Ein Bullet Journal kann alles enthalten, was den Alltag (und Ferienreisen!) leichter planen und strukturieren lässt. Wie das geht? Naja, zunächst einmal mit dem Willen, kreativ werden zu wollen und sich von Gewohntem teilweise zu verabschieden.
Bullet Journal, Monthly Logs
So ein Bullet-Journal-Kurs führt zu den unterschiedlichsten Ergebnissen, obwohl sich alle an einer Vorlage orientiert haben. So macht man seine ersten Schritte am einfachsten.

Ein grauer November-Tag in Zürich, genau die richtige Stimmung, um meine Kreativität mal wieder ein wenig in Schwung zu bringen. Ein Crash-Kurs erläutert mir die ersten Schritte zu meinem eigenen Bullet Journal. Puhhh… ob ich das schaffen werde? Spannend ist diese Art von Termin- und anderer Planung aber auf jeden Fall.

Woher kommt Bullet Journaling?

Die Welle schwappt – wie könnte es anders sein – aus Amerika herüber. Das erklärt auch die vielen englischen Ausdrücke. Der New Yorker Grafikdesigner Ryder Caroll hat vor einigen Jahren seine eigene Methode bekannt gemacht und damit einen Kontrapunkt zur digitalen Welt geschaffen. Damit trifft er bei vielen ins Schwarze. Inzwischen ist seine Methode des Protokollierens von anderen verfeinert und verändert worden und hat der Papeterie- und Schreibwaren-Branche unbestritten ein neues Produktefeld bzw. eine weitere Vermarktungsmöglichkeit beschert.

Bullet Journal, Material, Stifte
Eine kleine Auswahl an Zubehör, das man fürs Bullet Journaling nutzen kann.

Was braucht es für ein Bullet Journal ?

Jetzt aber mal von vorne: Es ist in dieser selber gemachten Agenda namens Bullet Journal (kurz: BuJo) zwar alles möglich, aber ein paar Fragen sollte man sich zuerst schon stellen und Antworten finden.

  • Will ich einen Terminplaner ein Notiz- oder Tagebuch führen?
  • Welches Format soll mein Journal haben?
  • Wie sollen die Seiten aussehen: Leer, liniert, kariert oder gepunktet?

In der Papeterie und im Buchhandel wird man in Sachen Journal von unterschiedlichen Herstellern fündig. Im Internet werden die internationalen Quellen dann beinahe unerschöpflich. Mein erstes Journal und Übungsbuch stammt von Leuchtturm1917, Grösse A5 mit gepunkteten Seiten. Die Punkte sind praktisch, und recht unauffällig, wenn man noch zeichnen/malen möchte. Allerdings merke ich schnell, dass das Papier für meinen Geschmack zu dünn ist…

Bullet Journal Einsteigerkurs
Im Einsteigerkurs mit Holly bekomme ich das nötige Rüstzeug.

So geht Bullet Journaling

Erste Schritte habe ich von Holly mit Produkten von Faber-Castell gelernt, aber dann bin ich sehr rasch – vor allem auf Pinterest – vom Thema förmlich aufgesogen worden. Deshalb gibt’s hier viel Basiswissen von Holly und eigene Entdeckungen von anderen Journaling-Freaks.

Bei den folgenden Erklärungsschritten gehen wir mal von einem kreativen Terminplaner aus, der mit Notizen und Zeichnungen angereichert werden kann. Und wieso nicht auch ein Reisetagebuch einbauen? Der Freiheit steht da ja nichts im Wege.

Wasserfarbstifte Albrecht Dürer
Grösser als die Farbpalette der Albrecht-Dürer-Wasserfarbstifte ist der Gestaltungsspielraum in einem Bullet Journal.

1. Wem gehört dieses Buch/Journal
Falls es verloren geht: Eine Adresse angeben, damit sich der Finder melden kann. Viele Hersteller haben bereits eine vorgedruckte Seite ins Journal integriert.

2. Index
Das Inhaltsverzeichnis, das wächst und wächst… In vielen Journalen sind diese Seiten bereits vorgesehen und gestaltet. Andernfalls lässt du einfach 4-5 Seiten frei und trägst dort die Seitenzahlen der Journalbestandteile ein, angefangen beim Future Log, dem ersten Montly Log usw.

3. Titelbild (Coverseite)
Auf ein oder zwei Seiten kannst du ein passendes Cover schreiben, zeichnen, malen, welches den Zweck und Inhalt deines Journals darstellt. Beispielsweise «Bullet Journal 2020». Jahrgänge sind immer gut.

4. Key
Wer Termine und To-Do-Listen im Bullet Journal führt, wird gerne mit einem der Herzstücke dieser Art zu protokollieren arbeiten: Mit Keys – Symbolen und Farben. Es lohnt sich durchaus, diese Schlüsselsymbole in einer Legende festzuhalten, denn sie können sich mit der Zeit verändern. Und liest du Jahre später dein Bullet Journal erneut, kann es ganz hilfreich sein, die damaligen Keys zu kennen. In Leuchtturm1917-Journalen sind die Keys in der Buchdeckel-Innenseite zwar vorgedruckt, aber vermutlich entwickelst du rasch deine eigenen.

Bullet Journal, Key Seite
So könnte ein Symbolschlüssel aussehen.

5. My Words
Eine Seite, die regelmässig mit Jahres- oder Monatsvorsätzen und/oder Wörtern des Jahres/Monats gefüllt wird, habe ich bei Jasmin entdeckt und für kreativ und nachahmenswert befunden. Besonders schön wird die Seite, wenn man Handlettering beherrscht (s. weiter unten). Am Jahresende zu sehen, was für einen persönlich speziell wichtig war (oder komplett daneben), finde ich total spannend.

6. Memories
Monatliche Seiten voller Erinnerungen, die gezeichnet, geschrieben oder eingeklebt werden, finde ich ebenfalls sehr unterhaltsam. Entdeckt habe ich diese Seiten bei Veronika.

7. Future Log
Nach den unterhaltsamen kommen wir zu den unverzichtbaren Seiten. Zunächst: «Log» engl. = Protokoll: In einen Log trägst du Wünsche für die Zukunft, Ansätze einer Planung oder auch nur Ideen ein, aber genauso auch Handfestes wie Verabredungen.

Bullet Journal, Future Log
Der Future Log kann wie hier ganz simpel oder sehr detailliert gestaltet werden. Fürs erste hat mir das für eine Übersicht gereicht. Ich bin sicher, das entwickelt sich noch weiter.

In den Future Log kommen alle wichtigen Dinge der nächsten Monate. Termine, Aufgaben, eine To-do-list quasi. Wie viel Platz du einräumen möchtest und wie ausführlich ein solches Übersichtskalendarium sein soll, hängt mit der Terminlastigkeit des Berufes zusammen. Vielleicht musst du – learning by doing – einfach mit der Zeit herausfinden, was es braucht.

Im Web sind auch Vorlagen von sehr detaillierten Future Logs zu finden, die ausgedruckt und eingeklebt werden können. Inspirationen und Ziele (evtl. in Kategorien aufgeteilt) lassen sich in separaten Future Logs führen. Einige Beispiele: Quartalsplanung, Mondphasen, Social Media-Zahlen, das Jahr in Pixeln, Vorsätze (z. B. möglichst kein Plastik mehr zu verwenden)…

8. Monthly Log
Hier wird der jeweilige Monat schon detaillierter dargestellt und erlaubt eine gute Orientierung. Diese Monatsübersicht kann ganz einfach gehalten oder kreativ ausgeschmückt sein – ganz wie’s beliebt. Und keine Scheu – Meister fallen selten vom Himmel! Man kann sich ja auch langsam einleben, üben, von anderen abschauen…

Bullet Journal, Montly Log
Mein erster Versuch, mit den Wasserfarbstiften «Albrecht Dürer» umzugehen. Mit Hilfe des Wassertankpinsels wird aus der Zeichnung ein Aquarell. Okay, es braucht noch ganz viel Übung, aber der Spass ist gross!

9. Weekly Log
Wer viele Termine und Aufgaben zu managen hat, legt sich eine Wochenübersicht an. Das ist wohl sehr individuell, aber auch hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Bullet Journal, Weekly Log
So könnte ein Weekly Log aussehen. Ja, ich weiss, ich hab die Tannen noch nicht drauf… ;-)

10. Daily Log
Auch hier hast du die Wahl, wie viel Platz du einzelnen Tagen einräumen möchtest. Gehören nur Termine und Aufgaben zu den Einträgen oder auch Gedanken, Gefühle und Geistesblitze? Wer eine Wochenübersicht führt, kann dann ja Tag für Tag so eintragen, wie es gerade erforderlich ist. Auch weitere Seiten für Zeichnungen, Fotos etc. lassen sich so beispielsweise während der Ferien einbauen.

Bullet Journal, Daily Log
Ein ganz rudimentärer Daily Log mit einer halben Seite pro Tag. Also da muss ich mich erst noch einleben… Hier auch eine kleine Auswahl an unverzichtbaren Hilfsmitteln wie Radiergummi, Spitzer, Bleistift und Massstab.

Ideen ohne Ende

Was ich bei meinen Recherchen Interessantes entdeckt habe, verrate ich hier in aller Kürze.

  • Book Log: trage all die Bücher ein, die du gerne lesen möchtest. Hast du das Buch fertig, kannst du es abhaken und deine Meinung dazu schreiben.
  • Movie Log: halte all die (Kino)Filme fest, die du dir unbedingt ansehen möchtest. Danach lassen sie sich auch bewerten.
  • Travel Log: darin würde ich mal festhalten, in welchen Städten oder Ländern ich schon war oder welche Orte auf dieser Welt ich noch (unbedingt) besuchen möchte; sozusagen eine Bucketlist. Ein Travel Log kann aber auch eine Reiseplanung oder ein Reisetagebuch sein, das ins Bullet Journal integriert oder separat geführt wird. Im Handel sind eigens gestaltete Travel-Log-Bücher erhältlich.
  • SelfCare-Tracker – dieser Tipp stammt von Holly: Im ganzen Alltagsstress vergessen wir oft, auf uns selbst zu achten. Wie wäre es also mit einem SelfCare-Tracker, in welchem wir auf unser Wohlbefinden achten und es festhalten? Wie dies geschieht, ob mit Farben, Symbolen oder zwei, drei Wörtern, ist dir überlassen.

Hilfsmittel und mehr

Ausser dem Journal von Leuchtturm1917 habe ich Pitt Artist Pens und Brushes verwendet, diverse Highlighter/Marker (cool finde ich die brandneuen Metallicfarben von Faber-Castell) und Albrecht-Dürer-Wasserfarbenstifte. Letztere werden mit dem praktischen Wassertankpinsel aquarelliert. Hilfreich sind auch Bleistifte, Radiergummi, Spitzer, Massstab, Schablonen und Zirkel.

Faber Castell, Wasserfarbstife Albrecht Dürer, Lederrolle
Zuoberst auf meiner Wunschliste: In diese Stifterolle aus Leder, mit Albrecht Dürer Wasserfarbstiften bestückt, habe ich mich auf den ersten Blick verliebt… Da bleibt auch Platz für Bleistifte und den Wassertankpinsel.

Wichtig: Wer mit Highlightern, Markern und Wasser arbeitet, muss unbedingt wasserfeste Fineliner verwenden, falls die Linien übermalt werden sollen! Ausserdem ist dickeres Papier zu wählen, das sich beim Einsatz von Wasser nicht so stark wellt. Man kann natürlich auch zwei leere Zwischenseiten zusammenkleben…

Mein Fazit

Toll am Bullet Journaling finde ich, den Ausflug/die Rückkehr in analoge Tätigkeiten für etwas, was das Smartphone zwar gut kann, aber nicht flexibel ist. Und des weiteren ist es eine Wonne, dass man völlig frei ist, wie man sich im Bullet Journal organisiert. Ein reiner Terminplaner braucht eigentlich keinen Platz für Zeichnungen und Verzierungen. Aber wenn es dann doch mal passend wäre, ich Zeit und Lust verspüre, so habe ich immer die Freiheit, einzubauen, was mir Spass macht.

Ich kann mich auch jederzeit von einer zurechtgelegten Organisation verabschieden und mich neu orientieren. Das Grundprinzip von Bullet Journaling ist die freie Entscheidung, jeden Tag erneut für alle möglichen, denkbaren Änderungen offen zu sein und sie zu realisieren oder ausprobieren – und sie allenfalls wieder zu verwerfen. DU ENTSCHEIDEST, WAS WICHTIG IST! Und damit gibt man seinem Leben schon mal eine Struktur.

Goldener Marker von Faber Castell
Ganz neu und vielseitig einzusetzen: Metallicfarbene Highlighter.

Besonders schön wird ein Bullet Journal natürlich erst, wenn man Handlettering (dekorativ schreiben), Brushlettering (Handschriftliches mit dem Pinsel(stift) gestalten) und Sketchnotes (eine Kombination aus Skizze und Notiz) beherrscht. Dies sind beliebte Techniken, um dem Bullet Journal eine sehr persönliche Note zu geben. Selbstredend kann man dies alles in Kursen erlernen. Handlettering steht bei mir ganz zuoberst auf der Liste. Das kann man immer brauchen!

Jetzt stellt sich mir nur noch eine einzige, aber nicht ganz unwichtige Frage: Werde ich genügend Zeit haben/aufwenden wollen, um ein kreatives Bullet Journal zu führen? Ich weiss es noch nicht. Aber jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, das herauszufinden! Happy New Year!

Infos zum Bullet Journaling

Webwissen:
www.faber-castell.ch/bullet-journaling
www.hollylovesplanning.ch
bulletjournal.com
www.onkiart.ch
www.teaandtwigs.de    (Buch und Vorlagen beachten!)

© Text & Fotos: Inge Jucker | TravelExperience.ch | 2019

Offenlegung: Ich war von Faber-Castell zu einem dreistündigen Einführungskurs eingeladen. Basismaterial habe ich geschenkt bekommen, weiteres habe ich selber noch dazugekauft.