitiv.

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Im Burghof ist es so richtig gemütlich, da kann man eine Jause geniessen und ein Glas Wein.

Prinzessin- und andere Suiten

Die Patina brauchte für ihre (vorläufige) Vollendung Jahrhunderte und ist absolut authentisch. Ebenso die Möblierung, die aus Antiquitäten der früheren Burgbesitzer besteht. So haben wir beispielsweise im Originalbett (aber nicht mit Originalmatratze!) übernachtet, in dem Prinzessin Marie Esterházy einst träumte. Sie lebte hier 50 Jahre lang, und der Eingang zu ihrem Reich ist weder von aussen noch von innen klar zu erkennen.

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Im Salon der Prinzessin-Suite muss man die Türe ebenfalls suchen. Türfalle, Scharnier… Ah, da ist sie ja…

Das suchende Auge findet jedoch die Türfalle und auch die Scharniere sind verräterisch. Im kleinen Salon, der zu unserer Prinzessin-Suite Nr. 17 gehört, fühlen wir uns in der Zeit genauso zurück versetzt wie in den übrigen Gemächern des ehemaligen Hausherrn und Wüstenforschers Ladislaus E. Almásy. Er ist – fälschlicherweise! – seit 1997 besser als «der englische Patient» bekannt. Der mit neun Oskars ausgezeichnete gleichnamige Film stellt nämlich nicht die reale Lebensgeschichte des Wüstenforschers dar. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Entlang dieses Ganges führen Türen in die Gästezimmer. Jene zu Nr. 17, der Prinzessin-Suite, ist wirklich seeehr unauffällig!
Schon fast eine Geheimtüre!

Elf ganz unterschiedliche Suiten stehen zur Verfügung, die meisten mit angrenzendem, modernem Badezimmer. Da musste sich der Burgherr etwas einfallen lassen, denn die historischen Räume mit Bädern zu versehen, war gar nicht so einfach. Ist aber gut gelungen. Auf Burg Bernstein haben die Gemächer weder Schlüssel noch Telefonanschluss, Fernseher oder Minibar – gab es vor Jahrhunderten schliesslich auch nicht. Dafür gibt es Historie hautnah zu erleben.

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Das Schild erinnert an Ladislaus E. Almásy, der hier geboren wurde und dank eines Filmdrehbuches zu späten Ehren kam.

Besonders spannend ist es, die Burg zu erkunden, solange die anderen Gäste noch nicht eingetroffen sind. Dann darf man jede Türe öffnen und so richtig neugierig sein. Und der Burgherr freut sich spitzbübisch, wenn ein Gast eine ganz spezielle Türe öffnet. Was er dort entdeckt, verraten wir hier aber nicht.

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Im Burghof und rund um die Burg gibt es viel zu entdecken – hier eine alte Sonnenuhr.

Schade ist es, dass man ab Sommer 2017 nicht mehr in den Genuss eines Abendessens im Rittersaal kommt… Hier gibt es kein Elektrisch, dafür jede Menge Kerzen. Und er war für uns der ultimative Ort, um das von der Burgherrin auf dem Holzherd zubereitete Abendessen zu geniessen, das so gut schmeckte, dass man das Mahl kaum beenden mochte. Der Rehrücken mit Serviettenknödel war ein Gedicht! Wirklich schade, aber wer möchte der Burgherrin nicht den Ruhestand gönnen? Für ihre Köstlichkeiten stand sie nämlich jeden Tag stundenlang in der Küche.

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Der Rittersaal ist eine Augenweide – ganz ohne Elektrisch!

Kunstvolles im Felsenmuseum

Wir haben uns in der Burg und im Burggarten unheimlich wohl gefühlt, aber irgendwann muss man doch auch die Gegend erkunden. So haben wir das Felsenmuseum am Fusse des Burghügels in Bernstein entdeckt. Die Bernsteinstrasse, ein alter Handelsweg, der die Nord- und Ostsee mit dem Mittelmeerraum verband, führte hier vorbei. Doch die Gegend ist nicht für Bernstein, sondern für Edelserpentin bekannt. Und so hat Bildhauer Otto Potsch hier sein Atelier eingerichtet und stellt wunderschönde Skulpturen und Objekte aus dem grünlichen Stein her. Sie sind im Felsenmuseum ausstellt.

