
Achtsamkeit, so dünkt mich, ist derzeit ein grosses Thema. Gut so, denn das kann der Welt nicht schaden. Ganz im Gegenteil! Persönlich habe ich mich schon vor vielen Jahren mit dem Thema auseinandergesetzt und versuche immer noch, so achtsam wie möglich zu leben. Und ich mag es, zu diskutiere und mich mit anderen darüber auszutauschen. Was bewirkt Achtsamkeit? Was nützt sie? Wie kann man selber achtsam sein? Oder ist das alles doch nur Mumpitz?
Mit all diesen Gedanken und einer Portion Skepsis – was erwartet mich da? – bin ich zusammen mit Heinz nach Dürrenroth ins historische Hotel Bären gefahren, um dort am Achtsamkeitskurs von Lioba Schneemann teilzunehmen. Eine Auffrischung kann uns nicht schaden…

Inhalt
Ziele von Lioba Schneemann
Die ursprüngliche Geologin und noch aktiv schreibenden Journalistin ist Mitglied des Verbands MBSR – «Mindfulness-Based Stress Reduction», was mit «Stressbewältigung durch Achtsamkeit» übersetzt wird – und bietet ihre Kurse schon eine geraume Weile an. Kennengelernt haben wir uns vor ein paar Jahren im Rahmen unserer journalistischen Tätigkeiten, sind dann aber in unterschiedliche Richtungen weitergegangen. Lioba hat vom Leben ein paar Steine in den Weg gelegt bekommen, die sie aber dort hin geführt haben, wo sie heute steht: Selbstsicher im Leben – mit dem Herzenswunsch, «Menschen die heilenden, einfach zu erlernenden Praktiken der Achtsamkeit und der Selbstfreundlichkeit näherzubringen, sie zu unterstützen, Achtsamkeit in den Alltag, in die Familie und in den Beruf einzubringen.» Das hat neugierig gemacht.
Ankommen in aller Achtsamkeit
Im Hotel Bären (darüber gibt es später einen separaten Beitrag) angekommen und das Zimmer bezogen, statten wir erst einmal dem berühmten Bauerngarten einen Besuch ab. Im Frühling ist er bestimmt eine Wucht, aber auch jetzt, in herbstlichen Farben, vermag er zu begeistern. Von der Natur gut eingestimmt treffen wir uns im Kurszimmer mit den anderen Teilnehmern. Eine allgemeine Vorstellungsrunde und einleitende Meditation schafft die Grundlage für die nächsten zwei Tage. Nein, ich zähle jetzt bewusst nicht jeden einzelnen Teilnehmer auf und breite seine persönlichen Beweggründe für diesen Kurs aus. Das ist privat und verlässt den Kursraum nicht.

Mich beschäftigt zunächst ohnehin die Definition von Achtsamkeit. Wie sehen das die anderen? Schliesslich gibt es viele Auffassungsmöglichkeiten. Beispielsweise das klare und nicht-wertende Gewahrsein dessen, was in jedem Augenblick geschieht. Oder: Achtsamkeit als Form der Aufmerksamkeit in einem besonderen Wahrnehmungs- und Bewusstseinszustand. Oder – wie es der Dalai Lama sieht – den Geist zur Ruhe zu bringen und die wahre Realität zu erkennen. Da fühle ich mich abgeholt. Nur wenn sich alles um das dauernd Aufmerksamkeit fordernde Ego dreht, dann werde ich vorsichtig. Selbstmitgefühl ja, aber mit Mass – so sehe ich es zumindest.
Achtsamkeit kann kein Modetrend sein oder ein Werkzeug zum Glücklichsein. Sie ist viel mehr ein Lebensstil, der Achtsamkeit gegenüber sich selbst, den Mitmenschen und der Umwelt umfasst.
Mit Anleitung herunterfahren
Aber wie sieht denn unsere alltägliche Umwelt aus? Viele von uns leben multitasking in Daueraktivität auf der Überholspur, sind ganz einfach reizüberflutet, gestresst, müde und erschöpft. Die einen mehr, die anderen weniger. Zur Ruhe kommen, ist sicher ein Ausweg. Sich auf das konzentrieren, was ist. Zeit für sich/mit sich alleine geniessen. Oder eben in einem Kurs gemeinsam «herunterfahren» und sich die kleinen Ruheinseln, die man im Alltag einbauen kann, in Erinnerung rufen.

Unter der einfühlsamen Anleitung von Lioba Schneemann gelingt das alles in Dürrenroth ganz wunderbar. Wir meditieren, machen einfache Yoga-Übungen, üben uns im Bauerngarten in Achtsamkeit, ebenso beim Essen und während des meditativen Gehens. Die Gruppengespräche drehen sich um Stressbewältigung und die Möglichkeiten, das urzeitlich reagierende Hirn unter Kontrolle zu bringen. Eine schwierige Aufgabe, aus den Automatismen herauszufinden und anders als gewohnt zu reagieren. Wir sind aber alle voll motiviert, Problemen künftig keinen Raum zu lassen und sie nicht durch Gedankengeplapper aufzublähen. Distanz zum Stressmoment schaffen – und sei es nur durch den simplen Gedanken (oder gesprochenen Satz): «Aha, das ist also die Situation.»
Der hilfreiche Schlusspunkt
Am Ende der beiden spannenden Tage angelangt, sind einige froh zu sehen, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind, dass es anderen gleich ergeht. Wir sitzen im gleichen Boot, das beruhigt. Es bleiben dennoch Befürchtungen, dass man das Erlebte nicht in den Alltag mitnehmen kann. Jemand plant, eine Klangschale und eine Matte zu kaufen und aus der Achtsamkeitsmeditation ein Ritual zu machen. Die Idee gefällt mir! Berührt haben aber auch die offene Wahrnehmung und die Unaufgeregtheit. Auch dass Lioba stets flexibel auf die gerade auftauchenden Themen eingehen kann – das ist eben auch Achtsamkeit –, wird als angenehm empfunden.

Neben vielen Buchtipps, die im Alltag eine Stütze sein können, übergibt uns Lioba ganz zum Schluss ihre eigenen Ideen und Tipps in Papierform sowie ihre CD mit den Meditationen, denen wir im Hotel Bären gefolgt sind. Eine nachhaltige Erinnerung und ein Anstoss, in Sachen Achtsamkeit immer schön dran zu bleiben!
Infos zu Lioba Schneemanns Achtsamkeitskursen
Alles über Lioba Schneemann und ihre Kurse ist auf ihrer Homepage zu finden:
www.schneemann-entspannt.ch
MBSR und Meditationskurse finden in Liestal, Frenkendorf und Oberwil (b. Zug) statt sowie in einigen idyllischen Garten Hotels wie dem Hotel Bären in Dürrenroth.
2020 gibt es in den Garten Hotels Schweiz folgende Kurse:
20. – 22. März 2020 im Schloss Wartegg
6. – 8. November 2020 im Schloss Wartegg
© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch
Offenlegung: Wir waren zum Seminar von Lioba eingeladen.
Hinterlasse einen Kommentar