Fans von René Laliques Glaskunst können nun einen Ort geniessen, an dem sich Geschichte und Realität erlebbar treffen: Die Villa Lalique ist jetzt ein Hotel.
Villa René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Hotel, Hideaway
In dieser hübschen Villa lebte einst René Lalique samt Famile. Heute ist das Haus im Elsass ein edles Hideaway.
Foto: © Lalique/Gilles Pernet

Ich wollte hier direkt mit der Beschreibung dieses aussergewöhnlichen Hauses im Elsass loslegen, aber dann wurde mir klar, dass ich wohl besser ein wenig aushole. Nicht jeder kennt René Lalique bzw. seine Kunstwerke und die Geschichte zum Haus.

Museum René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Schmuck
Dieses filigrane Schmuckstück von René Lalique ist im Museum zu bewundern.

Wer ist René Lalique?

Er war einer der bedeutendsten Schmuckdesigner des französischen Jugendstils – und das schon als Dreissigjähriger. Er liess sich von der Natur inspirieren und kannte keine Hemmungen, Gold mit Glas, Email oder Perlmutt zu kombinieren. Stets ging es ihm darum, «etwas zu schaffen, was man noch nie gesehen hat». Das ist ihm wahrlich gelungen, insbesondere an der Weltausstellung von 1900, die heute als Höhepunkt seines Schaffens als Schmuckhersteller angesehen wird. Zu dieser Zeit beschliesst der Künstler, sich künftig mit Glas als Werkstoff zu beschäftigen.

Museum René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Parfumflacons
Im Museum ausgestellt sind diese Parfumflacons, die der Sammlung von Silvio Denz angehören.

Glas in seiner Perfektion

Es dauert nicht lange, beherrscht er auch dieses Metier. Es entstehen Pendülen, Vasen, Skulpturen und mehr Dinge aus Glas, die er in Paris verkauft. Auch für den Parfümeur François Coty wird er tätig und entwirft wunderschöne Flacons. Als Meister der Art-déco-Glaskunst gründet er 1921 in Wingen-sur-Moder im Elsass seine Glasfabrik. Schon ein Jahr zuvor lässt er sich in der Nähe der Fabrik ein Riegelhaus bauen, damit er eine Unterkunft hat, wenn er in Wingen weilt.

René Lalique, Parfum Flacon Edition 2016, Anemonen
Der neueste Flacon der limitierten Edition 2016 orientiert sich an Anemonen. Seine Inspirationen hat der Künstler eigentlich immer in der Natur gefunden. Wie aufwendig dieser Flacon in der Herstellung ist, sieht auf den ersten Blick nur der Kenner…

Für René Lalique reiht sich Erfolg an Erfolg. Als er 1945 stirbt, übernimmt sein Sohn Marc das Unternehmen und modernisiert die Glasfabrik in Wingen-sur-Moder. Gleichzeitig führt er ein, dass nun statt Glas, Kristallglas verarbeitet wird. Marcs Tochter Marie-Claude führt später das Werk ihres Grossvaters und Vaters fort, amtet als Kreativdirektorin und bringt wieder die Parfums ins Spiel. 1992 wird «Lalique Parfums» lanciert.

Villa René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Hotel, Hideaway, Schmetterling
Eine ganze Wand ist nur mit diesen Glasschmetterlingen aus der Manufaktur Lalique geschmückt.

Auferstehung alter Mauern

2008 kommt der Schweizer Financier Silvio Denz ins Spiel, der oft auf sein Bauchgefühl hört. Der Parfum-Abteilung von Lalique geht es mittlerweile nicht mehr so gut, weshalb man nach einem Käufer sucht. Denz interessiert sich dafür. Doch unversehens muss er sich entscheiden: Alles oder nichts! Der sympathische Financier und sein Bauchgefühl entscheiden sich für alles und so ist er plötzlich auch Besitzer einer Glasfabrik. Er bringt den ganzen Betrieb wieder auf Vordermann. Erfolgreich. 2010 schreibt Lalique wieder schwarze Zahlen.

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Silvio Denz, Besitzer von Lalique und einigen Weingütern, hat gut lachen. Die Villa und das Restaurant sind so geworden, wie er sich das vorgestellt hat und bereits gut gebucht.

Irgendwann stellt Denz fest, dass auch das ehemalige Wohnhaus von René Lalique zu seinem Besitz gehört. Weil er Erfahrung im Umbauen alter Villen hat, liegt es nahe, dass er auch dieses Haus saniert. Und wie…!

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Zwischen der alten Villa und dem neuen Restaurant befindet sich das Entrée mit Rezeption. Erster Blickfang beim Eintreten sind diese Vasen, die – wie das Restaurant – von Architekt Mario Botta entworfen wurden.

Die Authentizität und die Struktur, quasi die Seele des Hauses, sollten erhalten bleiben, weshalb am Äusseren der Villa im Grundsatz nichts verändert wurde. Das Innenleben hat jedoch eine Generalsanierung erlebt. So wurde beispielsweise die Holztreppe, die in die oberen Stockwerke führt, originalgetreu nachgebaut. Die alte wäre nicht mehr sicher gewesen.

Villa René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Hotel, Hideaway, Salon
Im Salon kann sich der Gast zum Lesen oder Plaudern hinsetzen und die Atmosphäre geniessen.

Die Innenarchitekten Lady Tina Green und Pietro Mingarelli kümmern sich schliesslich um die Einrichtung. Beide sind auch im Bereich Möbel und Dekorationsaccessoires von «Lalique Maison» tätig, der 2011 gegründet wurde.

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Detail an der Armlehne: «Spirit of the Wind», eine Kühlerfigur, die von mehreren Autobauern verwendet wurde, ist jetzt in Möbelstücke integriert.

Exklusivität hat einen Namen

Über einen modern Vorbau mit Rezeption betrete ich nun also das ehemalige Wohnhaus meines Lieblingsglaskünstlers. Helle Teppiche, angenehmes Licht, riesige Hortensienblüten und Callas in Lalique-Vasen, edle Möbel mit Glas-Details… In der Lounge erkennt man mehr oder weniger alle Elemente der Kollektion «Lalique Maison» wieder.

Villa René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Hotel, Hideaway, Bar, Wisky, Cognac
Diese gut bestückte Bar bietet das Beste vom Besten – einiges davon in Glasdesign aus dem Hause Lalique gepackt.

In der schön ausgeleuchteten Bar stehen herrliche Karaffen, die Lalique u. a. einst für den Whisky-Produzenten Macallan und die Cognac-Hersteller Hardy und De La Tour schuf. Das Erdgeschoss wirkt insgesamt sehr edel und einladend, mit hohem Wohlfühlfaktor.

Villa René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Hotel, Hideaway, Suite Hirondelle, Schwalbe
Die Suite «Hirondelle», die mit dem Lalique-Emblem der Schwalbe dem ehemaligen Besitzer und Erbauer des Hauses gewidmet ist: René Lalique.

Ich steige die schwarze Treppe – den Nachbau vom Original – hinauf in den ersten Stock. Hier befinden sich die Suiten «Hirondelles», in Rot gehalten, mit dem Emblem der Lalique-Schwalben und einst von René Lalique selbst bewohnt; weiter die Suite «Rose», ein floraler Traum in Pudertönen, «Zeila» mit dem berühmten Panthersujet, das von Marie-Claude Lalique entworfen wurde, und «Dahlia» in Beige- und Elfenbeintönen.

Villa René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Hotel, Hideaway, Suite Rose
Nomen est omen: In der Suite «Rose» sind florale Muster und natürlich Rosenblüten tonangebend.

Soll mich bloss keiner fragen, welche Suite die schönste ist… Sie sind alle umwerfend! Vielleicht zwei, drei Kleiderbügel mehr in den Schränken könnte nicht schaden, aber das ist auch schon alles, was dem kritischen Auge aufs erste auffällt. Gut, erst wenn man darin wohnt, wird klar, ob die Exklusivität auch ihre praktischen Seiten hat…

Villa René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Hotel, Hideaway, Suite Rose, Badezimmer
So sieht das Bad der Suite «Rose» aus. Sogar die Armaturen sind ins Rosendesign einbezogen.

Im zweiten Stock befinden sich zwei weitere Suiten: «Dragon» mit dem Schuppentier als Emblem auf nachtblauem Grund und – die grösste Suite – «Masque de Femme». Dabei handelt es sich um eine Duplex-Suite mit zwei Schlafräumen und einem Wohnzimmer. Der Name erklärt sich durch das Paneel, das René Lalique schuf und darin seine Vorstellung vom Wesen der Frauen einfing. Ich bin sehr beeindruckt von diesen Räumen und weiss jetzt, dass Exklusivität einen Namen hat: Lalique.

Villa René Lalique, Wingen-sur-Moder, Elsass, Hotel, Hideaway, Suite, Masque de Femme
Eines der beiden Schlafzimmer der Suite «Masque de Femme». In diesen warmen Farben fühlt sich der Gast sorfort wohl.

Doch das ist ja noch nicht alles! Lies in den anderen Beiträgen weiter – über den riesigen Weinkeller und das Gourmetrestaurant sowie über die Glasmanufaktur. Die entsprechenden Links findest Du ganz unten.

Infos zur Villa Lalique

Villa René Lalique
18 rue Bellevue,
67290 Wingen-sur-Moder
Elsass, Frankreich
Tel. +33 388 71 98 98
villarenelalique.com

ANREISE
Mit dem Auto: von Strassburg her auf der A4 Richtung Paris: Ausfahrt Nr. 46; von Paris her auf der A4 nach Strassburg: Ausfahrt Nr. 43
GPS-Daten: Breitengrad: 48.918667, Längengrad: 7.365107
Mit dem Zug: Ab Strassburg TGV-Bahnhof oder Bahnhof Saarbrücken bis Wingen-sur-Moder.
Im Park der Villa steht auch ein Helikopter-Landeplatz zur Verfügung.

PREISE
«Zeila» ist die günstigste Suite, kann ab 350 Euro/Nacht (2 Personen) gebucht werden. Die teuerste Suite, «Masque de Femme», kostet ab 1200 Euro/Nacht (bis 4 Personen). Preisangaben ohne Gewähr.

ÖFFNUNGSZEITEN
Hotel und Restaurant sind jeweils am Dienstag und am Mittwoch geschlossen, das Restaurant ist ausserdem auch am Samstagmittag zu.

MUSÉE LALIQUE
40, Rue du Hochberg
F-67290 Wingen-sur-Moder
www.musee-lalique.com
2011 eröffnete das Museum Lalique, das am Standort der ehemaligen Glashütte Hochberg eingerichtet wurde. Sie war bis ins 19. Jahrhundert in Betrieb. Das Museum ist für Lalique-Liebhaber geradezu ein Muss. In Vitrinen und Schaukästen lagern Schmuckstücke, aber auch verschiedene Glaskunstwerke und insbesondere 230 Parfümfläschchen, die eine Leihgabe aus der Sammlung von Silvio Denz sind. In einem interessanten Film wird die Herstellung der Vase «Bacchantes» gezeigt. Wie viel Handarbeit für jedes Werk benötigt wird, erstaunt wohl so manchen Zuschauer. Neben der permanenten werden auch wechselnde Ausstellungen gezeigt. Die jeweiligen Themen sind auf der Homepage vermerkt. Zum Museum gehören prächtige Gärten und ein Café.

Wenn Sie jetzt einen Blick hinter die Kulissen werfen möchten, habe ich ein paar Bilder für Sie bereit: Die Glasmanufaktur Lalique.

© Text & Fotos (wo nicht anders vermerkt): Inge Jucker | TravelExperience.ch | 2015 | 2021

Offenlegung: Mein Dankeschön geht an Silvio Denz, der den exklusiven Einblick ermöglicht hat.

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