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Aus Edelserpentin schafft Bildhauer Otto Potsch wunderschöne Objekte wie diese Kugelvase.

Eine seiner Spezialitäten ist die Sphärenkugel, deren Geheimnis er schon mit 19 Jahren entdeckte. Es ist eine Kugel, meist aus Elfenbein, höchst selten aus Serpentin, in der eine frei bewegliche Kugel liegt. In dieser bewegt sich wieder eine Kugel und noch eine usw. – bis zu 15 Kugeln! Die Beschreibung samt Bildern ist unter diesem Link zu finden.

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Auch dieses Pferd – es ist sehr gross – hat Otto Potsch aus dem Edelserpentin herausgearbeitet.

In der Unterwelt des Museums erfährt man ganz viel Wissenswertes über die Bergbaugeschichte der Gegend. Ein Teil der Ausstellung ist natürlich auch dem Bernstein gewidmet – Nomen est Omen. Und wer sich ein Andenken kaufen möchte, ist hier sehr gut aufgehoben – insbesondere die Damen, die unter vielen Schmuckstücken auswählen können.

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Im Felsenmuseum in Bernstein gibt es eine interessante Ausstellung zur Bergbaugeschichte der Gegend.
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Shopping für Bernstein-Freaks – das Felsenmuseum bietet sehr schöne Schmuckstücke an.

Burg Forchtenstein – wieder bei den Esterhazys

Etwas weiter nördlich von Bernstein, fast auf halbem Weg nach Wien, lohnt sich der Besuch der Burg Forchtenstein, einem Bollwerk, das seine Wurzeln im Mittelalter hat. Respekteinflössend thront sie auf einem Hügel im Wulkatal. Sie hat in ihren Anfängen sehr häufig die Besitzer gewechselt, doch seit 1622 ist die Burg Forchtenstein im Besitz der Familie Esterházy. Heute sind in der Burg die Ausrüstung der Esterházy-Regimenter und Beutestücke aus den Kämpfen gegen die Osmanen, Preussen und Franzosen ausgestellt.

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Die Burg Forchtenstein wirk schon aus der Ferne sehr imposant.

Sehr verwundert haben wir ein bestimmt zwei Meter langes, ausgestopftes Krokodil an der Decke hängend entdeckt. Es passt so gar nicht hier her… Aber es gibt eine Geschichte dazu: Der Krokodilrachen zeigt gen Osten, also in die Richtung, aus der die osmanischen Truppen eine ständige Bedrohung darstellten. Das Nilkrokodil sollte Unheil abwehren und es hat einen guten Job gemacht, denn die Burgmauern blieben bis heute unversehrt, unüberwindbar und uneingenommen.

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Das Krokodil, das so gar nicht hier her passen will, aber ganz wichtig ist.

Bereits im 19. Jahrhundert hatte sich das «Bergschloss» zum Museum gewandelt und war ein beliebtes Ausflugsziel. Und seit Juli 2015 gibt es hier auch ein modernes Restaurant hinter den Mauern der Roten Bastei. Ich habe hier ein ausgezeichnetes Wiener Schnitzel mit Karrtoffelsalat gegessen und kann das Restaurant nur empfehlen. Und dann geht’s schon weiter zum Flughafen und ab nach Hause.

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Der Innenhof des Hochschlosses ist in Seccomalerei aus der Zeit um 1690 gestaltet.

Infos zum Hotel Burg Bernstein und Umgebung

Burg Bernstein
Schlossweg 1
A-7434 Bernstein
www.burgbernstein.at

ANREISE
Mit dem Flugzeug nach Wien, von dort idealerweise mit einem Mietwagen weiter.

ADRESSEN
Bernstein Felsenmuseum

Otto Potsch
Hauptplatz 5
A-7434 Bernstein
www.felsenmuseum.at

Burg Forchtenstein
Melinda-Esterházy-Platz 1
A-7212 Forchtenstein
http://esterhazy.at/de/burgforchtenstein/index.do

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Das letzte Wiener Schnitzel bevor wir wieder nach Hause reisen. Ein Genuss im Restaurant der Burg Forchtenstein.

WEITERE INFOS
www.suedburgenland.info/de/
www.burgenland.info/

Österreich Werbung, Zürich
Gratis-Tel. 00800 400 200 00 (aus der Schweiz)
www.austria.info

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© Text & Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch